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Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Titel: Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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der Schiffshülle zum Schmelzen bringen würde. Und wenn schon nicht das, so musste doch die Hitze im Inneren des Schiffes binnen kurzem weit genug ansteigen, um jedes Leben darin auszulöschen.
    Tiefer und tiefer versank die THUNDERCHILD in der Lava. Das flüssige Gestein reichte bereits bis fast zur Reling.
    Dann sah Billings plötzlich etwas, das ihn erneut vor Schrecken aufkeuchen ließ; ein Anblick, den er bis an sein Lebensende nicht mehr vergessen würde. Inmitten der Lava bewegte sich etwas. Etwas Gewaltiges, Schwarzes tauchte für einen Moment aus der roten Glut auf und versank gleich darauf wieder darin, aber obwohl er es nur für nicht einmal ganz eine Sekunde gesehen hatte, war Billings sicher, dass er sich nicht getäuscht hatte und dass es auch kein Felsbrocken oder ein abgelöstes Stück der Schiffshülle gewesen war, sondern etwas, das …
    … das lebte und sich selbstständig bewegte, das aus eigener Kraft auf- und wieder untergetaucht war. Zu kurz war der Anblick nur gewesen, als dass Billings das Aussehen des Etwas erfassen oder auch nur irgendeine klare Formen hätte erkennen können; und dennoch hatte der kurze Moment genügt, ihn bis ins Mark erstarren zu lassen.
    Die THUNDERCHILD war inzwischen so tief gesunken, dass die Lava zähflüssig über die Reling schwappte und sich auf das Deck des Schiffes ergoss. Kurz darauf ragten lediglich noch die Decksaufbauten aus der glühenden Masse heraus, doch auch sie versanken unaufhaltsam. Nur die träge schwappende Lavamasse zeigte noch an, wo sich bis vor wenigen Minuten der gewaltige Zerstörer der Kriegsmarine befunden hatte. Als hätte sie ihr Werk getan, begann die Lava wieder abzukühlen. Sie wurde dunkler und nahm an einigen Stellen eine gräuliche Färbung an. Es würde nicht mehr lange dauern, und eine Decke aus wiedererstarrtem Felsgestein würde sich wie eine Grabplatte über der Stelle erstrecken, wo das Schiff versunken war.
    Billings hatte das Gefühl, aus einem Traum zu erwachen. Er rieb sich über die Augen und schüttelte den Kopf, als ließe sich die Benommenheit auf diese Art vertreiben. Erst jetzt nahm er langsam wieder wahr, was um ihn herum geschah.
    Mehrere Wächter näherten sich ihnen. Er und seine Leute waren in der Übermacht und könnten sie sicherlich überwältigen, aber wozu?
    »Verschwinden wir«, stieß er mit rauer Stimme hervor. »Hier können wir nichts mehr tun.«
    Keiner seiner Männer erhob irgendeinen Einspruch; sie alle hatten schließlich mit eigenen Augen gesehen, was passiert war, und vermutlich erging es jedem Einzelnen wie Billings – sie hatten noch nicht wirklich begriffen, was dieses unfassbare Geschehen zu bedeuten hatte, aber es hatte sie bis auf den Grund ihrer Seele erschüttert. Sie wollten nur noch weg hier.
    Was sich allerdings als weniger einfach herausstellte, als Billings im ersten Moment angenommen hatte. Trotz ihrer zahlenmäßigen Unterlegenheit legten die Männer des Wachpersonals plötzlich gehörig an Tempo zu und in der Ferne konnte Billings die aufgeregten Stimmen weiterer Männer hören, die rasch näher kamen. Möglicherweise würde sie der Anblick des auf so bizarre Weise veränderten Trockendocks lange genug ablenken, dass es Billings und seinen Leuten gelang, sie zu überwältigen – aber darauf wollte er lieber nicht die nächsten fünf Jahre seines Lebens verwetten. Seit Rowlf die Führung der Gang übernommen hatte, hatten sie ihre Mitglieder zwar keine schwereren Verbrechen als eines kleinen Diebstahls oder gelegentlichen Schmuggels zuschulden kommen lassen, was aber nichts daran änderte, dass die Namen und Gesichter der meisten Männer, die sich in seiner Begleitung befanden, den Behörden noch in guter Erinnerung waren. Die Polizei würde sich die Gelegenheit, auf diese Weise ein paar alte Rechnungen zu begleichen, bestimmt nicht entgehen lassen …
    Billings spurtete los, fuhr aber schon nach wenigen Schritten mitten in der Bewegung herum, als auch vor ihnen zwei Männer in den blauen Uniformen der Hafenwächter auftauchten. Er fluchte lauthals. Noch war die Situation nicht wirklich gefährlich, aber sie konnte es in jedem Moment werden. Sie waren beinahe umzingelt und sie konnten sich verdammt noch mal keinen Kampf leisten, der sie nur Zeit kosten würde; Zeit, die die Bobbys vielleicht brauchten, um herzukommen.
    »Billings! Hier!«
    Billings sah sich im Laufen um und erblickte eine einzelne, elegant gekleidete Gestalt, die ein Stück hinter ihnen aufgetaucht war und

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