Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod
schon oft mit seinen lustigen Späßchen aufgeheitert hatte, thronte auf seiner Schulter und grinste mich fröhlich an, während er seine Faxen schnitt. Niemand schien etwas Anstößiges daran zu finden und auch ich amüsierte mich köstlich.
Schließlich war es so weit, dass Pri und ich die Trauringe wechselten, und dann wurde sie von Dagon aufgefordert den Schleier zu lüften, damit ich unsere Trauung mit einem Kuss besiegeln konnte.
Mit einem Ruck schlug sie den Schleier zurück.
Ich schrie gellend auf.
Zwei schleimige, fast schwarze Blutfäden rannen aus den zerfransten Löchern, die einmal ihre Augen gewesen waren. Kleine, weiße Maden krochen über ihre Lippen. Ihre Haut war nicht glatt und zart, wie ich sie kannte, sondern faltig wie die einer uralten Frau; zudem mit Warzen und Runzeln übersät. Eine abgrundtief hässliche Fratze grinste mich an, doch damit war das Grauen noch nicht beendet.
Priscylla (Priscylla???) alterte noch weiter. Binnen weniger Sekunden verflossen für sie Jahre, binnen einer Minute Jahrzehnte. Ihr Gesicht trocknete aus und fiel ein; das Fleisch verdorrte und schließlich spannte sich nur noch mumifizierte, an Pergament erinnernde Haut über ihren Knochen, bis auch diese zu Staub zerfiel und nur ein Totenschädel übrig blieb, in dessen leeren Augenhöhlen immer noch ein verzehrendes Feuer brannte und auf dessen Zügen auch jetzt noch ein satanisches Grinsen lag. Ihre verfaulten Zahnstümpfe bewegten sich, als sie zu sprechen versuchte.
»Nun sind wir für alle Zeit vereint, Robert«, sagte sie mit brüchiger Stimme. Es klang wie das Knistern jahrhundertealten Papiers.
Es war spät geworden.
Die Untersuchungen waren schon seit fast einer Stunde abgeschlossen und so lange saßen sie in dem Konferenzraum zusammen, ohne dass sie bisher eine Einigung hatten erzielen können. Träge schwebte eine übel riechende Wolke aus Zigarren- und Pfeifenrauch unter der Decke. Ein paar Mal waren die Fenster schon geöffnet worden, ohne dass es viel half, denn bei der hereinfauchenden Februarkälte und dem Schneeregen konnten sie nicht lange geöffnet bleiben, ohne dass man die Wahl zwischen Ersticken oder Erfrieren hatte.
Die Fronten lagen klar. Denham ließ seinen Blick über die Gesichter der anderen gleiten.
Williams und Porter hatten sich aufgrund der Untersuchungen seiner Meinung angeschlossen, dass Priscylla kerngesund wäre und es keinen Grund gäbe sie noch länger in der Klinik zu halten. Es gab viele Anmeldungen und das Bett wurde dringend gebraucht.
Brown, Parker und Jameson waren anderer Ansicht, was einen Stimmengleichstand bedeutete, während eine Zwei-Drittel-Mehrheit für eine Entscheidung erforderlich wäre. Seit Jacksons Tod hatte sich ihr zahlenmäßiges Gleichgewicht ungünstig verschoben.
»Sieht schlecht aus«, sagte Williams leise und beugte sich herüber. »Wenn wir nicht bald eine Einigung erzielen können, werde ich ebenfalls für eine weitere Beobachtung stimmen. Meine Frau erwartet mich, ich möchte endlich nach Hause.«
Denham beachtete ihn nicht, aber seine Verbitterung wuchs. Er ließ seinen Blick zu Jameson weiterwandern. Das Wort des Chefarztes und Klinikleiters besaß besonderes Gewicht. Wenn er ihn überzeugen könnte, hätte er gewonnen. Parker war noch jung und zudem überaus ehrgeizig. Denham war überzeugt, dass ihm völlig egal war, was er selbst zu diesem Fall dachte. Er hatte sich Jamesons Meinung lediglich angeschlossen, weil er sich berufliche Vorteile davon versprach. Er würde auch einen Stimmungsumschwung des Chefarztes wieder mitvollziehen.
Frank Brown hingegen würde auf seiner jetzigen Meinung bestehen, gleichgültig, wie gut die ins Feld geführten Argumente auch sein mochten. Er war ein sturer alter Dickschädel und seine Gründe, gegen die Entlassung zu stimmen, waren durchaus stichhaltig. Sicher, die Untersuchungen hatten weder eine organische Krankheit erkennen lassen, noch Hinweise für eine geistige Verwirrung geliefert.
Aber die letzte Zeit hätte ja gezeigt, dass die Anfälle sporadisch auftraten, während Priscylla zwischenzeitlich ganz normal gewirkt hätte. Deshalb wäre es günstiger, die junge Frau noch eine Weile unter Beobachtung zu halten; darauf lief seine Argumentation kurz gefasst hinaus.
Jameson argumentierte genauso, doch Denham konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass es dem Klinikleiter in erster Linie darauf ankam, das sehr hohe Honorar, das Craven zahlte, weiterhin zu bekommen. An diesem Punkt musste
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