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Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Titel: Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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mir. Geh zurück, lass dich einsperren und von jemandem zu Tode langweilen. Das ist besser. Die einzige Freiheit, die du hier hast, ist die zu verhungern oder von einem Hund zerrissen zu werden.«
    Natürlich verstand die Katze nicht wirklich, was er ihr sagte, aber irgendetwas war in ihren Augen, das McGiven irritierte. Er bemerkte auch jetzt erst, dass das Tier eine Art Halsband trug – ein dünnes Lederband, das fast unter dem lange Fell verschwand und an dem etwas befestigt war. McGiven griff danach. Es handelte sich um einen kleinen, flachen Stein, nicht einmal so groß wie eine Babyfaust, in dessen Oberfläche seltsame, ineinander verschlungene Symbole eingraviert waren, die vor seinen Augen zu tanzen und zu verschwimmen schienen.
    Stirnrunzelnd betrachtete McGiven seinen Fund, während er mit der anderen Hand weiterhin die Katze streichelte, die seine Berührungen mit wohligem Schnurren honorierte. Er hatte wohl doch schon mehr getrunken, als er selbst begriffen hatte – oder das Zeug war stärker, als er ahnte.
    Plötzlich hob die Katze mit einem Ruck den Kopf. Sie sah sich lauernd um und schien auf etwas zu lauschen. Ihr Fell sträubte sich, sie machte einen Buckel und fauchte und ihre Augen wurden schmal. Eine geradezu unheimliche Veränderung ging mit dem Tier vor sich. Noch vor einer Sekunde war es ein gemütliches Schmusetier gewesen, schön anzusehen, aber mehr auch nicht, und ganz plötzlich sah sich McGiven einem kleinen, aber gefährlichen Raubtier gegenüber.
    Instinktiv zog er die Hand zurück, auch wenn er zugleich wusste, dass die Feindseligkeit des kleinen Räubers nicht ihm galt.
    Auch McGiven nahm nun leise Geräusche wahr: das Tappen und Huschen von Pfoten, ein leises Schleifen und Rascheln und etwas wie ganz leise, aber vernehmbare Atemzüge. Er wusste, was diese Laute bedeuteten: Die Ratten waren zurückgekehrt. Und trotzdem – das Verhalten der Katze irritierte ihn. Das Tier schien sich vor den Ratten zu fürchten und schmiegte sich noch enger an ihn. Ein dunkles, bedrohliches Knurren drang aus seiner Brust, wie McGiven es noch nie zuvor bei einer Katze gehört hatte.
    »Kein Grund, Angst zu haben. Die tun uns nichts«, murmelte er – wohl wissend, dass es Unsinn war, sich mit einem Tier zu unterhalten. Aber er ertrug es plötzlich nicht mehr, ruhig zu sein und diesen unheimlichen, näher kommenden Geräuschen und Schatten das Revier zu überlassen. In der Einsamkeit war selbst die Katze ein willkommener Gesprächspartner für ihn und wenn sie seine Worte auch nicht verstehen konnte, so reagierte sie doch auf den Klang seiner Stimme.
    Allerdings auf völlig andere Art, als McGiven erwartet hatte.
    Das Tier fauchte erneut, diesmal eindeutig kläglich, angsterfüllt, und es zitterte am ganzen Leib.
    Ein weiterer Schatten huschte an der Wand entlang, gefolgt von einem zweiten, dritten. Auch diese Tiere waren zu groß für Ratten. McGiven beugte sich vor, kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen – und riss sie gleich darauf ungläubig auf, als er erkannte, welche Tiere sich ihnen da näherten.
    Es handelte sich ebenfalls um Katzen.
    »Du hast wohl deine ganze Verwandtschaft mitgebracht, wie?«, sagte er grinsend und trank einen Schluck. »Aber du scheinst dich nicht besonders mit ihnen zu verstehen. Hast du was ausgefressen?« Er kicherte. »Vielleicht eine junge Katzendame geschwängert, und jetzt kommen ihre Brüder, um die Sache klar zu machen?« Er kicherte erneut, aber der Scherz klang selbst in seinen eigenen Ohren schal und auch die Katze reagierte nun mit einem neuen, noch ängstlicheren Knurren darauf. Ihre Krallen fuhren scharrend über das Holz, aber zugleich presste sie sich auch enger und nun eindeutig Schutz suchend an ihn.
    »Was ist los, Kleines?«, fragte McGiven. »Du scheinst ja wirklich in Schwierigkeiten zu stecken.«
    Und vielleicht nicht nur sie. Ganz plötzlich kam McGiven zu Bewusstsein, dass die Situation, in der er sich befand, nicht nur ziemlich sonderbar, sondern möglicherweise auch ziemlich gefährlich sein mochte. Er hatte zwar niemals auch nur davon gehört, dass Katzen im Rudel Jagd machten – und schon gar nicht auf einen Rassegenossen! –, aber irgendetwas in dieser Art musste sich wohl genau hier abspielen … und wie es aussah, war er mitten drin. Mit einem allmählich stärker werdenden Gefühl von Besorgnis fragte er sich, was er tun sollte, wenn das Katzenrudel über seinen neu gewonnenen Freund herfiel; und weil es so praktisch war,

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