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Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod

Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod

Titel: Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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doch ihre Zahl hatte sich rasch gemehrt. Bereits wenige Stunden später war der nächste Mann, William Staff, in die Stollen gegangen. Ein Freund hatte ihn verfolgt und beobachtet. Als er versucht hatte, Staff vom Durchschreiten der Barriere zurückzuhalten, hatte dieser sich mit schier übernatürlicher Kraft zur Wehr gesetzt und ihn niedergeschlagen.
    Und er war nicht der Letzte. Fortan waren in immer kürzeren Abständen Menschen in dem Stollen verschwunden. Nichts hatte sie aufhalten können, selbst durch einen künstlich herbeigeführten Erdrutsch hatten sie sich hindurchgewühlt. Niemand wusste, was die Menschen mit fast magischer Kraft zu der Barriere zog.
    Heute hatte Nemo schweren Herzens sein Einverständnis gegeben, Wachen aufzustellen und die Beeinflussten zu ihrem eigenen Schutz notfalls anzuschießen. Da der fremde Einfluss von der Entfernung scheinbar völlig unabhängig war, hatten sie direkt an der Barriere Posten bezogen.
    Bislang war es zu keinem weiteren Zwischenfall gekommen und jeder von ihnen war mehr als froh darüber. Für Jones war der Gedanke grauenvoll, auf Freunde zu schießen, selbst wenn er sie damit vor einem möglicherweise viel schlimmeren Schicksal bewahren konnte. Er kannte Nemo und wusste, wie schwer dem Kapitän die Entscheidung gefallen sein musste. Aber er wusste auch, dass es wahrscheinlich die einzige Möglichkeit war, das Verderben aufzuhalten. Besser eine Kugel im Bein, dachte er spöttisch, als gar kein Bein mehr …
    »Was verbirgst du?«, flüsterte er. Ein bisschen kam er sich albern dabei vor, mit nichts anderem als Dunkelheit zu reden; und trotzdem war er fast sicher, dass ihn das, was immer sich hinter der Barriere aus geronnener Finsternis verbarg, hörte und verstand.
    Eine Hand legte sich schwer auf seine Schulter und er blickte in O’Reileys wettergegerbtes Gesicht. »Mach dich nicht selbst verrückt«, sagte der alte Ire. Seine Stimme klang wie das Brummen eines schlecht gelaunten Waschbären, aber Jones wusste, dass O’Reiley hinter seiner rauen Schale einen sensiblen und gutmütigen Kern verbarg.
    Und das war der letzte klare Gedanke, den er fasste …
    Eine gigantische schwarze Hand schien nach seinem Gehirn zu greifen und fegte sein Denken mit feurigen Fingern hinweg. Dann sah er …
    Es war eine Vision und er war sich auf einer übergeordneten Ebene seines Denkens dieses Umstandes völlig bewusst, aber trotzdem war sie so echt, dass er glaubte, die Realität zu erleben. Er sah eine Stadt, aber eine Stadt, wie er sie noch niemals zuvor erblickt hatte. Die Gebäude schimmerten silbern. Sie waren von unvergleichlicher Feinheit, schmal und hoch, mit unzähligen Erkern und kristallenen Türmchen. Es gab Parks mit Teichen und munter plätschernden Springbrunnen und Blumen von einer Pracht und Farbenvielfalt, die ihresgleichen suchte. Wesen von anmutiger Zartheit tanzten in den Straßen dieser Elfenstadt.
    Dann verblasste das Bild, als lege sich ein milchiger Schleier darüber. Enttäuscht stöhnte Jones auf. Noch nie zuvor hatte er einen Ort von solcher Schönheit gesehen und er wusste, dass er dorthin gelangen musste, wenn er nicht vor verzehrender Sehnsucht sterben wollte. Es gab keine Anstrengung, die zu groß war, um die Stadt zu erreichen.
    Mit tänzerischer Leichtfüßigkeit bewegte er sich auf den Durchgang zu. Schatten waren um ihn herum, die ihn zurückzuhalten versuchten. Ohne jede Mühe schüttelte Jones sie ab. Ein lautes Geräusch ertönte und gleichzeitig knickte ihm ein Bein unter dem Körper weg, ohne dass er wirklichen Schmerz spürte. Er stemmte sich wieder hoch. Es dauerte nicht einmal zwei Sekunden, auch den letzten der konturlosen Schatten abzuschütteln.
    Unbeirrt setzte Jones seinen Weg durch den schmalen Stollen fort. Mit der Gleichmäßigkeit einer Maschine setzte er einen Fuß vor den anderen. Sein Gesicht zeigte einen verklärten, glücklichen Ausdruck, als er die Barriere erreichte.
    David Jones lächelte noch, als er hindurchschritt und nachtschwarze Tentakel auf ihn zuglitten …
     
    Der Pub sah von innen genauso aus, wie es sein Äußeres erwarten ließ: schmutzig und ungepflegt. Die Luft war stickig und verbraucht; es roch nach kaltem Rauch und abgestandenem Bier und der Gestank von Howards Zigarre verringerte meine Atemprobleme auch nicht gerade. Ich ließ meinen Blick durch den Raum schweifen. Es war später Nachmittag und um diese Zeit hielten sich nur wenige Menschen in dem Pub auf. Es waren einfache Seeleute in

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