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Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II

Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II

Titel: Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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den schimmernden grauen Regenschleiern regte sich nichts. Offensichtlich hatte er zumindest bis jetzt meinem Befehl befolgt und war mir nicht nachgekommen.
    Ich ging weiter und zögerte nach einigen Schritten erneut. Ich hatte vorgehabt das Haus zu umgehen und mich ihm von der Rückseite her zu nähern, aber ein einziger Blick in das, was einmal der Garten gewesen war, ließ mich diesen Plan wieder verwerfen. Bei meinem ersten Hiersein hatte ich das Grundstück leblos und als braune Wüste vorgefunden. Der tagelange Regen hatte es in einen Sumpf verwandelt, in dem ich vermutlich schon nach wenigen Schritten hoffnungslos stecken geblieben wäre. Außerdem waren die Erinnerungen an das, was unter dem Morast gelauert hatte, noch zu frisch in mir. So bewegte ich mich schweren Herzens auf dem Trottoir weiter und versuchte die Reste der niedergebrochenen Gartenmauer als kümmerliche Deckung zu nutzen, als ich mich dem ehemaligen Haupttor näherte.
    Crowley war hier. Ich konnte seine Nähe fühlen, so deutlich, als hätte er unter der Tür gestanden und mir zugewinkt, und etwas sagte mir, dass er umgekehrt auch meine Gegenwart spüren musste. Das hatte nichts mit Magie oder Zauberei zu tun, sondern war vielmehr so, dass mein Bewusstsein die Nähe seines angestammten Körpers fühlte. Ich ging immer langsamer, je näher ich der Tür kam, und blieb schließlich stehen, fest davon überzeugt, Crowley jeden Augenblick aus ihrem Schatten hervortreten und mich höhnisch angrinsen zu sehen.
    Aber wenn er höhnisch grinste, so tat er es im Verborgenen. Die Tür blieb leer und als ich schließlich mit klopfendem Herzen hindurchtrat, da erstreckte sich auch die verwüstete Eingangshalle des Hauses ganz genau so chaotisch und verlassen vor mir, wie ich sie bei meinem ersten Besuch vorgefunden hatte.
    Mit zitternden Händen und Knien ging ich weiter. Als ich vor einer Woche hier gewesen war, war es mir nicht schwer gefallen, über das Durcheinander von Trümmern und Schutt zu klettern, das die Halle versperrte. Nun erwiesen sich Hindernisse, die ich damals kaum wahrgenommen hatte, als unübersteigbare Barrieren. Nur mit großer Mühe gelang es mir den Raum zu durchqueren und in die hinteren, kaum weniger verheerten Teile des Hauses zu gelangen. Ich spürte, dass sich Crowley dort befand. Mit wild klopfendem Herzen näherte ich mich dem ehemaligen Salon.
    Kurz bevor ich die Tür erreichte, blieb ich noch einmal stehen, sah mich suchend in dem Chaos, das mich umgab um, und löste schließlich mit einiger Anstrengung eine gut meterlange, verbogene Eisenstange aus einem Trümmerberg, um meinem Feind nicht völlig waffenlos gegenübertreten zu müssen.
    Langsam, die linke Hand tastend vorgestreckt und die andere, die meine improvisierte Keule hielt, hinter dem Rücken verborgen, betrat ich den Salon. Er unterschied sich nicht von den anderen Räumen. Die Wände waren brandgeschwärzt, ein Großteil der Decke fehlte und auf dem Boden häuften sich Trümmer und Schutt.
    Ich war nicht einmal überrascht, als ich hinter mir ein leises, durch und durch böses Lachen hörte. Aber der Laut jagte mir einen eisigen Schauer über den Rücken, denn es war meine eigene Stimme, die ich lachen hörte, und bald darauf sagen: »Sie haben ziemlich lange gebraucht, um hierher zu kommen, Robert.«
    Ich drehte mich herum. Crowley stand mit lässig vor der Brust verschränkten Armen an der Wand neben der Tür. »Aber immerhin, Sie haben es geschafft. Wenn man Ihren Zustand bedenkt, eine erstaunliche Leistung.«
    Sein Anblick – mein Anblick! – erfüllte mich mit einem rasenden, kaum noch zu beherrschenden Zorn. Ich machte einen Schritt auf ihn zu, stolperte prompt über einen verkohlten Balken und fand nur im letzten Augenblick mein Gleichgewicht wieder, was Crowley zu einem erneuten, und diesmal lauten, spöttischen Lachen veranlasste.
    »Seien Sie ein bisschen vorsichtig, Robert«, sagte er. »In Ihrem Alter muss man sich genau überlegen, was man tut.«
    Ich beherzigte seinen Rat und ging vorsichtiger weiter, aber ich ging weiter, wobei ich meine improvisierte Keule weiter hinter dem Rücken verbarg – bis mir das höhnische Glitzern in seinen Augen auffiel. Erst dann wurde mir klar, dass er ganz genau wusste, was ich hinter dem Rücken verbarg. Schließlich hatte er hinter mir gestanden, als ich hereinkam. Mit einer fast verlegenen Bewegung nahm ich die Hand hinter dem Rücken hervor, schwang aber trotzdem entschlossen meine Waffe.
    Crowley zeigte sich

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