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Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II

Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II

Titel: Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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der Explosion ließ selbst die beiden Tanks wanken. Die Männer duckten sich hastig hinter ihnen, trotzdem wurden einige von den Füßen gerissen und meterweit davongeschleudert. Howard spürte, wie der Wagen unter ihnen wankte wie ein Schiff auf hoher See, das von einer Flutwelle getroffen worden war.
    Als die Feuerwolke auseinander trieb, bot sich ihm ein entsetzlicher Anblick. Die Straße jenseits der Barriere, die die beiden Tanks bildeten, war zu einem einzigen, gewaltigen Krater geworden. Hunderte, wenn nicht Tausende regloser schwarzer Körper bedeckten sie. Nur hier und da rührte sich noch etwas, doch nun fiel es den Verteidigern nicht mehr schwer, die letzten überlebenden Monster mit gezielten Schüssen zu erledigen.
    »Großer Gott!«, flüsterte Howard. »Sie … sie rennen einfach in den Tod.«
    Der Mann neben ihm starrte ihn verblüfft an, sodass sich Howard genötigt sah, seine Worte zu erklären.
    »Sie sind nur mit Schwertern und Knüppeln bewaffnet«, sagte er. »Das ist Selbstmord!«
    »Natürlich benutzen sie keine modernen Waffen«, antwortete der Fahrer. »Wenn sie das täten, hätten sie uns längst erledigt.« Er verzog das Gesicht. »Aber keine Sorge – sie treten uns auch so in den Hintern.«
    »Aber das ist … unvorstellbar«, murmelte Howard. Er suchte verzweifelt nach Worten. Schließlich deutete er auf die beiden Tanks, dann in den Himmel hinauf, an dem Dutzende von Kampfmaschinen ihre Kreise zogen. »All diese furchtbaren Maschinen. All diese Waffen. Wie können sie ihnen widerstehen?«
    »Sie sind wirklich ein Witzbold, wie?«, grollte der andere. »Schauen Sie sich doch um. Wir erledigen sie zu Millionen. Aber das nutzt nichts. Für eines von diesen Biestern, das wir fertig machen, tauchen sofort drei neue auf.«
    Sie fuhren weiter. Der Fahrer lenkte den Wagen behutsam um die beiden quer gestellten Tanks herum und beschleunigte dann wieder. Sie legten den Rest der Strecke zurück, ohne auf weitere Gegner zu stoßen.
    Ihr Ziel war ein großes, früher sicher einmal prachtvolles Gebäude, das ein Hotel oder eine besonders große Stadtvilla gewesen sein musste. Die Straßen waren in weitem Umkreis mit Drahtverhauen und hastig zusammengeschweißten Barrikaden aus Stahlträgern blockiert, überall standen Tanks und fahrbare Geschütze, deren Mündungen drohend nach Osten gerichtet waren, und sie mussten allein drei Mal anhalten, um eine Sperre zu passieren. Als sie das Gebäude schließlich betraten, sahen sie sich jäh von mehr als einem Dutzend Männer umringt. Ihr Begleiter wechselte einige hastige Worte mit deren Anführer und sie durften passieren. Am anderen Ende der großen, früher sicher einmal von vornehmer Stille erfüllten Halle, die sich nun in ein heilloses Chaos aus Schreibtischen, Aktenschränken, Kartentischen und großen, geheimnisvoll summenden Maschinen verwandelt hatte, gab es eine breite Treppe, die nach oben führte. Doch statt sie zu benutzen, deutete ihr Führer auf eine unscheinbare Tür daneben. Rasch ging er hin, drückte einen verborgenen Knopf in der Wand und sie glitt mit einem leisen Summen auf und gab den Blick auf eine rechteckige, knapp drei Schritte messende Kabine frei. Howard und Rowlf traten zögernd hinter ihrem Führer ein. Die Tür schloss sich und eine Sekunde später ertönte ein leises Summen und Howard spürte, wie die gesamte Kabine sich in die Tiefe zu bewegen begann.
    »Erstaunlich«, murmelte er. »Das ist … faszinierend.«
    Wieder warf ihm sein Begleiter einen jener sonderbar verwirrten Blicke zu und Howard fragte: »Würden Sie mir verraten, welches Jahr wir schreiben?«
    »Neunzehnhundertsechzehn«, antwortete der andere verblüfft, »wieso?«
    »Neunzehnhundertsechzehn«, wiederholte Howard. Abermals schüttelte er den Kopf. »Unfassbar. Nur dreiundzwanzig Jahre und die Welt ist nicht wiederzuerkennen.«
    »Warten Sie noch ein paar Tage und Sie erkennen sie wirklich nicht wieder«, murmelte der andere düster.
    Die Worte versetzten Howard einen tiefen, schmerzhaften Stich. »Sieht es so schlimm aus?«, fragte er.
    Der Mann sah ihn eine Sekunde lang traurig an, dann zuckte er die Achseln und blickte weg. »Fragen Sie den Commander«, sagte er. »Ich habe nur den Befehl Sie zu ihm zu bringen.«
    »Wer ist dieser geheimnisvolle Commander?«, wollte Howard wissen.
    Der Mann antwortete nicht, aber es war auch nicht mehr nötig. Sie hatten ihr Ziel erreicht. Die Kabine hielt an und die Tür glitt mit einem Scharren vor ihnen in die Wand.

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