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Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II

Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II

Titel: Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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nicht im Mindesten beeindruckt. »Sagen Sie«, fragte er höhnisch, »ist es möglich, dass Sie nicht gekommen sind, um nur guten Tag zu sagen?«
    Ich tat ihm nicht den Gefallen zu antworten, sondern verringerte den Abstand zwischen uns um zwei weitere Schritte. Zorn und Verzweiflung gaben mir noch einmal neue Kraft; und dazu kam, dass Crowley sich offensichtlich vollkommen sicher fühlte. Vielleicht ein bisschen zu sicher. Er musste wissen, in welchem Zustand sich mein Körper befand, und betrachtete mich offenbar nicht als Gefahr. Ein weiterer Schritt. Wenn er noch fünf Sekunden damit verbrachte, sich im Gefühl seiner eigenen Überlegenheit zu sonnen, dann konnte ich ihm vielleicht nahe genug kommen, um ihm eine Überraschung zu bereiten.
    Natürlich tat er mir den Gefallen nicht. Crowley hatte mich keineswegs unterschätzt, wohl aber ich ihn, denn er spielte nur ein weiteres, grausames Spiel mit mir. Er wartete bis zum allerletzten Moment, stand selbst dann noch reglos und scheinbar nichtsahnend da, als ich bereits zum Schlag ausholte, und wich in der buchstäblich letzten Sekunde zur Seite. Meine Eisenstange krachte gegen die Wand, dort, wo er gerade noch gestanden hatte, und der Schwung meiner eigenen Bewegung riss mich nach vorne und ließ mich auf die Knie fallen. Ein entsetzlicher Schmerz schoss durch meine Schultern und meinen Rücken und trieb mir die Tränen in die Augen, aber die Energie, die der Zorn mir gab, war noch nicht verbraucht. Ich sprang in die Höhe und schwang meinen eisernen Knüppel und diesmal musste Crowley sich tatsächlich anstrengen, um dem Hieb auszuweichen.
    »Hoppla«, sagte er. »Das war knapp. Sie beeindrucken mich wirklich, Robert.«
    Ich beeindruckte ihn noch weiter, indem ich einen Hieb gegen sein hämisches Grinsen führte, der es in einen roten Brei verwandelt hätte, hätte er getroffen, und Crowley schien sich plötzlich des alten Sprichwortes zu erinnern, dass Hochmut stets vor dem Fall kam, denn er gab das alberne Herumgehopse unmittelbar vor mir auf und brachte sich mit zwei weit ausgreifenden Schritten in Sicherheit.
    »Erstaunlich, welche Kräfte einem doch der Zorn gibt«, sagte er kopfschüttelnd, wobei er mich mit einem missbilligenden Blick maß. »Aber Sie sollten Ihr Gehirn einschalten, Robert. Was haben Sie mit dem Ding da vor?« Er machte eine Kopfbewegung auf die Eisenstange in meinen Händen, die ich schon wieder zu einem neuen Hieb schwang. Vielleicht würde es der letzte sein. Ich spürte, wie meine Kräfte rasend schnell nachließen.
    »Bleiben Sie stehen und Sie werden es merken«, antwortete ich und versuchte die Distanz zwischen uns wieder zu verringern. Aber Crowley war gewarnt. Mit einer spielerischen Bewegung wich er mir aus und vergrößerte den Abstand sogar noch.
    »Seien Sie vernünftig, alter Freund«, sagte er. »Ich meine – immerhin ist es Ihr Kopf, den Sie da gerade einschlagen wollen, nicht meiner.«
    Das war mir im Moment herzlich egal. Ich hatte längst mit dem Leben abgeschlossen. Wenn ich starb, dann spielte das keine Rolle mehr, solange es mir vorher gelang, Crowley unschädlich zu machen. Ich sammelte noch einmal alle Kraft, warf mich mit einem überraschenden Sprung vor und schlug zu. Diesmal hätte ich ihn beinahe getroffen. Meine Eisenstange verfehlte sein Gesicht nur um Haaresbreite und Crowley erbleichte vor Schrecken und brachte sich mit einem gewaltigen Sprung in Sicherheit, während ich selbst erneut nach vorne stolperte und auf die Knie fiel. Diesmal war der Schmerz so heftig, dass ich nicht sofort wieder in die Höhe kam, sondern stöhnend einige Sekunden am Boden blieb.
    »Sie übertreiben es, mein Lieber«, sagte Crowley. »Außerdem wäre ich ihnen dankbar, wenn Sie ein bisschen vorsichtiger mit meinem Körper umgingen. Ich will ihn nämlich wiederhaben – und möglichst, ohne dass Sie ihn zuvor vollkommen ruinieren.«
    Es dauerte ein paar Sekunden, bis ich überhaupt begriff, was er gerade gesagt hatte. Verblüfft hob ich den Kopf und sah ihn an und Crowleys Grinsen wurde noch eine Spur breiter. »Ja, ja«, sagte er, »Sie haben mich richtig verstanden, alter Freund. Ich habe nicht vor, diesen Körper auf Dauer zu behalten – obwohl ich gestehen muss, dass es nicht der schlechteste ist. Ich könnte mich daran gewöhnen. Aber leider gibt es gewisse Dinge, die nicht einmal mir möglich sind.«
    »Was soll das heißen?«, fragte ich misstrauisch. Ich stand auf, wobei ich die Eisenstange diesmal als Krücke benutzen

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