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Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Titel: Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Bruderschaft gewesen, eine Zeit, die Howard am liebsten aus seinem Gedächtnis gestrichen hätte, wäre dies nur möglich, und auch die genauen Umstände ihres letzten Zusammentreffens waren nicht unbedingt so gewesen, dass er sich gerne daran erinnerte …
    Nein – er konnte es drehen und wenden, wie er wollte: Im Grunde sollte er froh sein, dass Dr. James Treymour mit ziemlicher Sicherheit nicht mehr in der Stadt und mit einiger Wahrscheinlichkeit sogar nicht mehr unter den Lebenden weilte, denn Treymour war Teil eines Lebens, von dem er sich endgültig losgesagt hatte.
    Umso mehr hatte ihn seine eigene Reaktion überrascht, als er den Artikel in der Zeitung entdeckte, in dem von Treymours Verschwinden berichtet wurde; eine kleine Notiz, beinahe am Rande, die der Schreiberling wahrscheinlich nur in sein Blatt aufgenommen hatte, um die Seite zu füllen, und in bewusst belanglosem, ja schon beinahe spöttischem Ton gehalten.
    Vielleicht war es gerade das, was Howard so alarmiert hatte. Er kannte Treymour trotz all der Jahre, die vergangen waren, immer noch gut genug, um zu wissen, dass ein Mann wie er nicht einfach so verschwand.
    Ein Geräusch im Nebenzimmer ließ Howard in seinem ruhelosen auf und ab innehalten und zugleich aus seinen düsteren Überlegungen hochschrecken. Er blieb stehen, sah erwartungsvoll zur Tür und wartete darauf, dass sie geöffnet wurde. Er war jetzt seit einer guten halben Stunde hier und wartete darauf, mit Treymours ehemaliger Haushälterin zu sprechen; und sowohl seine Geduld als auch seine Zeit waren begrenzt. Sicherlich war Robert jetzt schon wieder im WESTMINSTER und wartete ungeduldig auf ihn und er hatte eigentlich Besseres zu tun, als hier herumzustehen und sich den Kopf über das Verschwinden eines drittklassigen Okkultisten zu zerbrechen – wie es in der Zeitung gestanden hatte.
    Das Problem war nur, dass besagter drittklassiger Okkultist in Wirklichkeit ein ehemaliger Master des Templerordens gewesen war und damit ein Mann, dessen Wissen um Magie und die geheimen Kräfte der Natur und des menschlichen Geistes mindestens ebenso groß war wie das Howards; und vermutlich größer als das Roberts. Die Tatsache, dass sich dieser Mann ausgerechnet jetzt in London befand, hätte er noch als Zufall akzeptieren können; die, dass er ausgerechnet jetzt verschwand – und das unter höchst ominösen Umständen – nicht mehr.
    Howard gestand sich ein, dass es wahrscheinlich ein Fehler gewesen war, Robert nicht die ganze Wahrheit zu erzählen. Der Junge hatte ein Recht darauf zu wissen, was ihn erwartete.
    Und vor allem, mit wem sie es zu tun hatten.
    Ja, er würde ihm die ganze Geschichte erzählen. Gleich, nachdem er ins WESTMINSTER zurückgekehrt war, würde er -
    Die Tür wurde mit einer so heftigen Bewegung aufgerissen, dass Howard erschrocken zusammenfuhr und den Gedanken bewusst abbrach. Etwas von seinem Erschrecken musste sich wohl auch auf seinem Gesicht widerspiegeln, denn die ältliche, grauhaarige Frau, die so abrupt unter der Öffnung erschienen war, blickte ihn einen Moment mit heftig gefurchter Stirn an, ehe sie mit einem weiteren Schritt vollends ins Zimmer hineintrat und die Tür ebenso heftig wieder hinter sich schloss, wie sie sie geöffnet hatte.
    »Sie sind Mr. …?«
    »Phillips«, sagte Howard rasch. Er versuchte ein freundliches Lächeln auf sein Gesicht zu zwingen, spürte aber selbst, dass es ihm nicht gelang. Er war nervös. Die gute halbe Stunde, die er hier gewartet hatte, hatte mehr an seinen Nerven gezerrt, als er zugeben wollte. Es lag nicht an mangelnder Selbstbeherrschung, oder Ungeduld – es lag an diesem Raum.
    Das Haus befand sich in einer unauffälligen Gegend der Stadt und so wie sein Äußeres war auch seine Einrichtung: unauffällig und bieder, auf jene ganz bestimmte Art trist, die es einem leicht machte, sich hier nicht wohl zu fühlen, ohne sagen zu können warum, und noch leichter, es möglichst schnell wieder zu vergessen. Nichts davon war Zufall. Hätte er noch irgendwelche Zweifel daran gehabt, wer hier wirklich gelebt hatte, dieses blasse, ein wenig ungastliche Zimmer und die abweisende Atmosphäre, die im ganzen Haus herrschte, hätten sie ausgeräumt. Treymours Handschrift war hier so deutlich zu spüren, als wäre er irgendwie unsichtbar noch immer im Raum.
    »Phillips«, sagte die Frau. Sie nickte, mit einem sonderbaren, fast grimmigen Gesichtsausdruck, als hätte sie diesen Namen erwartet oder als bedeute er etwas ganz Bestimmtes

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