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Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II

Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II

Titel: Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Auf der anderen Seite lag ein gewaltiger Kellerraum, der von unzähligen Lampen in fast schon unangenehme Helligkeit getaucht war. Er glich der Halle oben, durch die sie das Haus betreten hatten, denn auch er war ein heilloses Chaos aus Tischen und Bänken, zwischen denen sich Hunderte von Menschen bewegten. Die Luft summte von Stimmen und dem Klicken und Surren geheimnisvoller Maschinen und an den Wänden hingen riesige Karten. Howard begriff sofort, dass sie nun wirklich das Hauptquartier der Verteidiger erreicht hatten.
    Dann sah er den Commander. Obwohl er mit dem Rücken zu ihnen stand, wusste er sofort, wen er vor sich hatte. Der Mann trug die gleiche, schlichte graue Uniform wie ihr Begleiter, aber auf ihren Schultern waren die Rangabzeichen eines Generals befestigt und er erteilte mit leiser Stimme Befehle an die Männer, die ihn umgaben.
    Dann drehte er sich herum und sah Howard und Rowlf an.
    »George!«, murmelte Howard fassungslos.
     
    Ich lag an Händen und Füßen gefesselt auf dem Boden der Bibliothek, als ich wieder zu mir kam. Mein Kopf schmerzte; ein unsichtbarer stählerner Ring schien um meine Schläfen zu liegen und sie mit unbarmherziger Kraft zusammenzupressen. Selbst das graue Zwielicht, das den Raum erfüllte, erschien mir im ersten Moment unerträglich. Ich öffnete die Augen nur für eine Sekunde und schloss sie sofort wieder, doch offensichtlich hatte dieser Moment gereicht.
    »Er ist wach«, sagte eine Stimme neben mir.
    Ich erkannte sie. Und dieses Erkennen war der Grund, aus dem ich die Lider wieder hob und den Kopf nach rechts drehte. Joshua hockte neben mir auf den Knien und starrte mich hasserfüllt an. Er sagte nichts, aber der Ausdruck in seinen Augen ließ mich schaudern. Selten zuvor hatte ich eine solche Mischung aus Kälte und Mordlust im Blick eines Menschen entdeckt, wie jetzt in dem dieses fünfjährigen Knaben.
    »Haben Sie keine Angst, Mr. Craven«, sagte eine zweite Stimme von der anderen Seite her zu mir. »Joshua wird Ihnen nichts tun – solange Sie vernünftig sind, heißt das.«
    Mühsam wandte ich den Kopf und sah zu Crowley hoch. Hätte ich mich nicht so elend gefühlt, so hätte mich sein Anblick sicher mit einer grimmigen Befriedigung erfüllt. Sein Gesicht war angeschwollen, und das rechte Auge hatte sich geschlossen und war blutunterlaufen. Auch seine Lippen waren geschwollen und aufgeplatzt, sodass er nur undeutlich zu sprechen vermochte, und er presste den linken Arm so fest gegen den Körper, dass ich annahm, er war gebrochen; wenigstens hoffte ich es.
    »Gefällt Ihnen, was Sie sehen?«, fragte Crowley kalt.
    »Was wollen Sie hören – eine höfliche Lüge oder die Wahrheit?«, gab ich zurück.
    Zu meiner Überraschung wurde Crowley nicht wütend, sondern starrte mich nur eine Sekunde lang kalt an, dann richtete er sich auf und machte eine befehlende Bewegung zu Joshua. »Es ist so weit«, sagte er. »Geh und hole die Kiste.«
    Joshua stand auf, aber er zögerte sichtlich. »Seid Ihr sicher, dass ich Euch mit ihm allein lassen kann?«, fragte er.
    »Er ist an Händen und Füßen gefesselt, oder?«
    Aber Joshua schien nicht zufrieden. »Er ist gefährlich, Meister«, sagte er. »Es wäre besser, wenn ich -«
    »Geh und tu, was ich dir gesagt habe!«, unterbrach ihn Crowley. Diesmal war seine Stimme scharf; ein Befehl, den Joshua jetzt ohne zu zögern ausführte. Aber ich sah, dass er noch einmal stehen blieb und misstrauisch und drohend zu mir zurückblickte, ehe er den Raum verließ, um zu tun, was Crowley ihm aufgetragen hatte.
    »Sie hätten auf ihn hören sollen«, sagte ich. »Ich bin wirklich gefährlich, wissen Sie? Ich bringe es fertig, Sie zu Tode zu starren.«
    Crowley runzelte die Stirn – so weit es sein geschwollenes Gesicht zuließ, heißt das. »Ihr Sarkasmus ist unangebracht, Mr. Craven«, sagte er. »Sie sind ein Narr. Warum mussten Sie unbedingt herkommen?«
    »Oh, ich glaube, Sie hatten etwas, das mir gehört«, antwortete ich. »Ich wollte es wiederhaben, wissen Sie?«
    »Ich wollte Ihnen das Schlimmste ersparen, Robert«, fuhr Crowley unbeeindruckt fort. »Was nun geschieht, ist Ihre eigene Schuld.«
    »Wenn das so ist, bitte ich um Verzeihung«, antwortete ich. »Falls ich irgendwie ungelegen komme, dann sagen Sie es ruhig und ich kann wieder gehen.«
    »Nein, Robert«, antwortete Crowley und in seiner Stimme war plötzlich ein Ernst, der mich schaudern ließ. »Das können Sie nicht. Nicht mehr.«
    Ich hatte das sichere Gefühl,

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