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Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Titel: Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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musste ein wahres Labyrinth von Gängen liegen. Und anderen Dingen.
    Die Erkenntnis hätte Blossoms Aufregung und seinem Forschungsdrang weitere Nahrung geben müssen, doch das genaue Gegenteil war der Fall. Ein paar Höhlen, selbst ein von Menschenhand geschaffener Gang unter einem vor Jahrhunderten versunkenen Eiland, das wäre eine Entdeckung gewesen, die zwar phantastisch, aber noch immer glaubhaft war. Aber ein solch gigantisches System von Stollen und Gängen …
    »Unglaublich!«, murmelte Hasseltime neben ihm. »Das ist ja wie eine eigene Welt.« Plötzlich klang seine Stimme erregt. »Und wir sind seit Jahrhunderten die ersten Menschen, die sie sehen.«
    »Für mich sieht es eher wie ein Irrgarten aus«, antwortete Blossom. »Außerdem stimmt es nicht ganz. Die Fischer, die die Insel entdeckt haben, waren vor uns hier.« Er sprach bewusst ruhig und ganz bewusst in pragmatischem, warnendem Tonfall, um die Begeisterung seines Ersten Offiziers – und wahrscheinlich eines beträchtlichen Teils der übrigen Mannschaft – ein wenig zu dämpfen. »Ich weiß nicht, ob wir dort hineingehen sollten. Wir müssen höllisch aufpassen, um uns nicht zu verirren.«
    »So wie die Fischer?«, fragte Hasseltime.
    Blossom sah ihn fragend an und Hasseltime fügte nach einer Sekunde mit leicht gesenkter Stimme hinzu: »Sie sind zu dritt hier heruntergegangen. Aber nur zwei sind zurückgekommen.«
    »Wie?«, machte Blossom.
    Hasseltime nickte. »Wussten Sie das etwa nicht?«
    Blossom hatte davon tatsächlich nichts gewusst. Niemand hatte es ihm gesagt. Aber er sagte nichts dazu, sondern wandte sich in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Schon jetzt war der Schacht nicht mehr zu sehen, obwohl sie sich erst wenige Schritte davon entfernt hatten. Die schwarze Lava schien das Licht der Scheinwerfer aufzusaugen, wie ein Schwamm das Wasser.
    Geht nicht weiter!, flüsterte eine Stimme hinter seiner Stirn. Verschwindet! Lauft, solange ihr es noch könnt!
    Blossom schüttelte ein paar Mal den Kopf, um die flüsternde Stimme seiner eigenen Furcht zum Verstummen zu bringen. Seine Hände zitterten. Ein leises, kaum hörbares Stöhnen kam über seine Lippen.
    »Sir?« Hasseltime sah seinen Kapitän besorgt an und Blossom wurde voller Unbehagen klar, dass er nicht der Einzige war, dem seine Nervosität auffallen musste. »Stimmt etwas nicht?«
    »Schon gut«, antwortete Blossom nervös. Er versuchte zu lächeln, aber es geriet eher zu einer Grimasse.
    »Ich … fühle mich in engen Räumen nicht wohl«, sagte er, obwohl er selbst wusste, dass er Unsinn redete. Jeder Gang im Inneren der THUNDERCHILD war enger als der Stollen und Klaustrophobie war etwas, das sich angesichts der Verhältnisse auf einem Schiff gerade ein Seefahrer nicht leisten konnte. Auch Hasseltime musste wissen, wie fadenscheinig diese Antwort war. Fragend zog er die Augenbrauen hoch und Blossom fügte in gezwungen belustigtem Ton hinzu: »Das ist der Grund, aus dem ich Kapitän geworden bin, kein Höhlenforscher.«
    »Natürlich.« Hasseltime lächelte pflichtschuldig, aber er war diplomatisch genug, das Thema nicht zu vertiefen. Stattdessen griff er in die Tasche, kramte eine Weile darin herum und brachte schließlich ein Stück Kreide zum Vorschein, das er präzise in vier gleich lange Stücke zerbrach, von denen er drei an die am nächsten stehenden Matrosen verteilte.
    »Bildet drei Gruppen«, sagte er, »und bleibt zusammen, egal, was passiert. Kapitän Blossom und ich gehen voraus und markieren jede Abzweigung, an die wir kommen, mit einem Pfeil. Solltet ihr aus irgendeinem Grund getrennt werden, dann macht ihr es genauso, um den Rückweg zu finden. Es sei denn, jemand legt Wert darauf, den Rest seines Lebens hier unten herumzuirren.« Er lachte. Obwohl er nicht besonders laut gesprochen hatte, hallten seine Stimme und das nachfolgende Lachen von den Wänden wider und pflanzten sich als verzerrtes Echo in dem Stollen fort, ehe es gebrochen zurückkehrte. Gebrochen und irgendwie … verändert. Nicht mehr allein.
    Blossom verspürte ein eisiges Frösteln. Aber er wusste nicht einmal zu sagen, warum. Seine eigene Reaktion verwirrte, ja, erschreckte ihn. Und nicht nur seine. Niemand hier verhielt sich plötzlich noch so, wie er es sollte. Nicht nur, dass Hasseltime einen ganz klaren Befehl missachtet hatte, er übernahm auch praktisch das Kommando über die Gruppe. Was um alles in der Welt ging hier vor?
    Vorsichtig drangen sie in den Stollen vor. Blossom hatte

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