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Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Titel: Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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aufgeregt mit beiden Armen gestikulierte. Im ersten Moment war er zu aufgeregt, um sie zu erkennen, aber dann fiel ihm erneut der elegante Anzug auf und vor allem die unvermeidliche qualmende Zigarre, die der Fremde in der Linken hielt, und er erkannte ihn doch.
    »Hier entlang! Schnell!«
    Howard deutete nach links, nicht direkt zum Ausgang des Geländes hin, sondern auf die offen stehende Tür eines Lagerschuppens, hinter der nichts als Dunkelheit lauerte. Billings änderte abrupt die Richtung und gestikulierte den anderen, ihm zu folgen. Er fragte sich, warum er nicht gleich von selbst auf diese Idee gekommen war. Er war schließlich früher oft genug hier gewesen, um zu wissen, dass sie das Hafengelände auf diesem Wege weitaus schneller – und vor allem sicherer – verlassen konnten. Der Schuppen grenzte an eine wenig frequentierte Straße und seine Rückwand bestand nur aus ein paar morschen Brettern, die sie ohne Anstrengung losreißen konnten.
    Sie rannten los. Dicht gefolgt von den Männern des Wachpersonals – die sich allerdings keine zu große Mühe gaben, sie einzuholen, denn sie waren ihnen zahlenmäßig immer noch unterlegen – erreichten sie den Schuppen und stürmten hinein. Billings war der Erste, der durch die weit offen stehende Tür rannte; unmittelbar hinter Howard, der erst herumfuhr, als er ihn schon beinahe erreicht hatte, und mit weit ausgreifenden Schritten in der Dunkelheit jenseits der Tür verschwand.
    Im Inneren des Schuppens herrschte fast vollkommene Dunkelheit. Billings prallte gegen ein Hindernis, biss die Zahne zusammen, um einen Schmerzlaut zu unterdrücken, und wandte sich nach links – um prompt gegen ein weiteres, äußerst hartes Hindernis zu prallen, das in der Finsternis verborgen war. Diesmal ließ der Schmerz bunte Kreise und Punkte vor seinen Augen auftauchen. Er fluchte, schüttelte benommen ein paar Mal den Kopf und versuchte, in der fast völligen Finsternis irgendetwas zu erkennen. Er sah nur Schatten; seltsam klobige Umrisse, denen die Dunkelheit ihre Tiefe genommen hatte, ihnen aber zugleich etwas anderes dafür gegeben zu haben schien.
    Es war verrückt – aber ganz genau das war der Eindruck, den Billings hatte. Irgendetwas … stimmte mit den Schatten nicht. Er konnte nicht sagen, was, aber es war da und es war zu deutlich, um es als bloße Täuschung abzutun. Etwas war hier. Nicht seine Männer. Auch nicht die Männer des Wachpersonals, sondern etwas anderes. Etwas, das nicht hierher gehörte …
    Dann fiel ihm die Stille auf.
    Er war nur einen oder zwei Schritte vor den anderen in den Schuppen gestürmt und er hätte sie hören müssen. Ihre Schritte, ihr Atmen oder im Zweifelsfalle auch ihre Schmerzensschreie und Flüche, denn sie mussten in der Dunkelheit ebenso wie er gegen alle möglichen Hindernisse gerannt sein. Aber er hörte nichts.
    Absolut nichts.
    »Howard?«, rief er.
    Nichts. Alles, was er hörte, war das Hämmern seines eigenen Herzens.
    »Tom?«, rief Billings. »Mike! Frederic!«
    Nichts.
    Das Schweigen war vollkommen. Keine Antwort. Keine Schritte. Nichts, das darauf hindeutete, dass außer ihm noch mindestens neun weitere Männer in diesem Schuppen waren. Aber das war doch vollkommen unmöglich!
    Billings spürte selbst, wie sich die Panik in seinem Denken breit zu machen begann, und dieses Gefühl half ihm noch einmal sie niederzukämpfen; wenn auch vielleicht nicht für lange. Sein Herz begann immer schneller und härter zu schlagen und seine Hände und Knie zitterten. Er rief noch einmal die Namen der anderen und dann noch einmal, so laut er konnte, aber die Antwort war jedes Mal gleich.
    Stille.
    Billings streckte die Hände aus und bewegte sich vorsichtig tastend weiter in die Dunkelheit hinein. Dann und wann stieß er gegen ein Hindernis, ohne es jedoch identifizieren zu können, und in regelmäßigen Abständen blieb er stehen und rief wieder nach seinen Begleitern. Schließlich hielt er ganz inne, drehte sich herum und sah zum Eingang zurück.
    Er war nicht mehr da.
    Billings blinzelte. Er drehte sich wieder herum, blinzelte noch einmal, und drehte sich schließlich mit weit aufgerissenen Augen ein, zwei, drei Mal um seine Achse.
    Die Tür war verschwunden.
    Sie war groß genug, um ein zweispänniges Fuhrwerk hindurch zu lassen, und hätte eigentlich hell erleuchtet sein müssen, aber sie war einfach nicht mehr da.
    Aber vielleicht war das gar nicht die wirkliche Erklärung. Vielleicht war die Wahrheit noch viel, viel

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