Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod
versank hinter einem Vorhang aus grellem Licht. Schreiend taumelte ich umher, bis meine Beine unter mir nachgaben und ich in die Knie brach.
Immer stärker wurde der fremde Einfluss; der Schmerz steigerte sich ins Unermessliche und fegte mein Denken mit Urgewalt hinweg. Schreiend wälzte ich mich auf dem Boden. Mein Kopf schien zu explodieren.
Gleichzeitig erwachte etwas tief in meinem Inneren. Ich spürte etwas Dunkles in mir aufsteigen und an Macht gewinnen. Das magische Erbe meines Vaters, das mein Bewusstsein überflutete und den Kampf gegen die fremde Kraft aufnahm.
Ohne mir dessen bewusst zu sein, hatte ich die in mir schlummernden Kräfte in diesem Moment größter Pein geweckt. Verzweifelt klammerte ich mich daran. Irgendwie gelang es mir die Schmerzen ein wenig zurückzudrängen und eine geistige Blockade in meinem Gehirn zu errichten.
Langsam ebbte der Schmerz ab.
Das Hämmern meines Herzschlages ließ nach, doch ich blieb noch liegen, reglos und mit geschlossenen Augen, auf einen neuen Angriff gefasst und bereit erneut dagegen anzukämpfen.
Aber es geschah nichts und schließlich wagte ich es die Augen wieder zu öffnen. Mary kniete neben mir und schaute besorgt und aufgeregt auf mich herab.
»Robert, was ist mit Ihnen? Robert, sagen Sie doch etwas!«
Stöhnend massierte ich meine Schläfen. Ich hatte die vage Erinnerung an glühende Lava, die in meinen Adern zu fließen schien, das Gefühl, dass etwas aus mir herausgebrannt würde, dann …
Meine Gedanken rissen ab.
Es war, als stieße ich an eine massive Mauer, die meine Erinnerung blockierte. Ich stemmte mich auf die Ellbogen hoch und schüttelte benommen den Kopf, als könnte ich dadurch die Mauer um mein Gedächtnis niederreißen.
Die Schmerzen waren verschwunden, aber tief in mir hatten sie ein Gefühl der Taubheit hinterlassen, das Gefühl, einen Teil von mir verloren zu haben.
»Es … geht schon wieder«, stieß ich mühsam hervor. »Ein Schwächeanfall. Ich habe mir wohl wirklich zu viel zugemutet. Alles wieder in Ordnung.«
Mary musterte mich skeptisch, half mir beim Aufstehen und trat einige Schritte zurück. Ihr Blick besagte deutlich, dass für sie noch längst nicht wieder alles in Ordnung war. Meine Schreie hatten gezeigt, welche Schmerzen ich gehabt hatte, doch davon war bis auf leichte Kopfschmerzen nun nichts mehr geblieben.
»Fühlen Sie sich wirklich besser?«, fragte Mary. »Soll ich nicht lieber einen Arzt rufen?«
»Nein, nein«, wehrte ich ab. »Ein Arzt ist nicht nötig, wirklich.« Und er könnte mir hierbei auch bestimmt nicht helfen, fügte ich in Gedanken hinzu, hütete mich aber es laut auszusprechen. Ich wollte Mary nicht noch mehr beunruhigen. Was ich erlebt hatte, war alles andere als ein Schwächeanfall gewesen, sondern ein magischer Angriff, aber von einer Form und Stärke, wie ich es bislang selten erlebt hatte. Doch ich behielt diese Gedanken wohlweislich für mich.
»Ich muss mich nur etwas hinlegen«, sagte ich stattdessen und bemühte mich ein Lächeln zustande zu bringen.
»In der Tat«, stimmte sie immer noch misstrauisch zu. »Mindestens vierundzwanzig Stunden lang, dann ginge es Ihnen wahrscheinlich wieder besser.«
»Sie wissen, dass das nicht geht«, entgegnete ich. »Ich muss morgen früh zur Klinik. Genauer gesagt, heute früh«, verbesserte ich mit einem Blick zur Uhr.
»Ja, und danach gibt es sicherlich auch wieder einen Grund, um aufzubleiben«, sagte Mary gereizt. »Mit ein paar Litern Kaffee und einem Dutzend Tabletten können Sie es bestimmt noch ein paar Stunden aushalten, falls Sie vorher nicht wieder vor Schwäche zusammenbrechen. Robert, Sie richten sich zugrunde. Meinen Sie wirklich Priscylla damit helfen zu können? Hören Sie auf mich, Junge, versuchen Sie wenigstens bis zum Morgen noch ein paar Stunden zu schlafen.«
Unter normalen Umständen hätte ich ihr Recht gegeben und wäre spätestens jetzt ihrer Aufforderung gefolgt und hätte mich hingelegt. Was mich davon abhielt, war nicht mehr nur das Wissen, dass ich mich hinterher nur umso müder fühlen würde.
Es war Angst.
Nackte, panische Angst vor weiteren Träumen, wie ich einen an Bord der NAUTILUS gehabt hatte.
Einen Albtraum, der mich dazu treiben würde, im Schlaf unbewusst irgendwelche Dinge zu tun, so wie ich mich am Stockdegen verletzt hatte. Der magische Angriff gerade hatte gezeigt, dass ich auch in diesem Haus nicht vor dem fremden Einfluss geschützt war, wie ich bislang gehofft hatte. Im Schlaf hätte ich
Weitere Kostenlose Bücher