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Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Titel: Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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stürzte sich weder zu Tode, noch wurde er von den Trümmern erschlagen. Das Schicksal hatte es ausnahmsweise einmal gut mit ihm gemeint.
    Er lebte.
    Unendlich erleichtert – und noch immer ein wenig erstaunt darüber, dass er überhaupt noch in der Lage war, diesen Gedanken zu denken – hob McGiven den Kopf und sah sich um. Er musste sich im Keller des Hansom-Komplexes befinden und erstaunlicherweise war er nicht nur größtenteils unverletzt davongekommen, es gab sogar Licht, wenn auch ein sehr seltsames Licht – einen flackernden, bleichen grünen Schein, der von einem Punkt irgendwo hinter ihm ausstrahlte und seine Umgebung in kleine Bereiche unwirklicher Helligkeit und große Abgründe nachtschwarzer, beunruhigender Schatten zerteilte.
    Langsam stemmte sich McGiven auf die Ellbogen und Knie hoch und drehte den Kopf, um zu sehen, woher dieses Licht stammte und wieso es so seltsam war.
    Ihm blieb nicht mehr genug Zeit, um auf alle diese Fragen eine Antwort zu finden. Aber immerhin begriff er noch, welch grausamen Scherz sich das Schicksal mit ihm erlaubt hatte, als er den Sturz in diesen Keller unverletzt überstand.
    Er hätte sich gewünscht, es wäre nicht so gewesen.

 
28. September 1892
     
    Blossoms Hände und Arme schmerzten, als er den Grund des Schachtes und mit ihm die beiden Soldaten erreichte. Er trat rasch zur Seite, um den nachfolgenden Matrosen Platz zu machen, die zwar erst mit einigem Abstand losgeklettert, aber jünger und auch kräftiger waren als er und aufgeholt hatten. Einer nach dem anderen gesellten sich die Männer zu ihnen. Zu seiner nicht geringen Überraschung stellte Blossom fest, dass Hasseltime selbst den Abschluss bildete. Übrigens auch zu seiner noch geringeren Verärgerung.
    »Ich hatte Ihnen befohlen, oben zurückzubleiben«, sagte er. Er gab sich Mühe, seine Stimme scharf, trotzdem aber militärisch diszipliniert klingen zu lassen; und sei es nur, damit Hasseltime nicht merkte, wie nachhaltig es ihm gelungen war, ihn aus der Ruhe zu bringen. Doch es gelang ihm nicht. Wenn schon nicht er selbst, so machte die Akustik ihrer zum größten Teil unsichtbaren Umgebung ihm den gewünschten Effekt zunichte, denn der Stollen, in dem sie sich befanden, verlieh seinen Worten ein unheimliches, lang nachhallendes Echo und machte sie zu etwas vollkommen anderem als das, was sie sein sollten.
    Hasseltime wich seinem Blick aus. »Ich habe Jenkins zurückgelassen«, sagte er. »Er ist ein äußerst zuverlässiger Mann.«
    Das war keine Antwort; jedenfalls nicht die Art von Antwort, die Blossom normalerweise akzeptiert hätte. Doch beinahe zu seiner eigenen Überraschung beließ er es dabei. Blossom sagte nichts. Er war eher verwirrt als verärgert. Dass Hasseltime einen Befehl ignorierte, hätte er noch vor einer Minute für schlichtweg ausgeschlossen gehalten. Ein weiterer Beweis dafür, dass hier irgendetwas nicht stimmte. Nicht mit dieser Insel und nicht mit ihnen.
    Blossom sah den jungen Offizier noch einige Sekunden lang fast bestürzt an, doch dann wandte er sich ohne ein weiteres Wort um und hob seine Lampe.
    Der Stollen, in dem sie sich befanden, war vollkommen leer. Seine Wände bestanden nur aus schwarzer Lava, die im Licht der Karbidscheinwerfer ölig schimmerte, und die Decke war so niedrig, dass einige der größeren Männer die Köpfe einziehen mussten, um nicht dagegenzustoßen. Es gab nur eine Richtung, in die sie losmarschieren konnten. Der senkrechte Schacht markierte das Ende eines knapp sechs Fuß hohen, allerdings nicht annähernd so breiten Stollens, in dem sich das Licht schon nach wenigen Schritten auf die gleiche, unheimliche Weise verlor wie in dem Schacht, durch den sie herabgekommen waren. Blossom wollte nicht dorthin gehen. Was immer diese wattige Schwärze auch verbarg, er wusste, dass es gefährlich war; tödlich und vielleicht schlimmer. Doch er konnte trotz allem selbst jetzt nicht aus seiner Haut. Keiner der Männer hätte protestiert, wenn er den Befehl zum Rückzug gegeben hätte, nicht einmal Hasseltime. Aber er hätte sich diese Schwäche – auch wenn er sich zugleich zu Recht sagte, dass es wohl viel mehr Vernunft als Schwäche gewesen wäre – für den Rest seines Lebens nicht verziehen, und so gab er den Befehl loszumarschieren.
    Schon nach wenigen Yards gabelte sich der Stollen. Blossom blieb stehen und schwenkte seinen Scheinwerfer erst nach rechts, dann nach links. In dem kalten weißen Licht konnte er weitere Abzweigungen erkennen. Vor ihm

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