Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London
umwandten und uns neugierig anstarrten. »Glauben Sie mir, ich habe volle Rückendeckung des gesamten Direktoriums«, sprach er mit gedämpfter, aber immer noch verärgert klingender Stimme weiter. »Es wäre bedauerlich, wenn wir von Ihnen nicht mehr unterstützt würden, aber ganz sicher lassen wir uns von Ihnen nicht vorschreiben, was wir zu tun haben. Und was den Aufwand betrifft, so hält er sich in Grenzen, da wir die gesamte Platte in mehrere leicht zu transportierende Teile zerlegen und sie erst im Museum wieder zusammensetzen werden.«
Ich fuhr herum und starrte auf das Relief. Erst jetzt fiel mir auf, dass die Arbeiter nicht nur damit beschäftigt waren, es von der Wand zu lösen, sondern zudem bereits Vorbereitungen trafen, es mit Steinsägen in insgesamt vier Stücke von jeweils etwas mehr als einem Yard Durchmesser zu zerteilen.
»Das ist Wahnsinn«, keuchte Howard neben mir. »Montgomery, das dürfen Sie nicht tun!«
»Für Sie immer noch Mister Montgomery, Mister Lovecraft«, erwiderte er scharf. »Außerdem habe ich einen gültigen Gerichtsbescheid, in dem steht, dass ich ganz genau das sehr wohl tun darf. Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte, im Gegensatz zu Ihnen habe ich hier zu arbeiten«, fügte er hinzu und kehrte zu seinen Begleitern zurück.
Howard ballte die Fäuste und blickte mich hilflos an. »Robert, verdammt, tu doch etwas.«
Ich schüttelte resignierend den Kopf. »Ich kann nichts mehr tun, egal, was ich sage. Dieser Dummkopf hört mir ja nicht mal richtig zu und er hat das Gesetz auf seiner Seite.« Ich sah noch einmal zu dem Relief hinüber. »Wir können nur hoffen, dass wir uns umsonst Sorgen gemacht haben. Vielleicht ist das Relief ja wirklich harmlos.«
Die Worte klangen nicht einmal in meinen eigenen Ohren überzeugend, und obwohl Howard schwieg, zeigte sein Blick deutlich, wie wenig er von dieser Hoffnung hielt. Nichts, was die GROSSEN ALTEN hinterlassen hatten, war harmlos, diese Erfahrung hatten wir bereits mehr als einmal machen müssen. Ihr Erbe war Millionen von Jahre alt, aber trotzdem immer noch so gefährlich wie am ersten Tag und es war schon zahllosen Menschen zum Verhängnis geworden, die darauf gestoßen waren und sich ohne zu wissen, womit sie es zu tun hatten, zu weit vorgewagt hatten.
Voller Sorge und von bangen Vorahnungen erfüllt beobachtete ich, wie die Arbeiter damit begannen, das Relief zu zerlegen. Ich konnte nicht sagen, was ich erwartete, doch mir stockte für einige Sekunden der Atem, als sich die Sägen in das Gestein hineinfraßen. Erst als auch nach mehreren Minuten noch nichts geschehen war, nahmen meine Befürchtungen allmählich etwas ab, ohne sich jedoch ganz zu legen.
Mit vereinter Anstrengung wuchteten die Männer das erste abgetrennte Segment auf einen flachen Karren und banden es darauf fest, um es aus der Höhle zu schaffen, als mich Howard plötzlich am Arm packte und so fest zudrückte, dass ich nur mit Mühe einen Schmerzensruf unterdrücken konnte.
»Sieh dir das an, Robert!«, keuchte er aufgeregt und deutete auf den Karren.
»Was denn?«, presste ich hervor. »Und lass endlich los, du brichst mir ja den Arm.«
»Ich muss völlig blind gewesen sein, dass es mir nicht vorher schon aufgefallen ist«, fuhr er wie im Selbstgespräch fort, lockerte seinen Griff aber wenigstens. »Dabei ist es doch so deutlich.«
»Wovon sprichst du überhaupt?« Gewöhnlich war Howard die Ruhe selbst. Es war selten vorgekommen, dass ich ihn so aufgeregt erlebt hatte.
»Die Steinbrocken, die Blossom und Hasseltime bei sich hatten«, stieß er hervor. »Wir sind davon ausgegangen, dass sie von dem Relief stammen und die Zeichen darauf Ausschnitte aus dem großen Symbol sind. Aber das sind sie nicht. In Wahrheit sind sie völlig identisch damit! In verkleinerter Form zeigen beide genau das gleiche Bild, wie das gesamte Relief.«
»Und?«, fragte ich verwirrt. »Ich verstehe nicht, worauf du hinauswillst.«
»Dann sieh dir mal die Teile an, die diese Narren gerade auseinandergesägt haben! Auch von ihnen zeigt jetzt plötzlich jedes genau das gleiche Symbol, obwohl auf jedem nur ein Ausschnitt zu sehen sein dürfte.«
»Unmöglich«, murmelte ich, trat aber ein paar Schritte vor, um die Steinplatten genauer betrachten zu können. Wie zuvor fiel es mir auch jetzt schwer, die Zeichen darauf länger als ein paar Sekunden anzusehen, aber ich ignorierte den stechenden Kopfschmerz und zwang mich, die Gravuren miteinander zu vergleichen, ohne dass es
Weitere Kostenlose Bücher