Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II
haben Sie vor?«, fragte Howard. »Ich dachte, sie funktioniert nicht mehr.«
George verstellte mit konzentriertem Gesichtsausdruck die Hebel an seiner Maschine und sah erst dann auf. »Ich kann nicht mehr damit in die Zukunft reisen«, bestätigte er. »Ich kann es Ihnen nicht garantieren, aber vielleicht ist es noch möglich, damit in Ihre Gegenwart zurückzureisen, Howard. Auf jeden Fall ist die Chance größer als die, die Sie haben, wenn Sie hier bleiben.«
Wie um seine Worte zu unterstreichen, erzitterte die Tür unter einem ungeheuren Schlag. Alle blickten erschrocken hin. Der Stahl hatte sich verzogen, hielt aber noch.
»Ich habe alles eingestellt«, fuhr George hastig fort. Er gestikulierte wild auf den Apparat vor sich. »Sie müssen nur diesen Hebel nach vorne schieben, der Rest geht von selbst. Beeilen Sie sich.«
Howard rührte sich nicht von der Stelle. »Und Sie?«, fragte er.
George schüttelte den Kopf. »Ich bleibe hier«, sagte er. »Wohin sollte ich schon gehen? Außerdem gehöre ich hierher. Ich bin es diesen Leuten schuldig.«
»Dann bleiben wir auch«, sagte Howard.
»Unsinn!«, antwortete George heftig. »Das nutzt niemandem. Kehren Sie ins Jahr achtzehnhundertzweiundneunzig zurück. R’lyeh erscheint zwar in diesem Jahr, aber Sie haben noch mehr als zwanzig Jahre, in denen Sie halbwegs sicher sein werden.«
Ein zweiter, noch heftigerer Schlag traf die Tür. Diesmal hielt sie nicht mehr stand. Der Riegel zerbarst, die Tür stürzte verbogen nach innen. Ein grün geschuppter Koloss stürmte hindurch und wurde von einer Gewehrsalve der vier Soldaten regelrecht in Stücke gerissen, aber dem ersten Ungeheuer folgte ein zweites, ein drittes und viertes. Binnen weniger Augenblicke strömten mehr als zwei Dutzend TIEFE WESEN in den Salon und auch jetzt wiederholte sich, was Howard schon mehrmals beobachtet hatte: Die Monster rannten einfach blind in das Feuer ihrer Gegner hinein und starben, doch sie kamen jedes Mal ein bisschen näher und schließlich erreichte das erste einen der Soldaten, warf sich gegen ihn und brach sterbend über ihm zusammen.
Der Kampf dauerte nicht einmal lange. Nach wenigen Augenblicken nur waren die vier Soldaten überwältigt und Howard, George und Rowlf sahen sich einer geschlossenen Front riesiger, schuppiger Ungeheuer gegenüber.
Aber sie griffen nicht an. Die TIEFEN WESEN beschränkten sich darauf, einen dicht geschlossenen Kreis um die Zeitmaschine und sie zu bilden.
»Tun Sie es«, flüsterte George. »Ich flehe Sie an. Fliehen Sie, Howard. Vielleicht kann ich sie irgendwie ablenken.«
Howard schüttelte stumm den Kopf. Selbst wenn sie noch eine Chance gehabt hätten, die Maschine zu aktivieren und in die Vergangenheit zu fliehen, ehe die TIEFEN WESEN über sie herfielen – er wollte es nicht. Er hätte nicht leben können mit dem Wissen um das, was geschehen würde.
Plötzlich teilte sich die Reihe der Ungeheuer und eine einzelne, schlanke, menschliche Gestalt trat auf sie zu.
Howards Herz schien einen Schlag zu überspringen und dann doppelt so schnell und mit schmerzhafter Wucht weiterzuhämmern. Seine Augen quollen vor Entsetzen schier aus den Höhlen, als er die schwarzhaarige Gestalt erkannte, die sich ihnen mit gemessenen Schritten näherte.
»Der Vernichter«, sagte George, und Howard fügte mit leiser, halb erstickter Stimme hinzu:
»Robert!«
Es war anders. Ich hatte nichts erwartet, und wenn, hätte ich nicht geglaubt, dass meine Erwartungen auch nur im Entferntesten dem entsprächen, was ich sehen würde. Und doch war der Schritt hinein in die schwarze Pyramide ein Schritt in eine Welt gewesen, die sich so vollkommen von allem Bekannten und Vorstellbaren unterschied, dass jeder Versuch, sie mit Worten zu beschreiben, von vornherein zum Scheitern verurteilt war. Es gab nichts, was man beschreiben, was man irgendwie benennen konnte. Das gigantische Bauwerk schien vollkommen leer, aber zugleich von etwas erfüllt, das mit Blicken nicht wahrzunehmen war. Ich hatte nicht einmal mehr Angst.
Der Anblick des schwarzen, formlosen Dinges, das im Wasser am Grunde des gewaltigen Schachtes schwamm, der vor unseren Füßen gähnte, erfüllte mich mit einem vollkommen neuen, bizarren Gefühl, das ich niemals zuvor erlebt hatte.
Ich stand Cthulhu selbst gegenüber. Es gab keinen Zweifel, keine Vermutung, kein Ahnen. Der Koloss dort unten war Cthulhu, der schrecklichste der GROSSEN ALTEN, der seit zweihundert Millionen Jahren ertrunken am Grunde
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