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Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I

Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I

Titel: Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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meinem Gedächtnis waren noch immer riesige, weiße Flächen, die darauf warteten, beschriftet zu werden, aber der Schlag auf den Kopf schien mir nicht nur für Minuten das Bewusstsein geraubt, sondern auch einen Teil meiner Erinnerungen zurückgebracht zu haben.
    Zumindest genug, dass ich jetzt wusste, dass mit Kerlen wie diesen nicht gut Kirschen essen war. Und dass es im Grunde nur eine Sprache gab, die sie wirklich verstanden.
    »Glotz nicht so blöd, sondern antworte, Kerl!«, fuhr der Bursche fort. »Wer bist du? Was treibst du dich hier herum und was suchst du hier?«
    Ich räusperte mich ein paar Mal, hob langsam die Hände und stand in dieser unbequemen Haltung auf; sehr vorsichtig, um mir nicht eine zweite Maulschelle einzuhandeln oder gar wieder Bekanntschaft mit dem selbstgebastelten Totschläger zu machen. »Verzeihung, Sir«, sagte ich betont. »Aber das sind gleich drei Fragen auf einmal. Welche soll ich zuerst beantworten?«
    Der Kerl starrte mich an. Sein Unterkiefer klappte herunter und auf seinem Gesicht erschien ein so perplexer Ausdruck, dass ich an mich halten musste, um nicht laut loszulachen. Sein Kumpan hatte da weniger Skrupel: Er grinste breit, wobei er zwei Reihen schiefer, von Tabak gelb gewordener Zähne entblößte, die einem Pferd zur Ehre gereicht hätten.
    »Willst du mich auf den Arm nehmen?«, fragte der Nörgler misstrauisch.
    Ich maß ihn mit einem langen, prüfenden Blick, dann schüttelte ich den Kopf. »Nichts liegt mir ferner als das, Sir«, sagte ich. »Ich schätze Ihr Gewicht auf gut und gerne zweihundert Pfund, und –«
    Ich sah den Schlag schon im Ansatz kommen und ich war vorbereitet, wenn auch ein wenig überrascht, wie leicht es gewesen war, den Burschen zu provozieren. Aber noch lange nicht überrascht genug, seinen Schlag nicht abzufangen und ihn in der gleichen Bewegung zu packen und herumzuwirbeln. Der Kerl grunzte verblüfft, stolperte an mir vorbei und stieß einen halben Schrei aus. Die andere Hälfte verschluckte die Mauer, vor die er mit dem Gesicht zuerst prallte.
    Ich machte einen raschen Schritt zur Seite, trat nach hinten aus und traf den Kerl genau in die Kniekehle; hart genug um sicher zu sein, dass er mir in den nächsten Sekunden keine Schwierigkeiten bereiten würde. Dabei ließ ich den anderen keine Sekunde aus den Augen.
    Meine Einschätzung, in ihm den gefährlicheren der beiden Banditen vor mir zu haben, schien sich als richtig zu erweisen. Der Bursche hatte seinen Totschläger erhoben, zögerte aber noch mich anzugreifen. Vielleicht hatte ihn die Schnelligkeit, mit der ich seinen Kumpan überrumpelt hatte, einfach verblüfft. Aber vielleicht suchte er auch nur nach einer schwachen Stelle in meiner Deckung. Er stand scheinbar ganz locker da, aber diese Haltung täuschte mich keine Sekunde. In Wahrheit war jeder Muskel in seinem Körper gespannt.
    »Hör zu«, sagte ich. »Ich weiß nicht, wer ihr seid oder was ihr von mir wollt. Wenn ihr Beute sucht, dann wisst ihr ja schon, dass bei mir nichts zu holen ist. Also verschwindet lieber.«
    »Der Kerl hat mir das Bein gebrochen!«, wimmerte der andere hinter mir. »Bring ihm um, Shorty! Schlag ihm den Schädel ein!«
    Shorty – der gut und gerne zwei Köpfe größer war als ich – begann den Totschläger in der Hand zu wiegen. Dabei verlagerte er sein Körpergewicht fast unmerklich; gleichzeitig sah ich, wie sich die Muskeln in seinen Beinen spannten. Der Blick seiner kleinen, tückischen Augen, die mich an die der Ratten von vorhin erinnerten, huschte unstet über meine Gestalt.
    »Tun Sie es nicht, Shorty«, sagte ich ruhig. »Vielleicht werden Sie mit mir fertig, vielleicht auch nicht. Aber es lohnt sich nicht, glauben Sie mir.«
    Aber ganz offensichtlich glaubte er mir nicht.
    Wie bei seinem Kumpan sah ich den Angriff schon im Ansatz, doch es war so, wie ich befürchtet hatte: Der Kerl war weitaus gefährlicher als der Nörgler. Es gelang mir zwar dem ersten Hieb des sandgefüllten Socken auszuweichen, aber er brachte ein Kunststück fertig, dass die wenigsten Menschen beherrschen: Er schlug gleichzeitig auch noch mit der anderen Faust zu und dieser Hieb traf mich.
    Ich taumelte zurück, prallte gegen die Wand und blockte einen nachgesetzten Hieb mit dem Totschläger mehr schlecht als recht ab. Die Socke traf mein Handgelenk und ich hatte das Gefühl, dass mein Knochen in tausend Stücke zersprang. Vor Schmerz schreiend wankte ich zurück, glitt auf dem schmierigen Boden aus und fiel halb

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