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Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod

Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod

Titel: Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Stelle meines Unterleibes, dass ich vor Schmerz aufschrie.
    Irgendwie schaffte ich es trotzdem ihr den Degen aus der Hand zu winden. Doch sie gab nicht auf, sondern zerkratzte mir nun mit beiden Händen das Gesicht und biss mich in den Hals. Ich machte mich mit einem heftigen Ruck von ihr frei und wollte auf den Dämon zulaufen. Doch da hing Morgause schon wieder an mir und bearbeitete mich noch wilder als vorher.
    Ich wehrte sie mit einem Ellbogenstoß ab, der etwas heftiger ausfiel, als ich eigentlich wollte. Morgause keuchte vor Schmerz, stolperte gegen Nimué und klammerte sich an sie, um nicht zu fallen. Im gleichen Augenblick schlang Ronyl’ohm seine Tentakelarme um die beiden.
    Grünes Feuer hüllte die ungleichen Schwestern ein. Halb wahnsinnig vor Angst schleuderte ich meinen Degen in den massigen Leib des Dämonen. Die Klinge traf eines der tückisch funkelnden Augen und bohrte sich bis an den Griff in seinen Schädel.
    Der Dämon zitterte und stieß einen gellenden Schrei aus. Dann fiel der grün leuchtende Krakenkörper mit einem hässlichen Geräusch in sich zusammen. Ich sah noch, wie er mit seinen ausfasernden Tentakeln wild um sich schlug und einige Steinsäulen des Heiligtums wie Bauklötze umwarf.
    Dann wurde mir schwarz vor Augen.
     
    Ich spürte, dass ich nur wenige Sekunden bewusstlos gewesen sein konnte. Und doch war Zeit vergangen. Unendlich viel Zeit: Als ich hochschreckte, wölbte sich ein blutroter Morgenhimmel über dem Heiligtum. Morgaines Irrnebel war verschwunden. Nur einige wenige graue Fetzen wehten über die Straße und in der Ferne ertönte der schrille Pfiff einer Lokomotive. Erst nach einigen Augenblicken fiel mir auf, dass Arthus’ Grab verschwunden war. Auch die Säulen, die der sterbende Dämon umgerissen hatte, standen wieder fest in der Erde.
    Für einen Moment fragte ich mich allen Ernstes, ob dies alles nicht vielleicht nur ein Traum gewesen war.
    Aber es war wahr. Ich befand mich in Stonehenge. Avalon war ebenso real und wirklich gewesen wie Ronyl’ohm, Corabhainn, Morgause und Nimué.
    »Nimué.«
    Ich sah auf, blickte mich erschrocken um und sah sie wenige Schritte neben mir im feuchten Gras liegen.
    Vorsichtig ging ich zu ihr, kniete neben ihr nieder und berührte ihr blasses Gesicht mit den Fingerspitzen. Sie war nicht mehr Nimué, sondern wieder Jeany Oldskirk, das Mädchen aus Salisbury, auf seine Art ein ebenso willenloses Werkzeug der Götter, wie ich es gewesen war. Sie hatte der Hexe nur als Hülle gedient, wo wie ich Merlin.
    Und doch waren es Nimués goldgesprenkelte Honigaugen, die zu mir aufsahen. Sie lebte noch.
    Aber im gleichen Moment fühlte ich auch, dass sie sterben würde. Ein bitterer Geschmack breitete sich in meinem Mund aus, als ich daran dachte, dass ich wieder einmal einem anderen Menschen Unglück gebracht hatte.
    Sollte denn der Fluch niemals enden?, dachte ich verzweifelt. Musste ich immer nur Leid und Entsetzen über die bringen, die das Pech hatten, meinen Weg zu kreuzen?
    »Merlin, du … du hast gesiegt«, flüsterte sie. »Du hast Ronyl’ohm vernichtet!« Nimués Stimme klang so schwach, dass ich sie kaum mehr verstand. Sie starb.
    »Du darfst nicht sprechen«, sagte ich. »Ich … werde Hilfe holen, und …«
    Nimué schüttelte mit einer matten Bewegung den Kopf. »Halte mich fest, Merlin, wie damals, als Corabhainn uns von Avalon vertrieb. Damals hatten wir fürchterliche Angst, dass er in seinem Hass dem Dämon den Weg in die Welt öffnen würde. Wir besaßen keine Waffe, die Ronyl’ohm aufhalten hätte können. Doch du hast eine gefunden. Ich freue mich so sehr.« Sie legte ihre rechte Hand auf meinen Unterarm und sah mich lächelnd an. In ihren zweifarbigen Augen stand ein dumpfer, ganz allmählich wachsender Schmerz. Etwas in mir krampfte sich zusammen, als ich begriff, dass sie in meinen Armen starb.
    »Du musst nicht um mich trauern, Merlin«, sagte sie sanft. »Auch wenn ich jetzt sterbe. Wir werden uns einmal wiedersehen. So wie wir uns jetzt wiedergesehen haben. Irgendwann wird ein anderes Mädchen wie Jeany Oldskirk geboren werden, die gleichzeitig auch Nimué ist. Du musst nur darauf warten … Merlin!«
    Nimué bäumte sich mit einem Schrei auf und sank dann haltlos zurück. Ich hielt sie fest, bis ihr Körper grün zu schimmern anfing und durchscheinend wurde. Dann legte ich sie vorsichtig in die Mitte des Steinkreises und trat langsam zurück. Nimués Körper flimmerte immer stärker und löste sich in tausend

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