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Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I

Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I

Titel: Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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tauchte ich die Hand ins Wasser und zog sie langsam wieder heraus. Zwischen meinen Fingern hing eine Anzahl dünner, haarartiger schwarzer Fäden, die sich feucht und kalt und zugleich auf unheimliche Weise lebendig anfühlten. Sie bewegten sich. Ich registrierte ein ganz leichtes Zittern und als ich die Hand weiter zu heben versuchte, spürte ich einen immer heftigeren Widerstand. Überall rings um mich herum begann das Wasser zu zittern. Offensichtlich waren es keine einzelnen Fäden, sondern Teile eines gewaltigen Gebildes. Hastig streifte ich das widerliche Zeug ab und fuhr auf meinem unsicheren Halt herum, verlor dabei beinahe das Gleichgewicht und registrierte voller Schrecken, dass die Flut immer schneller zu steigen begann. Das Wasser reichte Joshua und den anderen jetzt fast bis zur Brust. Sie würden ertrinken, dachte ich entsetzt. Und dann tat ich etwas, das ich bei klarer Überlegung vermutlich nicht getan hätte – aber ich war nicht mehr in der Lage, klar zu denken. Ich sah nur diese beinahe zwei Dutzend Kinder, die vor meinen Augen zu ertrinken drohten, und ich richtete mich völlig auf, riss die Arme in die Höhe und schrie, so laut ich konnte: »Lauft weg! Das Wasser kommt!«
    Nichts geschah. In der noch immer anhaltenden, fast unheimlichen Stille mussten meine Worte meilenweit zu hören sein, aber nicht einer von ihnen reagierte auch nur. Einzig Joshua drehte sich nach einigen Sekunden ganz langsam herum, sah zu mir hinauf – und ein dünnes, böses Lächeln verzog seine Lippen.
    Plötzlich begriff ich, dass die anderen meine Worte tatsächlich nicht gehört hatten – weil er es verhinderte.
    »Joshua!«, rief ich. »Tu das nicht! Du bringst sie um!«
    Pasons antwortete nicht. Sein Lächeln wurde breiter, seine Lippen teilten sich und zeigten mir zwei Reihen kleiner, gleichmäßiger Zähne, die in der Dunkelheit der Nacht unnatürlich weiß zu leuchten schienen. Und für einen winzigen Moment kam mir sein Gesicht gar nicht mehr wie das eines Kindes vor, nicht einmal wirklich wie das eines Menschen. Was mich anblickte, das war ein Raubtier, ein Ungeheuer, das seine Beute sicher wusste, und mich seinen Triumph fühlen ließ.
    Der Moment verging so schnell, wie er gekommen war. Aus dem Ungeheuer wurde wieder das Gesicht eines Kindes, ein siebenjähriger Junge, der die tödliche Gefahr, in die er sich und seine Freunde mit seinem morbiden Spiel gebracht hatte, nicht einmal begriff. Ich zögerte nicht länger. Es blieb nicht genug Zeit, es mit Vernunft zu versuchen. Wenn Joshua nicht auf meine Worte reagierte, so würde ich ihn zwingen müssen, sich und das Leben der anderen zu retten.
    Mit einer entschlossenen Bewegung sprang ich in das eiskalte Wasser herab und watete auf den Kreis reglos dastehender Gestalten zu.
    Das heißt – ich wollte es.
    Etwas hielt mich fest. Die Berührung war nur ganz sacht, im ersten Moment kaum spürbar, aber der Widerstand wuchs mit jedem Schritt, den ich tat. Unsichtbare Fesseln schienen sich um meine Beine zu legen und sie zu halten und etwas Feuchtes, unangenehm Schleimiges schlang sich um meinen Leib. Ich sah nach unten und bemerkte, dass das Wasser vor mir von Millionen dünner, zuckender Fäden durchwoben war, die sich immer enger und enger um mich schlossen. Ich kam kaum noch von der Stelle, und jeder Schritt kostete mich mehr Kraft als der vorhergehende. Und dann fühlte ich, wie mich etwas langsam, aber mit unbarmherziger Gewalt in die Tiefe zu zerren begann!
    Mit einem Schrei warf ich mich zurück. Im allerersten Moment glaubte ich, meine Kraft würde nicht ausreichen, aber dann ließ der Widerstand mit einem so heftigen Ruck nach, dass ich das Gleichgewicht verlor und hintenüber ins Wasser klatschte. Die eisige Nässe schlug über mir zusammen und nahm mir den Atem. Haardünne Fäden berührten mein Gesicht, wanden sich um meinen Hals und meine Arme, und ich musste mit aller Kraft um mich schlagen und treten, um mich auch nur weit genug wieder aufrichten zu können, dass ich atmen konnte. Wieder ließ der Druck im allerletzten Moment nach, gerade, als ich glaubte, es nicht mehr aushalten zu können, und diesmal spürte ich, dass es kein Zufall war. Keuchend und verzweifelt um Luft ringend richtete ich mich auf, taumelte ein paar Schritte zurück und fuhr mir angeekelt mit beiden Händen durch Gesicht und Haar, um die schwarzen Fäden abzuwischen, die mich über und über bedeckten, und als ich wieder halbwegs klar sehen konnte, begegnete ich erneut Joshuas

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