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Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I

Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I

Titel: Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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– nein, vor vier Tagen«, antwortete Mary. »Es geschah ganz plötzlich. Wir hatten die Hoffnung schon fast aufgegeben. Es war wie ein Wunder, aber Robert …«, sie stockte kurz, »… war plötzlich gesund. Jedenfalls körperlich«, fügte sie rasch hinzu. »Anfangs war er verwirrt und konnte sich an nichts erinnern, aber er erholte sich schnell.«
    Für den Moment gab sich Howard mit dieser Erklärung zufrieden. Sie würden später Zeit haben, alles in Ruhe zu besprechen. Wichtiger als über Robert zu reden war jetzt, ihn zu finden. Systematisch sahen sie in einen Raum nach dem anderen, bis sie schließlich an eine verschlossene Tür gelangten.
    »Roberts Krankenzimmer«, sagte Mary leise.
    Howard nahm Anlauf und warf sich wuchtig gegen die Tür.
    Nachdem er wieder aufgestanden war, versuchte er eine andere Taktik. Er war nie besonders kräftig gewesen und die lange Zeit im Gefängnis hatte ihn zusätzlich geschwächt. Die Tür erbebte zwar unter seinen Fußtritten, hielt aber stand. Erst beim fünften Versuch zerbrach der Riegel. Die Tür flog so abrupt auf, dass Howard in den Raum taumelte und fast auf das Bett gefallen wäre.
    »Der Schrank«, sagte Mary.
    Auch Howard hatte es bereits gesehen. Das Zimmer wies keinerlei Spuren eines Kampfes auf, aber jemand hatte in großer Hast sämtliche Kleidungsstücke aus dem Schrank gerissen und auf den Boden geworfen. Die Türen standen offen und er konnte sehen, dass statt einer Rückwand eine weitere, halb geöffnete Tür dahinter lag. Eine Anzahl schmaler, ausgetretener Stufen führte in die Tiefe.
    »Wohin führt der Gang?«, wollte Howard wissen.
    Mary zuckte ratlos die Schultern. »Keine Ahnung. Ich habe die Tür noch nie gesehen«, sagte sie verwirrt. »Ich … ich wusste bislang nicht einmal, dass dieser Gang überhaupt existiert.«
    Howard streckte den Kopf durch die Öffnung. In engen Windungen schraubte sich eine Steintreppe in die Tiefe. Am unteren Ende war gedämpfter Lichtschein zu erkennen. Sehr weit am anderen Ende.
    »Die Treppe geht tiefer als nur ins Erdgeschoss«, sagte er. »Was befindet sich im Keller?«
    »Einige Vorratsräume – und das Laboratorium des Doktors«, erwiderte Mary. »Aber dort war ich noch nie.«
    »Dann werden sie es jetzt kennen lernen. Kommen Sie.«
    Mary hatte noch immer unübersehbare Angst, doch sie folgte ihm trotzdem ohne zu zögern. Hintereinander stiegen sie die Stufen hinab.
    Als sie etwa die Hälfte der Treppe hinter sich gebracht hatten, nahm Howard einen seltsamen Geruch wahr, der sich mit jedem Schritt verstärkte. Es stank verschmort, aber auch nach etwas anderem, ähnlich wie der Geruch, der von Boris’ Leichnam ausgegangen war. Zu hören war nichts – aber gerade das bereitete Howard die größte Sorge. Er versuchte diese Gedanken zu verdrängen. Nur weil er nichts hörte, musste das noch lange nicht bedeuten, dass dort unten irgendeine Gefahr auf sie lauerte.
    Der Gestank wurde fast übermächtig, als sie das Laboratorium erreichten. Genau wie Mary presste Howard die rechte Hand vor Mund und Nase, während er sich umsah. Der Raum war gewaltig, viel größer, als man es von einem normalen Keller erwartete – aber dieser Keller war auch nicht normal.
    Die Wände wurden von fremdartig aussehenden Apparaturen mit zahlreichen Knöpfen, Hebeln, Schaltern und Anzeigen verdeckt, aber es gab auch mehrere Tische, auf denen zum Teil fast mannshohe, auf bizarrste Art geformte und gebogene Glasgefäße standen. In einigen davon blubberten verschieden farbige Flüssigkeiten. Selbst von der Decke hing irgendeine gewaltige Maschine.
    In der Mitte des Laboratoriums befand sich ein verchromtes Gestell, das eine Art Mischung aus Tisch und Liege darstellte. Ein schwarzer Brandfleck war darauf zu sehen. Ein Stück hinter dem Gestell entdeckte Howard eine auf dem Boden liegende Gestalt und eilte darauf zu.
    Es war Viktor.
    Im ersten Moment verspürte Howard einen eisigen Schrecken. Viktor lebte, aber er war fürchterlich zugerichtet und blutete aus unzähligen Wunden. Die unnatürlich verkrümmte Haltung, in der er dalag, zeigte, dass er mehrere Knochenbrüche davongetragen haben musste. Er sah aus, als hätte ihn ein Riese gepackt, eine Weile an ihm herumgeknetet und ihn schließlich achtlos gegen die Wand geschleudert; und das ungefähr ein halbes Dutzend Mal. Howard hockte sich neben ihm nieder, legte ihm behutsam die Hand auf die Brust und tastete dann nach seinem Handgelenk. Viktor hatte das Bewusstsein verloren und sein Atem

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