Hexer-Edition 24: Das Haus der bösen Träume
stehen und hielt auch Howard zurück.
»Verdammt!«, presste ich leise hervor.
Deutlich waren die Geräusche von Schritten auf der Treppe zu hören. Es schien sich nur um wenige Personen zu handeln, zwei, vielleicht drei. Möglicherweise hatte ich mich vorhin doch nicht getäuscht, als ich die Unbekannten in der Eingangshalle gesehen hatte, und sie hatten sich bei Howards Ankunft nur versteckt. Jetzt schnitten sie uns den Weg ins Erdgeschoss ab.
Leise kehrten Howard und ich in mein Zimmer zurück. Wenn überhaupt, dann gab es nur noch einen Weg, auf dem wir fliehen konnten. Ohne lange zu überlegen, eilte ich zum Fenster, riss es auf und beugte mich hinaus. Wir befanden uns im zweiten Stock, gut zwanzig Fuß über dem Erdboden. Ein Sprung hätte mir mindestens ein paar gebrochene Knochen beschert, doch ich entdeckte, worauf ich gehofft hatte. Ein Stück unterhalb des Fensters verlief ein schmaler Sims, der zu einem Abflussrohr führte, das einige Yards entfernt an der Hauswand nach unten führte. Der Sims war nicht breiter als eine gespreizte Hand und auch das Abflussrohr sah alles andere als Vertrauen erweckend aus, doch blieb mir keine andere Wahl, als es zu riskieren.
Ich wandte mich wieder zu Howard um. Der flackernde Kerzenschein schuf ein Muster aus Licht und Schatten auf seinem Gesicht, das für einen kurzen Moment fast wie ein Spinnennetz aussah. Ich blinzelte und die Illusion verschwand.
»Es gibt einen schmalen Sims«, berichtete ich.
Howard trat neben mich und beugte sich ebenfalls aus dem Fenster, dann schüttelte er den Kopf. »Unmöglich«, behauptete er. »Der Sims ist viel zu schmal und die Hauswand zu glatt, um sich festzuhalten. Wir werden abstürzen.«
»Willst du lieber hier herumstehen und abwarten, was diese unheimlichen Typen mit uns vorhaben?«
»Wir wissen ja noch nicht einmal, ob sie uns wirklich etwas antun wollen. Und selbst wenn, können wir uns immer noch wehren. Unsere Chancen dabei stehen nicht viel schlechter als bei deiner Kletterpartie.«
»Gegen mehr als ein Dutzend Gegner?« Ich ergriff Howard an den Schultern und schüttelte ihn. »Glaub mir, ich würde diesen Kerlen selbst am liebsten die Zähne einschlagen, doch ich bin nicht so verrückt, es mit einer solchen Übermacht aufzunehmen.«
»Na schön, dann ergeben wir uns ihnen eben. Sie werden Lösegeld für uns verlangen, aber es ist immer noch besser, ein bisschen Geld zu verlieren, als aus zwanzig Fuß Höhe in den sicheren Tod zu stürzen.«
Verzweifelt schüttelte ich den Kopf. »Das sind keine Kidnapper, Howard, begreif das doch. Diese Männer sind böse. Ich kann es nicht erklären, aber ich spüre es. Sie haben etwas Dämonisches an sich. Du hast sie doch gesehen. Ihre Schatten …«
»Du redest Unsinn, Robert. Ja, ich habe sie gesehen. Ein paar Bauarbeiter, die mitbekommen haben, dass du heute Nacht allein hier bleibst, und die eine Gelegenheit gewittert haben, mehr Geld auf einen Schlag zu bekommen, als sie in ihrem ganzen Leben mit ehrlicher Arbeit verdienen.«
»Verdammt, hörst du mir überhaupt zu? Das sind keine Kidnapper, das …« Ich brach ab und drehte mich mit einem wütenden Ruck um. Es war sinnlos, mit ihm zu diskutieren, ich verplemperte nur meine Zeit. »Mach doch, was du willst. Ich werde jedenfalls von hier verschwinden.«
Ich drehte mich wieder zum Fenster um, doch bevor ich ins Freie klettern konnte, packte Howard meinen Arm und riss mich zurück.
»Mir scheint, du hast vorhin nicht richtig zugehört«, sagte er. Seine Stimme hatte sich verändert, sie klang kalt und gefühllos. »Ich habe dir gesagt, dass ich notfalls mit Gewalt verhindern würde, dass du das Haus verlässt, und das werde ich tun. Ich hatte gehofft, dass es erst gar nicht so weit kommt, aber du willst es ja nicht anders.«
»Verdammt, lass mich los!«, zischte ich. Sein Verhalten war seltsam, passte überhaupt nicht zu ihm, aber darüber dachte ich in diesem Moment nicht nach. Mein Zorn, den ich bislang mühsam zurückgehalten hatte, gewann wieder die Oberhand. Wutentbrannt schlug ich mit der Faust nach Howard, doch er wehrte meinen blindwütigen Angriff ohne jede Mühe ab und versetzte mir zwei schallende Ohrfeigen, die mich zurücktaumeln ließen.
Ich keuchte, stürzte mich aber sofort wieder auf ihn.
Auch diesmal wich er meinem Angriff ohne jede Mühe aus und versetzte mir einen Hieb in den Magen, dass ich vor Schmerz aufstöhnte und beide Arme gegen den Leib presste.
»Ja, komm schon, lass deiner Wut freien
Weitere Kostenlose Bücher