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Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod

Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod

Titel: Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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mich gegen die Beeinflussung nicht wehren können, hätte sie nicht einmal wahrgenommen. Und wenn, dann erst nach dem Aufwachen – nachdem ich mir mit dem Degen möglicherweise nicht mehr nur den Finger geritzt, sondern die Kehle durchgeschnitten hätte.
    Ich wandte mich ab, um mir meine Unsicherheit und Angst nicht allzu deutlich anmerken zu lassen – und im gleichen Augenblick zuckte ich zusammen.
    Der Raum hatte sich verändert.
    Ich wusste nicht zu sagen, worin die Veränderung bestand, aber sie war da. Auf den ersten Blick schien alles wie zuvor; alle Möbel standen noch an ihrem Platz, das Feuer im Kamin brannte noch – und doch war alles mit einem Schlag anders geworden.
    Die Veränderung war mit dem Auge nicht wahrzunehmen, aber ich spürte sie so deutlich, als ob ich alles sehen könnte.
    Die Atmosphäre im Raum hatte sich auf Furcht erregende Art gewandelt; jeder Gegenstand schien ein unheimliches und bedrohliches Eigenleben zu entwickeln. Ich hatte den Eindruck, als wären die Schatten in den Ecken länger und stofflicher geworden, als würden sie aus ihren Winkeln hervorkriechen, um mit unsichtbaren Armen nach mir zu greifen.
    Ich vernahm unheimliche Geräusche, Laute, die nicht an mein Ohr drangen, sondern direkt in meinem Gehirn aufklangen. Sie waren düster und so unvorstellbar fremdartig, dass sie sich jedem Versuch einer Beschreibung entzogen, meine Angst aber erneut zu blinder Panik anfachten.
    Ich wusste einfach, dass ich in Gefahr war, wenngleich die Bedrohung gänzlich anderer Art war, als der magische Angriff zuvor. Deutlich spürte ich, dass sich etwas Fremdes eingeschlichen hatte. Es war wie ein eisiger Pesthauch, der mich mit einem Mal einhüllte.
    Und dann erkannte ich, was mich so erschreckte.
    Die Petroleumlampe auf meinem Schreibtisch und das zuckende Kaminfeuer reichten nicht aus, das Zimmer vollständig zu erhellen. Aber sie genügten, dass ich selbst einen deutlichen Schatten warf, der bei jeder meiner Bewegungen unruhig über die Möbel und Wände huschte.
    Aber es war nicht mein Schatten, obwohl ich ihn verursachte …
    Es war der Schatten eines Dinges, größer als ich, so verzerrt, dass er wie die boshafte Karikatur eines menschlichen Wesens anmutete, doch mit einem Paar riesiger Flügel versehen und von einer Schwärze, die mehr war als nur die Abwesenheit von Licht. Viel mehr eine Finsternis, die wie ein Gestalt gewordenes Nichts wirkte, als würde die Welt dort, wo mein Schatten sie berührte, zu existieren aufhören, um sie mit tiefer, Licht schluckender Nacht zu erfüllen.
    Ich spürte eine Berührung am Arm und schrie instinktiv auf. Doch sofort beruhigte ich mich wieder, als ich erkannte, dass es nur Mary war.
    »Robert, was ist nun schon wieder?«
    Ich gab keine Antwort, sondern konzentrierte mich weiterhin auf den Schatten. Mit Entsetzen stellte ich fest, dass mein erster Eindruck richtig gewesen war.
    Der Schatten kam näher, fast unmerklich, aber zu deutlich, als dass ich es als Einbildung abtun könnte. Ich wich zurück, doch sofort vollzog die gestaltlose Kreatur die Bewegung nach und rückte sogar noch einige Hand breit näher.
    Natürlich, kein Mensch konnte vor seinem eigenen Schatten fliehen.
    Ich hatte etwas Derartiges schon einmal erlebt; es lag Jahre zurück und doch erinnerte ich mich so deutlich daran, als ob es gestern gewesen wäre. Als ich einen der GROSSEN ALTEN getötet hatte, eine schreckliche, im Vergleich zu Cthulhus Gezücht jedoch vergleichsweise unbedeutende Kreatur, hatte sie sich in mir eingenistet und versucht meinen Schatten als Werkzeug zu benutzen, um mich zu töten. Die weiße Strähne in meinem Haar erinnerte mich noch heute immer wieder neu an jene Tage des Schreckens.
    »Robert, was ist los?«, fragte Mary noch einmal, drängender als zuvor.
    »Der Schatten«, hauchte ich. »Sehen Sie es nicht, mein Schatten …«
    »Jetzt aber marsch ins Bett«, unterbrach sie mich. »Sie leiden ja schon an Halluzina -«
    Die Bestie nutzte meine sekundenlange Unachtsamkeit. Einer der rauchigen Schattenarme peitschte gedankenschnell auf mich zu. Im letzten Moment konnte ich mich darunter hinweg bücken und versetzte Mary einen Stoß, der sie auf den Schreibtisch zutaumeln ließ. Es gab nur eine einzige Möglichkeit, der Bestie zu entkommen.
    »Das Licht!«, schrie ich. »Löschen Sie das Licht, schnell!«
    Mary schaute mich nur verständnislos an, sie hielt mich für vollends übergeschnappt.
    Mit einem verzweifelten Satz sprang ich vor, um die Lampe

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