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Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Titel: Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Zigarre an, obwohl er die alte noch gar nicht ganz aufgeraucht hatte. »Meine Zeit ist leider ein wenig knapp bemessen«, sagte er paffend. »Wenn du willst, nehme ich dich mit zurück ins Hotel.« Meine eigentliche Frage überging er diskret.
    Ich nahm das Angebot dankend an. In einer Gegend wie dieser eine Mietdroschke zu bekommen, war gar nicht so einfach – wer hier lebte, verfügte in der Regel über ein eigenes Fuhrwerk samt Kutscher. Und mir stand der Sinn im Augenblick nicht nach einem längeren Fußmarsch.
    »Da ist sie«, sagte Howard, als wir das Haus verließen.
    Ich sah ihn verwirrt an.
    »Du hast mich gerade gefragt, ob ich irgendwo eine Katze gesehen habe«, erklärte Howard. »Da ist sie.«
    Tatsächlich saß auf der untersten Stufe eine Katze. Es war zweifellos die gleiche, die zuvor schon an mir vorbeigeschossen war, doch jetzt fand ich zum ersten Mal Gelegenheit, sie genauer zu betrachten. Ich habe Katzen immer gemocht, zu meinem großen Bedauern jedoch niemals ein Leben geführt, das es mir ermöglicht hätte, ein solches Tier zu halten, denn auch eine Katze mit ihrem sprichwörtlichen Sinn für Selbstständigkeit reklamiert doch ein Mindestmaß an Zuwendung und Zeit, die jemand, der ein so unstetes Leben wie ich führt, einfach nicht aufbringen kann, sodass mir allein mein Verantwortungsgefühl stets verbot, einen solchen vierbeinigen Hausgenossen aufzunehmen.
    Bei diesem Tier hätte ich schwach werden können. Es war ein wahres Prachtstück, groß, mit langem, beinahe goldfarbenem Fell und riesigen, klugen Augen, die Howard und mich abwechselnd und sehr aufmerksam musterten. Kein Streuner, dazu war das Tier viel zu gepflegt. Vermutlich gehörte sie in irgendeines der benachbarten Häuser. Mit Sicherheit sogar; wenn ich jemals eine Katze gesehen hatte, auf die Attribute wie edel und unnahbar zutrafen, dann diese.
    »Du solltest dir auch eine Katze anschaffen«, sagte Howard. »Es wimmelt hier von Ratten.«
    Ich antwortete mit einem Nicken, ohne die Worte indes wirklich verstanden zu haben. Irgendetwas an dieser Katze irritierte mich. Der Blick ihrer Augen war eindeutig zu klug für den eines bloßen Tieres. Sie musterten mich ebenso aufmerksam und – dessen war ich mir plötzlich sicher – nachdenklich, wie umgekehrt ich sie.
    Ich machte einen Schritt auf sie zu. Die Katze blickte mir aufmerksam entgegen und straffte ihre Gestalt. Als ich einen weiteren Schritt in ihre Richtung machte, sprang sie mit weiten Sprüngen davon und war im nächsten Moment hinter einem der Schuttberge verschwunden.
    Ich zuckte mit den Achseln und wandte mich nach einem letzten langen Blick auf das, was einmal Andara-House gewesen war und es bald wieder sein würde, wieder der Kutsche zu.

 
17. Februar 1893
     
    Es war noch nicht vorbei.
    Ich hatte gehofft, meine schlechten Stimmungen, die ständig kommenden und gehenden Anwandlungen von Depressionen, Melancholie oder auch grundloser Besorgnis, die mich quälten, würden sich legen, wenn erst einmal genug Zeit verstrichen wäre, aber dem war auch rund fünf Monate nach meiner Rückkehr von den Toten noch nicht so. Ganz im Gegenteil hatte ich manchmal das Gefühl, dass es eher schlimmer wurde. Vielleicht war es wirklich so, dass die seelischen Wunden, die ich damals davongetragen hatte, niemals richtig verheilen würden.
    Ein Psychologe hätte den Zustand, in dem ich mich seit fast einem halben Jahr befand, vermutlich als anhaltende Depression bezeichnet. Rowlf, mein alter Freund und seit meiner offiziellen Rückkehr in die Welt der Lebenden auch mein Leibwächter, fasste es in sehr viel treffendere Worte: »Wieda mies drauf, wa?«, nuschelte er. »Echt mies. Macht keen Spaß nich heute.«
    Ich ersparte mir die Frage, was ihm heute keinen Spaß machte, und lächelte nur flüchtig über seine Aussprache, die jeden des Englischen halbwegs Mächtigen an den Rand des Schlaganfalles führen würde und von der ich nicht erst seit heute argwöhnte, dass er sie sorgsam kultivierte. Ich mochte Rowlf, sehr sogar. Meine Gefühle dem rothaarigen Hünen gegenüber waren die für einen Bruder und sehr, sehr lieben Freund – aber im Moment ging er mir gehörig auf die Nerven. Wie immer, wenn er mich in meine Suite im Hilton-Hotel begleitete, in der ich bis zur endgültigen Wiederherstellung von Andara-House mein vorläufiges Domizil aufgeschlagen hatte, lümmelte er in einem der kostbaren Sessel herum und vertrieb sich die Zeit damit, die Whiskyvorräte meines Barschranks

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