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Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Titel: Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Insel mehr war als eine Ansammlung von Felsbrocken, die durch ein Seebeben (das es überdies nachweislich nie gegeben hatte!) wahllos in die Höhe gepresst worden war. Mehr noch: Diese Insel konnte unmöglich ein Teil des Meeresbodens gewesen sein; sie musste früher schon einmal an der Oberfläche gelegen haben.
    Hier waren Menschen gewesen. Und das musste lange zurückliegen; Jahrhunderte, wenn nicht sogar Jahrtausende, denn dieses Eiland war auf keiner bekannten Seekarte verzeichnet – und das, obwohl es genau vor der Themsemündung und somit auf einer der meistbefahrenen Schifffahrtsrouten der Welt lag. Das war verrückt. Verrückt und eigentlich unmöglich.
    Blossoms mit Furcht gemischtes Unbehagen wich allmählich einer prickelnden Erregung. Möglicherweise harrten im Inneren dieser Insel große Funde ihrer Entdeckung – bedeutende archäologische oder auch materielle Schätze, auf jeden Fall aber ein uraltes Geheimnis.
    Wie in fast jedem Seemann schlummerte auch in Blossom ein Entdecker. Auf dem Weg hierher hatte er insgeheim (wenn auch beinahe, ohne es sich selbst einzugestehen) darüber nachgedacht, wie er den ersten Teil seines Befehles ignorieren und diese Insel möglichst schnell sprengen konnte, ohne auch nur einen Fuß in diese ominösen Gänge zu setzen, von denen die Fischer erzählten. Aber nun war davon keine Rede mehr. Im Gegenteil: Mit einem Mal konnte er es kaum noch erwarten, das Geheimnis dieses Eilands zu ergründen. Schlagartig war jede Furcht vergessen, ebenso wie all die düsteren und absurden Gedanken, die ihn noch vor Augenblicken so gequält hatten. Ohne es selbst zu merken, hatte er eine zweite, unsichtbare Grenze überschritten. Nun war alle Furcht vergessen. Ebenso sehr, wie ihm die Insel gerade noch Angst gemacht hatte, schlug ihn ihr Geheimnis nun in ihren Bann.
    Er deutete auf zwei der Soldaten. »Ihr beide geht als Erste!«, befahl er. »Gebt uns Bescheid, sobald ihr am Grund des Schachtes angekommen seid.« Er zögerte einen winzigen Moment, ehe er in möglichst beiläufigem Ton hinzufügte: »Und zählt die Stufen. Ich will wissen, wie tief dieser Schacht ist.«
    Ohne Widerspruch oder auch nur ein Zögern – allerdings auch sichtlich nicht besonders glücklich über diesen Befehl – gehorchten die beiden Soldaten. Hintereinander kletterten sie in den Schacht hinab. Blossom fiel allerdings auch auf, dass sie beide einen winzigen Moment lang zögerten, ja, regelrecht zurückschraken, als ihre Hände das rostige Metall der Trittstufen berührten. Er maß dieser Beobachtung zwar keinerlei größere Bedeutung zu, merkte sie sich jedoch aufmerksam.
    Schon nach kurzer Zeit war nur noch der immer kleiner werdende Lichtpunkt der Lampe zu erkennen, die sie mitgenommen hatten. Das Licht wurde nicht sichtbar kleiner, verlor jedoch sehr schnell an Leuchtkraft und begann zu verschwimmen, wie ein gefallener Stern, der in den Tiefen des Meeres versinkt. Gerade als Blossom schon fürchtete, auch ihn aus dem Auge zu verlieren, hörte er auf zusammenzuschrumpfen und wurde stattdessen von rechts nach links und wieder zurück geschwenkt.
    »Wir sind unten!« Die Stimme des Soldaten klang dumpf, vielfach gebrochen und von den Wänden des Schachtes zu einem unheimlichen Echo verzerrt, und Blossom war, als wäre dies nicht alles, was er hörte. Vielmehr schien sich im Klang dieser harmlosen Worte noch etwas zu verbergen, etwas Düsteres und Böses, das im Schatten jener täuschend harmlosen Botschaft heranschlich.
    Blossom wusste, was es war.
    Die Furcht war wieder da. Sie war nie wirklich fort gewesen. Seine Neugier und der Entdeckerdrang hatten sie für einen kurzen Moment überlagert, sodass er sie nicht mehr spürte, aber sie war trotzdem die ganze Zeit über dagewesen. Blossom dachte diesen Gedanken ohne Erschrecken, aber mit dem furchtbaren Gefühl, dass es nun zu spät war, noch auf die Warnung zu hören, die ihm so überdeutlich zuteil geworden war. Es war zu spät. Sie hatten die Grenze überschritten – und es war eine Grenze, die sich nur in eine Richtung passieren ließ.
    »Hier rührt sich nichts. Es gibt einen Stollen, der nach Norden führt.«
    »Bleibt, wo ihr seid!«, rief Blossom in den Schacht hinab. »Wir kommen nach.« Er wandte sich an Hasseltime. »Ich gehe als Nächster. Sie übernehmen das Kommando über die Gruppe, bis alle unten sind. Sollte mir etwas zustoßen oder wir in einer Stunde nicht zurück sein, entscheiden Sie nach eigenem Ermessen.«
    »Aye, aye, Sir«,

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