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Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Titel: Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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der menschlichen Rasse längst im Sand der Zeit verweht, wenn dieser Moment gekommen war, möglicherweise, mit nur einem ganz kleinen bisschen Glück, war die Menschheit aber das nächste Mal auch einfach nur besser auf ihr Kommen vorbereitet; ja, vielleicht sogar in der Lage, der Bedrohung Herr zu werden.
    Für mich jedenfalls spielte nichts von alledem mehr eine Rolle. Meine Lebenszeit war begrenzt, wie die aller Menschen, und auch wenn ich gerade ein zweites Leben geschenkt bekommen hatte, so würde es doch irgendwann auf natürliche Weise enden, nach einer Spanne, die für die schlafenden Dämonen in ihren Kerkern wenig mehr als ein Atemzug war. Das Thema GROSSE ALTE war für mich erledigt, so oder so. Viktor Frankenstein hatte mich von den Toten zurückgeholt und mir nicht nur ein neues Gesicht, sondern ein neues Leben und damit auch eine zweite Chance geschenkt. Und was Andara-House anging: Ich würde es wieder aufbauen; größer, schöner und prachtvoller, als es jemals gewesen war.
    Jedenfalls war es das, was ich damals dachte. Aber da kannte ich Storm noch nicht …
    »Robert!«
    Der Klang einer wohl bekannten Stimme riss mich aus meinen Grübeleien. Ich sah hoch und erblickte Howard, der mit ausgebreiteten Armen und einem strahlenden Lächeln im Gesicht auf mich zugeeilt kam, als hätten wir uns seit Jahren nicht mehr gesehen, statt gerade einmal vierundzwanzig Stunden. In seiner Begleitung befanden sich drei höchst sonderbar anmutende Gestalten: Die erste war klein, untersetzt, ohne dabei dick oder gar fett zu wirken, und hätte in ihrem maßgeschneiderten Anzug, dem grauen Haar und mit den perfekt manikürten Fingernägeln durchaus wie ein Bankier oder ein Vertrauen einflößender Kaufmann gewirkt, wären nicht der verschlagene Gesichtsausdruck und der Blick kleiner gieriger Augen gewesen, die in ununterbrochener Bewegung zu sein schienen und jede Kleinigkeit begutachteten, abschätzten, taxierten und in Gedanken mit einem Preisschild versahen.
    Der zweite Mann war größer, um etliche Jahre jünger, hätte aber ansonsten eine – wenn auch billigere – Kopie des Älteren sein können. Der dritte im Bunde schließlich war ein dunkelhaariger Mann Anfang der Vierzig, der zwar ebenso elegant gekleidet war wie seine beiden Begleiter, trotzdem aber irgendwie nicht zu ihnen passen wollte.
    Howard begrüßte mich stürmisch und obwohl ich die übertriebene Zurschaustellung von Gefühlen in aller Öffentlichkeit normalerweise verabscheue, ließ ich es klaglos über mich ergehen, wenngleich ich mir insgeheim vornahm, bei passender Gelegenheit mit ihm darüber zu reden. Ich hätte ja durchaus Verständnis dafür gehabt, dass er mich wie einen totgeglaubten lieben Verwandten begrüßte – aber musste er es denn jedesmal tun, wenn wir uns begegneten?
    »Robert!«, sagte er erneut, nachdem er endlich aufgehört hatte, mich abwechselnd an sich zu pressen und mir auf Schultern und Rücken zu schlagen, dass ich glaubte, meine Rippen knacken zu hören. Zu allem Überfluss schwelte in seinem Mundwinkel natürlich die unvermeidliche Zigarre, deren Qualm mir die Tränen in die Augen trieb. Ich hoffte nur, Howard hielt dies nicht für ein Zeichen meiner Rührung, was ihn zweifellos zu einer Fortsetzung seiner stürmischen Zuneigungsbekundungen veranlasst hätte.
    Gottlob tat er das nicht, sondern trat im Gegenteil einen Schritt zurück und deutete auf seine drei Begleiter. »Ich hoffe, es macht dir nichts aus, dass wir schon einmal mit der … äh … Besichtigung angefangen haben. Das sind die Herren Storm, Lickus und -« Er zögerte einen Moment und sah den dritten im Bunde an. »- wie war noch gleich …?«
    »William«, antwortete der Mann. »Aber Will reicht. Jeder nennt mich Will.«
    »Will, okay.« Es war Howard sichtlich peinlich, den Namen seines Gesprächspartners vergessen zu haben. Er versuchte die Situation zu retten, indem er einen gewaltigen Zug aus seiner Zigarre nahm und mit beiden Händen hektisch in der Luft herumzufuchteln begann, um die Qualmwolke auseinander zu treiben, die ihm aus Nase, Mund und Ohren zugleich zu quellen schienen. Sein Anblick erinnerte mich an einen gutmütigen alten Drachen, der im Laufe der Jahrhunderte vergessen hatte, wie er mit seinem eigenen Feuer umgehen musste. Einen überdies ziemlich nervösen alten Drachen. Ich trat instinktiv einen Schritt zur Seite, um nicht versengt zu werden, sollte er versehentlich eine Stichflamme ausspucken.
    »Die Herren haben sich bereits einen

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