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Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I

Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I

Titel: Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Widerspruch duldete, nicht einmal jetzt und nicht einmal von ihm.
    Mit einem Ruck schlug Howard die Augen auf. Ein weißes Licht blendete ihn, fachte den Schmerz in seinem Kopf neu an und ließ ihn die Lider sofort und mit einem gequälten Stöhnen wieder zusammenkneifen. Vergeblich versuchte er die Hände zum Gesicht zu heben. Seine Arme gehorchten ihm nicht. Er fragte sich, ob er überhaupt noch Arme hatte. Er fühlte sie nicht.
    Einige Sekunden später öffnete er die Augen erneut, wesentlich vorsichtiger diesmal. Er blinzelte erst ein paar Mal zwischen den fast geschlossenen Lidern hindurch, bis er sich an die grelle Helligkeit gewöhnt hatte. Aber er konnte auch dann noch nicht richtig sehen. Tränen verschleierten seine Augen, alles war verschwommen und unscharf und die Dinge schienen sich an den Rändern zu berühren und miteinander zu verschmelzen. Um ihn herum waren vage Bewegungen, Farben und Formen, aus denen sich nur langsam die Konturen von Menschen herausschälten. Erst nach einem erneuten Blinzeln klärte sich sein Blick. Aus den verschwommenen Konturen wurden ein Arzt und eine Krankenschwester in weißen Kitteln, sowie niemand anderes Inspektor Cohen, sein ganz spezieller Freund von Scotland Yard. Im Hintergrund des Raumes, direkt neben der Tür, stand ein weiterer Polizist, doch war dieser uniformiert.
    »Wo … bin ich?«, fragte Howard mühsam. Seine Stimme war nicht mehr als ein Krächzen, das in seinen eigenen Ohren fremd klang, und seine Kehle fühlte sich rau wie Sandpapier an. Sogar das Reden tat weh.
    »Sie sind in Sicherheit, Mister Lovecraft«, erwiderte der Arzt. »Mein Name ist Doktor Lecter. Hannibal Lecter. Ich leite diese Abteilung.«
    Howard versuchte sich aufzurichten, aber es gelang ihm nicht. Er konnte lediglich den Oberkörper ein wenig anheben, gerade genug um die Ledermanschetten zu sehen, mit denen man seine Handgelenke am Bett festgeschnallt hatte.
    »Meine Hände … warum hat man mich festgebunden?«
    »Eine reine Vorsichtsmaßnahme«, erklärte Lecter. Er lächelte Howard an und zum ersten Mal besah sich Howard den Arzt genauer. Er hatte ein rundliches, starkes Gesicht, das auf den ersten Blick beinahe gutmütig wirkte; wie das eines netten Onkels. Allerdings nur auf den ersten. Auf den zweiten erweckte es in Howard den Verdacht, dass es durchaus ein Onkel der Art war, der kleinen Kindern keine Bonbons schenkte, sondern sie ihnen im Gegenteil stahl – um sie dann an Händen und Füßen gefesselt zu zwingen ihm dabei zuzusehen, wie er sie aufaß. Mindestens. Für einen dritten Blick nahm sich Howard lieber keine Zeit.
    »Sie haben geträumt und sich im Schlaf heftig hin und her geworfen«, erklärte Lecter. »Ein paar Mal hätten Sie fast die Verbände heruntergerissen. Uns blieb schließlich nichts anderes übrig, als Sie festzubinden. Nur zu Ihrem eigenen Schutz.«
    Howard spürte, dass der Arzt log – oder ihm zumindest nicht die ganze Wahrheit sagte, ging aber zunächst nicht weiter darauf ein. »Wie lange war ich bewusstlos?«
    »Etwas mehr als zwei Tage. Heute ist der Zwanzigste und es ist fast Mittag. Wir haben Sie den gestrigen Tag noch in künstlicher Betäubung gelassen, weil die Schmerzen sonst unerträglich gewesen wäre. Um ganz ehrlich zu sein – es ist ein Wunder, dass Sie überhaupt noch leben. Sie haben mittelschwere Verbrennungen erlitten, aber die Brandwunden werden heilen, auch wenn es trotz der Medikamente, die wir Ihnen geben können, ein ziemlich schmerzhafter Prozess sein wird.«
    »Ach«, sagte Howard. Wieder zerrte er an seinen Handfesseln. Lecter folgte der Bewegung, lächelte und setzte sich lässig auf die Bettkante. Er machte keine Anstalten, Howards Fesseln zu lösen.
    »Viel mehr Sorgen bereitet uns jedoch der Zustand Ihrer Lunge. Sie haben eine schlimme Rauchvergiftung erlitten. Die meisten anderen Menschen wären an dem Rauch mit Sicherheit erstickt. Dazu kommt noch, dass Sie sich ganz allgemein in einem gesundheitlichen Zustand befinden, in dem ihr Körper kaum genügend Abwehrkräfte entwickeln kann.«
    »Meine Lunge ist abgehärtet«, erwiderte Howard und rang sich ein missglücktes Lächeln ab. »Ich bin ziemlich starker Raucher. Wahrscheinlich hat mir das das Leben gerettet. Ruß brennt nicht so gut.«
    »Da es Ihnen allem Anschein nach bereits besser geht, würde ich Ihnen auch gerne ein paar Fragen stellen«, mischte sich Inspektor Cohen ein. »Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie uns für ein paar Minuten allein ließen,

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