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Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I

Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I

Titel: Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gesagt, dass ich nichts für Sie tun kann, aber sie bestanden darauf und da ich bei ihnen im Wort war, habe ich es zumindest versucht. Natürlich wusste ich, wie sinnlos jeder Wiederbelebungsversuch sein musste. Ich erreichte auch nichts, ganz wie ich erwartete. Aber dann stellte ich etwas Sonderbares fest. Als man Sie zu mir brachte, Robert, waren Sie seit mehreren Tagen tot. Ein Leichnam, der so alt ist, zeigt bereits deutliche Spuren von Verfall.« Ich hatte das sichere Gefühl, dass er das Wort Verwesung absichtlich vermied, und dankte ihm im Stillen dafür. »Sie nicht«, fuhr er fort. »Vielleicht muss man Mediziner sein um mein Erstaunen zu begreifen, als ich feststellte, dass Ihr Körper nicht verfiel. Ihr Herz schlug nicht, Sie atmeten nicht und reagierten weder auf Schmerz noch andere Reize, kurz, Sie waren zweifellos tot. Trotzdem war Ihr Körper nach einer Woche noch in dem gleichen Zustand, in dem ich ihn bekam, und ebenso nach einem Monat. Also habe ich es schließlich doch versucht.«
    »Obwohl Sie glaubten einen Toten vor sich zu haben?«, fragte ich.
    Viktor lächelte. »Oh, der Unterschied zwischen Leben und Tod ist nicht so groß, wie die meisten glauben«, sagte er geheimnisvoll und kam dann wieder zum Thema zurück. »Ich versuchte die zerstörten Knochen und Organe zu heilen, und nach und nach gelang es mir. Am Ende schließlich – das war vor mehr als drei Jahren – gab ich Ihnen dieses neue Gesicht. Aber das war alles, was ich für Sie tun konnte. Sie blieben, als was Sie hierher kamen, ein toter Körper, der nicht atmete. Aber der auch nicht verfiel.«
    »Da kann ich ja von Glück sagen, dass Sie nicht auf die Idee gekommen sind, mich irgendwann doch zu beerdigen«, sagte ich in dem vergeblichen Versuch, den Schrecken des Augenblicks mit einem Scherz zu verjagen.
    Viktor nickte sehr ernst. »Der Gedanke bereitet mir Albträume«, sagte er. »Seit gestern Morgen, als Sie das erste Mal die Augen aufgeschlagen haben, Robert, kann ich an nichts anderes mehr denken als daran, wie viele Menschen wir vielleicht schon beerdigt haben, die nicht wirklich tot waren.«
    Seine Worte jagten mir einen eisigen Schauer über den Rücken und für einen Moment musste ich mich gegen die grauenhafte Vorstellung zur Wehr setzen, in einem winzigen, lichtlosen Sarg zu liegen und zu hören, wie die Erde auf den Deckel geschaufelt wurde, während die trauernden Anverwandten um das Grab herumstanden. Ich verscheuchte den Gedanken. Meine Situation war auch so schlimm genug. Außerdem … ich konnte auch dieses Wissen nicht ergründen, aber irgendwoher nahm ich die Überzeugung, dass es nicht so war. Was mir zugestoßen war, hatte nichts mit jenen seltenen Fällen von Scheintod zu tun, von denen die Medizin manchmal und der Volksmund nur zu oft zu berichten wussten.
    »Sie meinen, Sie haben mich nicht aufgeweckt, oder so etwas?«, vergewisserte ich mich. »Sie haben kein neues Medikament ausprobiert, oder …«
    Viktor schüttelte stumm den Kopf.
    »Da kann ich Ihnen leider auch nicht helfen«, sagte ich. »Ich weiß noch viel weniger, was das alles zu bedeuten hat. Vielleicht kann Rowlf Ihre Fragen beantworten.«
    Viktor wurde hellhörig. »Rowlf? Sie erinnern sich?«
    Ich verneinte. »Sie selbst haben den Namen ein paar Mal genannt«, sagte ich. »Aber wenn er mich hergebracht hat, dann muss er wohl eine Art Freund sein.«
    »Der beste, den Sie sich nur wünschen können, Junge«, sagte er. »Ich –«
    Er wurde unterbrochen. Draußen auf dem Flur erklang eine aufgeregte Frauenstimme, dann wurde die Tür aufgerissen und eine blondhaarige Schönheit von allerhöchstens fünfundzwanzig Jahren stürmte herein, einen ziemlich hilflos aussehenden Boris im Gefolge, der vergeblich versuchte, sie irgendwie zurückzuhalten. »Viktor!«, sagte sie in einem Ton, der Zorn vorspiegeln sollte, es aber nicht wirklich tat. »Schaff mir endlich dieses Ungeheuer vom Hals. Er hat sich geweigert mich zu dir zu bringen, stell dir nur vor.«
    Viktor verdrehte die Augen, stand auf und zwang ein Lächeln auf sein Gesicht. Bevor er sich der jungen Frau zuwandte, warf er mir einen raschen, warnenden Blick zu. »Tante Shelley!«, sagte er. »Nein, was für eine Freude dich wiederzusehen.«
    »Ja«, antwortete die junge Frau. »Das merkt man. Deswegen stellst du auch diesen unhöflichen Menschen vor deiner Tür auf, damit er mich nicht hereinlässt, wie?« Ihre Stimme klang streng, aber in ihren hübschen Augen blitzte ein spöttischer Funke.

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