Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I

Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I

Titel: Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Blick.
    Aus dem höhnischen Lächeln auf seinem Gesicht war ein Ausdruck bösen Triumphs geworden. Das Wasser reichte ihm und den anderen jetzt bis zur Brust und stieg höher; und ich sah, wie sich unter seiner Oberfläche etwas Schwarzes, Gewaltiges heranschob, kein Körper, sondern eine ungeheuerliche Masse der zuckenden Nervenfäden, die den Ozean erfüllten. Einige von ihnen streckten sich jetzt wie dünne, tastende Finger aus dem Wasser heraus und begannen an den Körpern der Kinder emporzukriechen, Wurzeln gleich, die mit millionenfacher Schnelligkeit ein Hindernis überwucherten, und auch ich spürte schon wieder jene widerwärtige, lebendige Berührung an Armen und Leib. Trotzdem versuchte ich noch einmal mich weiter vorzukämpfen.
    Diesmal war die Warnung eindeutig. Ich wurde mit einem harten, brutalen Ruck nach vorne- und bis auf den Meeresgrund hinuntergezerrt und der Würgegriff hielt so lange an, bis ich glaubte, dass meine Lungen platzen müssten und nahe daran war, das Bewusstsein zu verlieren. Mehr besinnungslos als wach richtete ich mich wieder auf, taumelte blindlings zurück und taumelte gegen einen Felsen. Der heftige Schmerz, mit dem mein Hinterkopf gegen den Stein stieß, riss mich in die Wirklichkeit zurück.
    Gerade noch im richtigen Moment, denn ich sah, wie plötzlich aus allen Richtungen kleine, rasend schnelle Wellenpfeile auf mich zuschossen, fuhr instinktiv herum und begann mit einer Geschicklichkeit und Kraft, die mir nur die pure Todesangst verlieh, an dem Riff emporzuklettern. Tausende von Fäden griffen nach meinen Beinen, umschlangen meine Füße und wickelten sich wie Peitschenschnüre um meine Waden. Ich zerrte mit aller Kraft daran, spürte, dass sie zerrissen und sofort von neuen ersetzt wurden und zerrte weiter. Ich kam kaum noch von der Stelle, für jeden Zentimeter, den ich mich in die Höhe zog, wurde ich um einen halben zurückgezerrt, und meine Kräfte begannen bereits zu erlahmen. Das salzige Wasser, das den Felsen bedeckte, vermischte sich mit meinem eigenen Blut, als ich mir die Finger an dem harten Stein aufriss, aber ich ignorierte auch diesen neuerlichen Schmerz und zog mich weiter und weiter in die Höhe.
    Und schließlich hörte es auf. Mit einem letzten, verzweifelten Ruck kam ich frei, kletterte hastig weiter und zog mich auf den schmalen Grat der Klippe hinauf. Einige Sekunden lang blieb ich keuchend und vollkommen erschöpft liegen, ehe ich auch nur wieder die Kraft fand, den Kopf zu heben und nach unten zu sehen.
    Was ich erblickte, brachte mich fast um den Verstand. Das Wasser war weiter gestiegen und hatte nunmehr Schultern und Gesichter der Kinder erreicht. Sie rührten sich immer noch nicht, sondern standen da wie Statuen einer längst vergessenen Kultur, die das Meer für wenige Stunden freigegeben hatte und nun wieder verschlang. Ich sah, wie das Wasser weiter und weiter stieg, ihre Gesichter und Münder erreichte und überflutete und obwohl sie in diesem Moment, vor meinen Augen, sterben mussten, bewegte sich kein einziges von ihnen.
    Vielleicht waren es die schlimmsten Momente meines Lebens. Vor meinen Augen ertranken neunzehn unschuldige Kinder und es gab nichts, was ich dagegen tun konnte. Die Flut stieg unaufhörlich weiter und es vergingen nur noch wenige Minuten, bis sie die Lichtung in dem steinernen Wald vollkommen bedeckte und von Joshua und den anderen keine Spur mehr zu sehen war.

 
    Die Fackel war nicht erloschen, sondern brannte auf dem Boden weiter. In ihrem schwachen Schein erblickte Howard ein grob menschenähnliches Wesen mit heller, gräulicher Haut und langen, zotteligen Haaren von der gleichen Farbe. Das albtraumhafte Gesicht der Kreatur erinnerte mit seiner vorgewölbte Stirn und der flachen Nase an eine Mischung aus einem Neandertaler und einem großen Menschenaffen. Die Augen schienen von innen her zu leuchten. Howard hatte instinktiv einen Arm gegen die Kehle des Wesens gepresst, um es von sich fernzuhalten, doch der Kraft der Kreatur hatte er nichts entgegenzusetzen.
    Sill stürzte vor. Mit einem Schwerthieb tötete sie den Angreifer.
    Im gleichen Moment schien die Dunkelheit um sie herum lebendig zu werden. Gut ein Dutzend der affenartigen Geschöpfe stürzte sich auf sie. Sill schwang ihr Schwert und tötete oder verletzte zwei weitere Angreifer, dann ging sie ebenso wie Dr. Gray unter dem Ansturm zu Boden.
    Howard wälzte den Leichnam der Kreatur von sich herunter und ergriff seinen Revolver, den er ebenfalls fallen

Weitere Kostenlose Bücher