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Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Titel: Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Erkundungstour ins Ungewisse machen, die allerhöchstens damit enden konnte, dass ich mich verirrte. Bei dem Gedanken, mich mit meinen gepeinigten Körper die ganze Treppe noch einmal in umgekehrter Richtung hinaufquälen zu müssen, stöhnte ich zwar innerlich auf, aber etwas anderes blieb mir wohl nicht übrig. Mit einem Achselzucken drehte ich mich um – und erstarrte.
    Diesmal kam wirklich ein gequältes Stöhnen über meine Lippen.
    Die Treppe war verschwunden.
    Es war völlig unmöglich. Schließlich war ich sie gerade erst herabgestürzt und hatte sie vor wenigen Sekunden erst noch gesehen, als ich mich umgeschaut hatte, aber wo sie sich meiner Erinnerung und allen Regeln der Vernunft nach befinden musste, erhob sich nichts als eine solide Felswand. Aber auch das war etwas, was ich von diesem unbegreiflichen Labyrinth schon kannte. Durchgänge und Abzweigungen schienen hier wie aus dem Nichts zu entstehen und obwohl sie gerade noch da gewesen waren, auf ebenso geheimnisvolle Weise zu verschwinden, wenn man einen Moment lang nicht hinsah.
    Ich streckte die Hand aus, doch unter meinen Fingerspitzen fühlte ich nichts als massiven Fels.
    Mit klopfendem Herzen folgte ich langsam dem Gang und erst jetzt wurde mir zum ersten Mal wirklich bewusst, wie sehr dies alles nicht nur meinem ersten Ausflug in das Labyrinth unter der Felseninsel glich. Ich war noch ein weiteres Mal innerhalb der letzten Wochen in einem ähnlichen System von unterirdischen Stollen gewesen, nämlich als ich in die von den Würmern geschaffenen Gänge unter Andara-House eingedrungen war. Die beiden Erlebnisse waren kaum miteinander zu vergleichen, denn im einen Fall war ich durch das Tor in ein auf magischem Wege entstandenes Labyrinth gelangt, und ich hatte mich unversehens an einem Ort wiedergefunden, der zahllose Meilen weit entfernt lag und irgendwie auf der anderen Seite der Wirklichkeit, aber die Ähnlichkeit in der Beschaffenheit der Stollen war so groß, dass es sich kaum um einen Zufall handeln konnte – auch wenn ich noch nicht die geringste Ahnung hatte, wie diese Verbindung aussehen konnte.
    Und jetzt befand ich mich ein weiteres Mal in einem unterirdischen Labyrinth, das eigentlich nicht da sein durfte. Ich wusste weder wo es sich befand noch wohin es führte, aber jetzt wie damals hatte ich das Gefühl, dass mich an seinem Ende etwas erwarten würde, was mir nicht besonders gefiel.
    Und jetzt wie damals sollte ich Recht behalten.
     
    »Das … das ist doch unmöglich!«, keuchte Billings fassungslos. Er sprach damit aus, was sie alle dachten. Er war zusammen mit Rowlf und den anderen zur Harper-Werft gekommen, um nach Kelly und Norris zu suchen, aber das Bild, das sich ihnen nun bot, war nicht nur unmöglich – es war wie ein Blick in die Hölle.
    Als die Erde zu beben begonnen hatte, hatte er zunächst an ein Erdbeben gedacht. Zwar hatte er in seinem ganzen Leben noch keines miterlebt, aber schon davon gehört. Immer mehr Spalten brachen im Boden um die THUNDERCHILD auf, auf der Rowlf nun gefangen war.
    »Wir müssen etwas tun!«, stieß einer seiner Begleiter hervor. »Wir … wir können ihn doch nicht einfach im Stich lassen!«
    »Und was sollen wir tun?«, fauchte Billings ihn an. Das Gefühl der Hilflosigkeit und Verzweiflung ließ seine Stimme aggressiver klingen, als er es wollte. Er war kein bisschen aggressiv. Aber er starb innerlich fast vor Angst. »Kannst du vielleicht fliegen oder durch Lava schwimmen?«
    Deutlich konnte er Rowlf hinter der Reling sehen, aber es gab keinen Ausweg mehr für ihn und auch umgekehrt keine Möglichkeit, zu ihm vorzudringen. Das Gerüst, über das er auf das Schiff geklettert war, war zusammengebrochen und immer mehr rot glühende Lava quoll aus den Erdspalten und legte eine undurchdringliche Feuerbarriere rings um die THUNDERCHILD.
    Aber damit war der unheimliche Prozess noch nicht vorbei. Ein Teil des Bodens unter der THUNDERCHILD brach in sich zusammen. Mit einem heftigen Ruck sackte das gesamte Schiff um mehrere Fuß in die Tiefe und sank langsam immer weiter ein. Genau wie die anderen beobachtete Billings voller ungläubigem Schrecken und wie gelähmt das Geschehen. Er sah Rowlf auf dem Schiff herumlaufen und zu einem der großen Decksaufbauten hasten. Gleich darauf war er verschwunden, hatte sich offenbar vor der Hitze ins Innere des Schiffes geflüchtet. Aber auch das war höchstens eine Rettung für kurze Zeit. Es konnte nicht lange dauern, bis die Lava auch den massiven Stahl

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