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Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II

Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II

Titel: Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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stärker geworden – aber mein Magen knurrte dermaßen, dass ich mich ihnen am liebsten angeschlossen hätte, um auch ja in den Genuss meines Anteiles zu kommen. Es war schon erstaunlich, wie schnell die Tünche der Zivilisation von dem ewig hungrigen Raubtier abfiel, wenn der Magen nur laut genug knurrte.
    Müde schlurfte ich zu meinem Lager zurück und ließ mich in der gleichen, bewusst unbequemen Haltung wie vorhin darauf nieder. Doch diesmal vermochte ich dem Schlaf nicht lange Paroli zu bieten. Schon nach wenigen Augenblicken versank ich in einen unruhigen Schlummer, in dem mich genau die Albträume und Schreckensvisionen erwarteten, die ich befürchtet hatte, aus dem ich aber gottlob schon nach kurzer Zeit wieder erwachte; zitternd, zugleich von einem fiebrigen Hitzegefühl wie von Kälte geschüttelt und mit schmerzendem Kopf und Nacken.
    Mein Herz pochte. Fast erschrocken sah ich mich um und stellte fest, dass Landon und die anderen noch nicht zurück waren, die Bewohner der übrigen Lumpenlager jedoch noch tief und fest schliefen.
    Um nicht wieder einzuschlafen, setzte ich mich ein wenig aufrechter hin und ließ die Geschehnisse der vergangenen anderthalb Tage noch einmal vor meinem inneren Auge Revue passieren. Nicht, dass sie dazu angetan gewesen wären, meine Mutlosigkeit irgendwie zu durchbrechen oder mir gar Anlass zu irgendeinem Optimismus zu geben.
    Nachdem ich meinen Schock, in dem Mann neben Wilbur Cohen niemand anderen als mich selbst zu erkennen, endlich überwunden hatte, war ich weitergelaufen, so schnell ich konnte. Die Crux war nur – ich konnte nicht besonders schnell laufen. Cohen hatte seine Zeitung bezahlt und eingesteckt, bevor ich ihm auch nur auf zehn Schritte nahe gekommen war, und mein Doppelgänger und er waren weitergegangen; nicht sehr schnell, aber trotzdem schneller als ich. Und in dem Lärm und dem allgemeinen Durcheinander auf dem Bahnhof wäre es vermutlich auch sinnlos gewesen, nach ihm zu rufen. Außerdem hatte mich mein Gefühl intensiv davor gewarnt, dies zu versuchen. Nicht nur, dass mich Cohen wahrscheinlich nicht einmal erkennen würde – der Mann neben ihm, der meinen Platz eingenommen hatte, würde kaum dabeistehen und in aller Ruhe nicken, während ich ihn bezichtigte, ein Betrüger zu sein. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch nicht begriffen, was wirklich geschehen war, doch ich hatte ganz instinktiv gespürt, dass ich nicht einfach hingehen und Cohen und meinen Doppelgänger zur Rede stellen konnte.
    Wahrscheinlich hatte mir dieser Instinkt, der mir riet eine gewisse Vorsicht walten zu lassen, zur gleichen Zeit auch das Leben gerettet. Auf dem Weg nach draußen waren wir an einer jener großen, gläsernen Vitrinen vorübergekommen, in denen die Fahrpläne sowie die verschiedensten Bekanntmachungen, Verlautbarungen oder auch Reklameschriften der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, und mein Blick hatte das spiegelnde Glas für eine Sekunde gestreift – und ich war wie vom Donner gerührt stehen geblieben, denn ich hatte erst in diesem Moment wirklich begriffen, dass ich nicht in irgendeinem fremden Körper gefangen war, sondern in dem Crowleys, eines uralten Mannes, der ohne die Hilfe seiner finsteren Vampir-Magie nichts als ein gebrechlicher Greis war. Ich hätte es wissen müssen und tief in mir drinnen hatte ich es auch gewusst, doch trotzdem war es ein solcher Schock für mich, dass ich minutenlang einfach dastand und das verzerrte Spiegelbild in der Glasscheibe anstarrte, ohne zu irgendeinem klaren Gedanken fähig zu sein, geschweige denn, wirklich zu begreifen, dass das zerfurchte Greisengesicht von nun an mein eigenes sein sollte.
    Als ich wieder in die Wirklichkeit zurückfand, sah ich mich einer Frau mittleren Alters gegenüber, die mich voll ehrlich empfundenen Mitleids ansah und mich besorgt fragte, ob sie mir helfen könne. Ich hatte ihr nicht einmal geantwortet, sondern sie ein paar Sekunden lang entgeistert angestarrt, ehe ich zurückgeprallt und halb verrückt vor Angst und Entsetzen davongestürmt war.
    Draußen auf dem Bahnhofsvorplatz sah ich sogar Cohen und »Craven« noch einmal wieder, allerdings gerade noch lange genug, um sie in eine Droschke steigen und mit unbekanntem Ziel abfahren zu sehen. Was danach kam …
    Obgleich im Grunde nichts geschehen war, kamen mir die Stunden danach selbst jetzt noch wie ein Albtraum vor. Stundenlang war ich durch die Stadt geirrt, bis es dunkel geworden war und Schwäche und Erschöpfung mich

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