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Hexer-Edition 24: Das Haus der bösen Träume

Hexer-Edition 24: Das Haus der bösen Träume

Titel: Hexer-Edition 24: Das Haus der bösen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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du in der letzten halben Stunde mal aus dem Fenster gesehen?«, gab er zurück. »Draußen regnet es, als hätte der Himmel alle Schleusen geöffnet. Ich bin so schnell wie möglich ins Haus gehastet.«
    »Aber ich habe vor ein paar Minuten jemanden dort gesehen«, berichtete ich. »Deshalb habe ich ja überhaupt erst mein Zimmer verlassen.«
    »Sicher. Es gibt ja genug Leute, die bei solchem Wetter nichts anderes zu tun haben, als sich in fremden Gärten nassregnen zu lassen.« Howards Stimme war deutlich anzumerken, dass er mir kein Wort glaubte. »Wahrscheinlich hat nur der Wind ein paar Zweige bewegt.«
    »Verdammt, ich weiß doch, was ich gesehen habe«, stieß ich wütend hervor, obwohl ich mir dessen mittlerweile absolut nicht mehr sicher war. Vermutlich machte ich mich vor Howard mit jedem Moment mehr zum Narren, aber das war mir egal. »Und die Vorstellung, dass sich jemand auf meinem Grundstück herumtreibt, gefällt mir gar nicht. Ich werde nachsehen gehen.«
    »Und dir eine Lungenentzündung holen?« Howard schüttelte den Kopf. »Sei vernünftig. Du hast nicht einmal einen Mantel an.«
    Ich wusste, dass er Recht hatte, dass ich mir zumindest etwas überziehen sollte, wenn ich schon bei dem Unwetter ins Freie wollte, aber der Gedanke drang erst gar nicht richtig bis in mein Bewusstsein vor.
    »Du hast mir nicht vorzuschreiben, was ich zu tun oder zu lassen habe«, fauchte ich ihn an. »Geh mir aus dem Weg, oder willst du, dass ich dich die Treppe hinunterschmeiße?«
    Seine Augen weiteten sich vor Schrecken, wohl weniger aus Angst, dass ich meine Ankündigung wirklich in die Tat umsetzen könnte, sondern aufgrund der Tatsache, dass ich die Drohung überhaupt ausgesprochen hatte. Aber auch mich ernüchterte der Wutausbruch etwas. Für einen kurzen Moment hätte ich Howard am liebsten tatsächlich einen kräftigen Stoß versetzt.
    »Tut mir Leid«, murmelte ich. »Ich … ich weiß selbst nicht, was mit mir los ist. Schon den ganzen Abend bin ich so aggressiv. Ein paar Mal hätte nicht viel gefehlt und ich wäre am liebsten aus dem Haus gestürmt, um irgendjemanden zusammenzuschlagen. So etwas habe ich noch nie erlebt. Was hat das bloß zu bedeuten, Howard? Es … es macht mir Angst.«
    Angst war noch gar kein Ausdruck für den Schrecken, der mich in den mehr oder weniger klaren Augenblicken nach jedem Wutausbruch überkam, wenn ich darüber nachdachte, was ich beinahe getan hätte oder vielleicht beim nächsten Mal tun würde, wenn ich erneut die Kontrolle über mich verlor.
    Der Ausdruck der Besorgnis auf Howards Gesicht vertiefte sich noch. Er musterte mich ein paar Sekunden lang eingehend, dann zuckte er ratlos die Achseln.
    »Gehen wir erst einmal in dein Zimmer, dann kannst du mir alles ausführlich erzählen«, sagte er. »Dort spricht es sich mit Sicherheit besser als hier im Treppenhaus.«
    Ich schluckte die wütende Antwort, die mir wegen seiner stoischen Ruhe auf der Zunge lag, hinunter, nickte nur knapp und stieg weiter die Stufen hinauf. Ich war zwar nicht durchnässt, aber auch mir war kalt. Durch das türlose Portal und die zum Teil noch glaslosen Fensteröffnungen drang der eisige Wind ungehindert ins Haus.
    »Wie bist du eigentlich hergekommen?«, erkundigte ich mich, während wir die Treppe hinaufgingen und in den Korridor zu meinem Schlafzimmer einbogen.
    »Mit einer Kutsche. Ich habe dem Kutscher gesagt, dass er mich in zwei Stunden wieder hier abholen soll«, erklärte Howard.
    In einer Ecke des Türrahmens vor meinem Zimmer hing ein frisches Spinnennetz. Angeekelt fegte ich es mit der Hand weg und wischte mir die Finger anschließend gründlich an der Hose ab, ehe wir den Raum betraten. Zu meiner Erleichterung war Merlin nirgendwo zu entdecken und ich machte mir gar nicht erst die Mühe, darüber nachzudenken, wie der Kater jetzt wieder aus dem Zimmer herausgekommen sein mochte. Aus irgendeinem Grund hatte er seit einiger Zeit eine Abneigung gegen Howard entwickelt. Meistens gingen die beiden einander so gut es ging aus dem Weg, aber es war auch schon mehrmals vorgekommen, dass Merlin ihn angegriffen hatte.
    Howard zog seinen Mantel aus und hängte ihn am Kamin auf, dann rückte er auch den Stuhl vom Schreibtisch näher ans Feuer. Als er sich setzen wollte, fiel ihm das Papierknäuel auf. Er hob es auf, faltete es auseinander und warf einen flüchtigen Blick darauf.
    »Was ist das?«
    »Ein paar Formulare, die Gray mir vorhin gegeben hat«, erklärte ich verlegen und nahm auf der Kante

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