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Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II

Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II

Titel: Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hineintrat. Alles in mir schrie danach herumzufahren und davonzustürzen, ganz egal, was geschah, denn selbst wenn Joshua mich tötete, war dieses Schicksal vermutlich hundert Mal besser als das, was mich auf der anderen Seite des Tores erwartete. Zugleich aber wusste ich auch, dass ich diese Wahl schon gar nicht mehr hatte.
    Der Weg durch das Tor war fürchterlich. Das Empfinden mit Worten zu beschreiben ist unmöglich, und doch ist es etwas, das niemand, der es je erlebt hat, wieder vergessen kann. Das grüne Licht stabilisierte sich zu einem zuckenden, sich in die Unendlichkeit windenden Schlauch, kaum dass ich die Uhr vollends betreten hatte, ein peitschendes Etwas, das von finsterem Leben erfüllt zu sein schien. Ich wusste nicht, wie lang dieser Weg war und für welche Zeitdauer wir uns im Inneren des zuckenden Tunnels aufhielten; vielleicht Sekunden, vielleicht Jahrtausende. Das Tor war Teil eines Universums, das nichts mit dem unseren gemein hat und dem menschlichen Geist für alle Zeiten unverständlich bleiben muss. Irgendwann und irgendwo trat ich wieder zurück in die Wirklichkeit und fand mich auf einem kalten, vollkommen leeren Strand.
    Es war wieder Nacht. Der Regen hatte aufgehört und über uns wölbte sich ein sternenklarer, wolkenloser Himmel. Es war sehr kalt. Nichts rührte sich. Ich hörte nicht das leiseste Geräusch. In einiger Entfernung gewahrte ich ein kleines Boot, das halb auf den Strand hinaufgezogen worden war. In seinem vorderen Teil stand die Kiste, die Joshua vorhin gebracht hatte. Ich erwartete, dass wir das Schiffchen nun besteigen würden, doch weder Crowley noch Joshua rührten sich von der Stelle. Sie standen einfach da, starrten reglos auf das Meer hinaus und schienen selbst meine Gegenwart vergessen zu haben.
    Gute fünf Minuten verstrichen auf diese Weise, ehe ich das Schweigen nicht mehr ertrug und fragte: »Worauf warten wir?«
    Crowley drehte für eine Sekunde den Kopf, sah mich an und blickte dann wieder auf das Meer hinaus. Wieder verstrichen Sekunden, dann hob er den Arm und deutete nach Osten. »Darauf«, sagte er.
    Mein Blick folgte seiner Geste, und dann, endlich, aber viel zu spät, begann ich die ganze Wahrheit zu begreifen.
    Aus den Tiefen des Meeres, einem schaumgeborenen, schwarzen Gott aus einem Universum des Chaos und der Vernichtung gleich, stieg R’lyeh empor.
     
    Es dauerte lange, bis Howard sein Erstaunen so weit überwunden hatte, um überhaupt wieder etwas sagen zu können. Immer wieder sah er George an, blickte dann verwirrt in die Runde und dann erneut in sein Gesicht und auf seine graue, tadellos sitzende Uniform. Seine Gedanken weigerten sich einfach, dem, was er sah, Glauben zu schenken, geschweige denn, irgendeinen Sinn zuzuordnen. »George?«, murmelte er schließlich noch einmal. »Aber wie … wie kann das sein? Sie sind doch … ich meine, wir haben uns doch -«
    George unterbrach ihn mit einer Geste und einem geduldigen, aber sehr matten Lächeln. »Gleich«, sagte er. »Wir haben gleich Zeit, miteinander zu reden. Nur einen Moment Geduld noch bitte.« Er wandte sich an den Soldaten, der Howard und Rowlf hergebracht hatte.
    »Wie sieht es aus?«
    Der Mann schüttelte müde den Kopf. »Nicht gut«, sagte er. »Sie kommen über den Fluss. Ich glaube nicht, dass wir sie noch lange aufhalten können.«
    Georges Gesicht verdüsterte sich. »Sie durchbrechen die Feuerbarriere?«, fragte er in einem Ton, den Howard zuerst für Unglauben hielt, bis er begriff, dass es Entsetzen war.
    »Ich fürchte, ja«, antwortete der Soldat. »Wir schießen sie ab wie die Tontauben, aber es kommen immer mehr. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis uns die Munition ausgeht. Ein Teil der Flugzeuge musste schon abdrehen. Der Treibstoff wird knapp.«
    George starrte sekundenlang an dem Mann vorbei ins Leere. Dann gab er sich einen sichtlichen Ruck, bedankte sich mit einem Kopfnicken bei ihm und wandte sich wieder an Howard.
    »Ich bin sehr froh, Sie lebend wiederzusehen«, sagte er. »Ich hatte die Hoffnung schon beinahe aufgegeben.«
    »Ich verstehe das alles nicht«, gestand Howard verwirrt. »Wie … wie kommen Sie hierher? Was geht hier vor? Wieso nennen diese Leute Sie Commander?«
    »Das sind drei Fragen auf einmal«, antwortete George lächelnd. »Und ich nehme an, dass Sie noch dreihundert weitere haben. Vielleicht ist es einfacher, wenn ich Ihnen einfach erzähle, wie es mir ergangen ist, nachdem Sie nicht aus der Stadt zurückkehrten.«
    Howard nickte,

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