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Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod

Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod

Titel: Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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wir mehr Leute.«
    Nemo lächelte müde. Seit fast fünfzig Stunden hatte er nicht mehr geschlafen und die Erschöpfung ließ sein Lächeln zu einer Grimasse geraten. Erfolglos versuchte er die Müdigkeit wegzublinzeln und den düsteren Sumpf hinter seiner Stirn zu dem klaren, logischen Denken zu formen, das seine Männer von ihm erwarteten.
    »Und was?«, seufzte er. »Wir haben alles menschenmögliche versucht. Machen Sie mir einen brauchbaren Vorschlag und ich bin sofort einverstanden.«
    Galbrights Gestalt straffte sich. »Ich stehe nach wie vor zu meinem Vorschlag. Stellen Sie mir ein Dutzend Männer zur Verfügung und ich werde mit dem Spuk aufräumen.«
    Nemo winkte müde ab. Ein ganz kleines bisschen ärgerten ihn Galbrights Worte. Sie hatten mehr als einen Streit gehabt über dieses Thema und er hatte gehofft, es mit seinen letzten scharfen Worten endgültig aus der Welt geschafft zu haben. Aber er war viel zu müde, sich abermals mit Galbright zu streiten. »Die Leute verschwinden schon von alleine«, sagte er spöttisch, »also warum sollten wir den Prozess auch noch beschleunigen? Was glauben Sie schon mit einer Hand voll Männer gegen diese unbekannten Kräfte ausrichten zu können?«
    »Es ist unsere einzige Möglichkeit.« Galbright trat näher und stützte seine Hände auf den Schreibtisch. »Der Prozess beschleunigt sich auch jetzt schon. Wenn wir weiterhin nur abwarten, haben wir bald alle Männer verloren. Zum Teufel, was wollen Sie tun? Den Stützpunkt aufgeben?«
    »Wenn es sein muss, ja«, sagte Nemo ernst, aber Galbright fegte seine Worte mit einer zornigen Geste davon.
    »Unsere Männer sind besser bewaffnet, als jeder andere Soldat auf der Welt«, fauchte er. »Mit einer solchen Truppe nehme ich es mit jeder Gefahr auf. Ich bin -«
    »Sie sind ein Narr, dessen Denken offenbar nicht weiter reicht als bis ans Ende seines Gewehrlaufes«, unterbrach Nemo ihn mit plötzlicher Härte in der Stimme. »Vergessen Sie endlich den General in sich. Begreifen Sie nicht, dass wir dieser Gefahr nicht mit unseren Waffen begegnen können? Selbst wenn ich hunderttausend Soldaten schicken würde, könnten diese nichts ausrichten.«
    Galbright trat einen Schritt näher und ballte die Fäuste. Sein Gesicht verfinsterte sich.
    »Dann sagen Sie mir endlich, was Sie über diese geheimnisvollen Kräfte wissen«, forderte er. »Dies ist wahrlich nicht der Moment für Geheimniskrämerei. Ich habe mich Ihnen vor mehr als zehn Jahren angeschlossen und bin dafür aus der britischen Armee desertiert, weil ich Ihre Pläne unterstütze! Seither habe ich England nicht mehr wiedergesehen, dennoch habe ich meinen Entschluss niemals bereut. Jetzt aber kommen mir Zweifel, wenn Sie mir nach all den Jahren immer noch nicht vertrauen, Kapitän.«
    Fahrig schüttelte Nemo den Kopf und strich sich erneut durchs Haar. Er lehnte sich in seinem Sessel zurück; ein gequälter Ausdruck erschien auf seinem scharf geschnittenen Gesicht.
    »Das hat nichts mit Vertrauen zu tun«, entgegnete er leise. »Ich weiß, dass ich Ihnen vertrauen kann und Sie kein Wort weitererzählen würden, wenn es darauf noch ankäme. Aber darum geht es nicht. Manchmal wünschte ich, ich wüsste selbst nichts über die Dinge, mit denen wir es hier zu tun haben. Es liegt in Ihrem eigenen Interesse, wenn ich schweige.«
    »Es hatte etwas mit dieser Sache bei Krakatau vor einem Jahr zu tun, nicht wahr«, vermutete Galbright. »Die Männer haben die wüstesten Geschichten erzählt, aber ich habe es nicht glauben wollen.«
    Wiederum nickte Nemo. »Ich vermute, dass es am Rande etwas damit zu tun hat, ja. Aber es wäre gefährlich für Sie, mehr über die Zusammenhänge zu wissen. Hätten wir diese unseligen Stollen nur niemals entdeckt.« Er machte eine kurze Pause. »Unter diesen Umständen sind die Wachen natürlich sinnlos geworden. Die Männer können in ihre Quartiere zurückkehren. Das wäre alles. Gehen Sie jetzt.«
    Einen Augenblick lang sah es fast so aus, als ob Galbright den Befehl schlichtweg ignorieren würde, aber dann wandte er sich abrupt um und ging mit abgehackten Schritten zur Tür. »Wie Sie meinen, Sir. « Er betonte das Sir, als handle es sich um ein Schimpfwort.
    Aus vor Müdigkeit geröteten Augen blickte Nemo ihm nach. Er empfand nicht einmal mehr Zorn über Galbrigths Auftritt. In sich fühlte er nichts als eine entsetzliche Leere. Er hatte mit seinem Tun an Mächte gerührt, denen nicht einmal er gewachsen war, und die Last der Verantwortung,

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