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Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I

Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I

Titel: Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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durch weiches Wachs. Schwarzes Blut schoss aus der Wunde. Einige Spritzer trafen Howard und brannten wie Säure auf seiner Haut, doch er ignorierte den Schmerz. Erneut schlug er zu und ein weiterer Fangarm fiel abgetrennt zu Boden, wo er sich wie eine Schlange wand, bevor er genau wie der erste zu einer kochenden Pfütze zerfloss.
    Noch einmal hieb Howard zu. Diesmal hatte er auf den Kopf des Wesens gezielt und spaltete ihn. Die Kreatur brach zusammen und verging.
    Howard fuhr herum. Das Feuer hatte vom Dach der Kutsche inzwischen auf die Wände übergegriffen. Das ganze Gefährt stand in Flammen. Und in seinem Inneren bewegte sich etwas …
    Von den Flammen umlodert, aber dennoch unversehrt, stand eine Gestalt in der Kutsche. Für einen Moment glaubte er, Shadow vor sich zu haben, aber dann zerfloss das Gesicht und etwas … anderes kam darunter zum Vorschein. Die Züge einer Frau.
    Einer Frau, die Howard kannte – und die vor wenigen Minuten erst vor seinen Augen gestorben und zu Asche verbrannt war.
    »Priscylla …«, murmelte Howard. »Großer Gott – Priscylla!«
    Es gab gar keinen Zweifel – es war unmöglich, aber es war Priscylla. Hoch aufgerichtet und immer noch in ihr Hochzeitskleid gehüllt, das Kind an ihre Brust gepresst, stand sie inmitten der lodernden Flammen. Ihre Lippen verzogen sich zu einem dünnen, höhnischen Lächeln.
    »Gott?«, fragte sie spöttisch. »Kaum. Eher … im Gegenteil.«
    Howard machte einen Schritt auf sie zu und blieb wieder stehen. Er begann zu zittern. Seine Hand schloss sich so fest um den Stockdegen, dass seine Gelenke knackten.
    »Zu spät, Howard«, sagte Priscylla mit einer sonderbar kehligen, tiefen Stimme, die irgendwie nicht zu ihr zu passen schien. Es war ein Unterton darin, der aus ihrer Stimme die von etwas Unmenschlichem, Düsterem machte. »Du hast versagt. Du hast Robert nicht retten können – und auch nicht sein Kind.« Sie lachte.
    »Das war … alles so geplant, nicht wahr?«, flüsterte Howard.
    Priscylla lachte erneut. »Von Anfang an. Wir wussten, dass du der Verlockung nicht würdest widerstehen können, von deinen Kräften Gebrauch zu machen. Ich gebe zu, du warst ein würdiger Gegner. Aber das macht nichts. Es macht keinen besonderen Spaß, einen Schwächling zu besiegen, weißt du? Aber nun wirst auch du sterben. Weißt du … es mag dir seltsam erscheinen, aber irgendwie tut es mir beinahe Leid.« Sie trat einen Schritt auf ihn zu.
    Howard schrie auf. Ohne zu überlegen, stieß er den Degen vor. Priscylla prallte erschrocken zurück, aber ihre Bewegung war einfach nicht schnell genug. Nur Zentimeter neben dem Gesicht des Kindes bohrte sich die scharf geschliffene Spitze in Priscyllas Brust und noch einmal flammte der Kristall in seinem Knauf wie eine winzige, gelbe Sonne.
    Wäre es eine normale Waffe gewesen, eine Klinge aus Stahl und sonst nichts, hätte Priscylla vermutlich nur darüber gelacht. Vielleicht hätte sie sie nicht einmal zur Kenntnis genommen.
    Aber es war eben keine normale Waffe. Der Stahl war noch immer mit der unvorstellbaren Energie geladen, mit der er nur Minuten zuvor in Berührung gekommen war, und der kleine Stein im Herzen des kristallenen Knaufs war viel mehr als bloßer Zierrat, sondern ein weiterer Sternenstein von M’nar, wie jener, den Howard vorhin benutzt hatte um den Wächter zu vernichten.
    Priscylla taumelte. Auf ihrem Gesicht erschien ein Ausdruck vollkommener Verblüffung, dann ein erster, noch vager Schmerz. »Was …?«, murmelte sie.
    Mit einem Ruck riss Howard die Waffe zurück und ließ sie achtlos fallen. Er sprang vor, versetzte Priscylla einen Stoß und versuchte gleichzeitig ihr das Kind zu entreißen.
    Es gelang ihm nicht. Trotz der schrecklichen Wunde waren Priscyllas Kräfte noch lange nicht erlahmt. Der Junge stieß ein helles Wimmern aus, als Priscylla ihn nur noch fester packte. Ihr Griff war wie ein Schraubstock. Sie war tödlich verwundet, aber sie hatte noch immer die Kraft eines Dämons. In ihren Augen erschien etwas Dunkles, Wirbelndes, das rasch an Kraft und Wildheit gewann und sich auf Howard stürzen wollte.
    Howard schrie auf, riss die Arme empor und schmetterte Priscylla – dem Ding, das wie ein Mädchen aussah, das es vielleicht niemals wirklich gegeben hatte – die ineinander gefalteten Fäuste ins Gesicht und das war selbst für dieses Ungeheuer zu viel.
    Priscylla wankte zurück, direkt in die Flammen hinein. Und diesmal war sie nicht mehr unverwundbar. Binnen Sekunden fingen

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