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Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II

Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II

Titel: Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Zuflucht in einem leer stehenden Abbruchhaus suchen ließen. Erst am nächsten Morgen hatte ich wieder halbwegs zu mir gefunden und beschlossen den Kampf aufzunehmen.
    Leider war es bei dem bloßen Entschluss geblieben. Ich hatte mich in einem Teil der Stadt wiedergefunden, den ich nicht kannte, in dem mich niemand kannte, und der vor allem sehr weit von jenen Teilen Londons entfernt war, in denen all meine Freunde residierten und sich mein bisheriges Leben abgespielt hatte. Womit die Probleme auch schon begannen: London ist eine ungeheuer große Stadt; vor allem für einen Mann, der weder gut zu Fuß ist, noch das Geld hat, sich einen Wagen zu nehmen. In den Taschen von Crowleys Jacke hatten sich nur ein paar Pennies befunden, die nicht einmal gereicht hatten, meinen knurrenden Magen am vergangenen Abend zu beruhigen. Ich hatte Stunden gebraucht, um den Weg zu Viktor Frankensteins Villa zu bewältigen – und hatte ein völlig verlassenes Haus vorgefunden. Von einem Nachbarn, der misstrauisch herbeigekommen war, als er die heruntergekommene Gestalt um das Grundstück schleichen sah, hatte ich erfahren, dass sich der Hausherr nach einem geheimnisvollen Unfall (über dessen Hergang ich eine Menge mehr wusste als der gute Mann, mich jedoch hütete, auch nur ein Sterbenswörtchen davon verlauten zu lassen) zur Rekonvaleszenz aufs Land zurückgezogen und dabei wohl sein gesamtes Personal mitgenommen hatte.
    Mein nächster und zugleich auch letzter Weg dieses Tages, denn ich hatte Stunden gebraucht, um ihn zu Fuß zu bewältigen – hatte mich zum Haus meines alten Freundes Dr. Gray geführt. Aber das Pech war mir treu geblieben: Ein reichlich kurz angebundener Diener, dem man überdeutlich ansah, dass er es normalerweise nicht gewohnt war, mit Subjekten wie mir zu verkehren, beschied mir, dass Gray sich zur Zeit nicht in der Stadt aufhielte und wohl auch in absehbarer Zeit nicht zurückkehren würde. Die Wahrheit war so einfach wie brutal: Ich war nicht nur all meines Hab und Gutes – bis hin zu meinem eigenen Körper – beraubt, ich war auch vollkommen allein. Meine einzige Hoffnung war gewesen, Kontakt mit einem meiner alten Freunde aufzunehmen und sie irgendwie davon zu überzeugen, dass ich tatsächlich ich war und nicht der, nach dem ich aussah. Was allein schwer genug gewesen wäre. Aber wie es aussah, gab es in ganz London niemanden mehr, dem ich mich hätte anvertrauen können. Howard befand sich – wie ich von Cohen wusste – noch immer auf der Flucht vor der Polizei und den Behörden und hatte sich – falls er sich überhaupt noch in der Stadt aufhielt, hieß das – in ein sicheres Versteck zurückgezogen. Über Rowlfs und Sills Schicksal in den vergangenen fünf Jahren konnte ich nur Vermutungen anstellen; und was Gray anging … wahrscheinlich war er an demselben Ort, an dem sich auch Howard aufhielt, und somit für mich ebenso unerreichbar. Ich war allein.
    Mit diesem Gedanken schlief ich schließlich doch wieder ein …
    … und fand mich übergangslos in den Klauen genau des Albtraumes wieder, den ich erwartet und dessentwillen ich mit aller Gewalt versucht hatte, nicht einzuschlafen. Es war ein sehr sonderbarer Traum; vielleicht nicht einmal ein Albtraum im eigentlichen Sinne des Wortes, aber mit Sicherheit einer der unheimlichsten Träume, die ich jemals gehabt hatte.
    Es begann mit den Farben – so weit es in der bizarren Welt, die mir meine Traum-Augen zeigten, überhaupt Farben gab, hieß das. Alles war grau, schwarz, grau, dunkel und wieder grau, in allen nur vorstellbaren Schattierungen, und die wenigen Farbtupfer, die es überhaupt gab, erschienen mir grell und falsch, störende Faktoren in einem Universum des Zwielichts, in dem nicht nur die Farben nicht stimmten. Auch und vor allem der Blickwinkel war falsch – ich hatte das Gefühl, von einem erhöhten Standpunkt aus zugleich in zwei verschiedene Richtungen zu blicken, ohne dass mein Gehirn irgendwelche Schwierigkeiten hatte, diese beiden unterschiedlichen Eindrücke zu einem einzigen Bild zu verarbeiten. Zugleich stürmte eine wahre Flut von Gefühlen, Empfindungen und fremdartigen Eindrücken auf mich ein, die mich in einen wahren Strudel von Emotionen und aufgepeitschten Instinkten hinabzureißen versuchte.
    Aber all diese Empfindungen waren sonderbar zweigeteilt. Ich wusste genau, dass all dies nicht wirklich, sondern nur Teil eines Traumes war, in dem ich nicht mehr in meinem eigenem Körper weilte, sondern – wie mir ganz

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