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Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012

Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012

Titel: Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha u. a. Mamczak
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stecknadelkopfgroße Videokameras und vieles mehr.

    Doctorows Buch ist absolut auf der Höhe der Zeit, was die Darstellung neuer Technologien und ihrer möglichen Verwendung zu Kontrollzwecken angeht. In seinem Nachwort versichert der Autor glaubhaft, die meisten Hacks in der Geschichte seien real. Eines der Hauptthemen ist die Kryptografie; Doctorow bietet eine Fülle an Informationen zu Geschichte und Aufbau von Verschlüsselungstechniken.
Dabei wird deutlich, dass auch normalen Usern leistungsfähige Technologien zur Verfügung stehen. »Das Buch veranschaulicht Kapitel für Kapitel«, meinte Cory Doctorow in einem Interview, »was an den technischen Systemen, die wir entwickelt haben, alles nicht stimmt, und zeigt, wie leicht ein Bürger diese Technologien außer Gefecht setzen kann. Der Roman will junge Menschen dazu ermutigen, sich Kontrolle über die Technik zu verschaffen, um für ihre Freiheit im 21. Jahrhundert zu kämpfen.« »Little Brother« ist damit auch als Gegenentwurf zu Orwells Klassiker »1984« angelegt, in dem ein »Big Brother« umfassende Kontrollmacht ausübt.
     
    Die Vision, die Doctorow für die USA der nächsten Jahre entwickelt, fällt allerdings wenig beruhigend aus. Die Annahme, dass es durch neue Bedrohungsszenarien zu einer weiteren Verschärfung der Antiterrorpolitik kommen könnte, erscheint allzu realistisch. Dabei wird die vorgebliche Wirksamkeit der Maßnahmen infrage gestellt. Unter Rückgriff auf statistisches Wissen lässt Doctorow seine Hauptfigur erklären, dass das Aufspüren einzelner Terroristen, selbst wenn es sie gäbe, mit einem Aufwand betrieben werde, der zu viele Verdächtige produziere und in keinem Verhältnis zum Ergebnis stehe. Zumal die Terroristen dieselben Technologien wie die jugendlichen Hacker nutzen könnten. Doctorow beschreibt eine antidemokratische Tendenz der US-Innenpolitik, den Aufbau eines immer umfassenderen Kontrollapparats (was keinesfalls abwegig ist, wenn man an den realen »National Defense Authorization Act« denkt, der zu Beginn des Jahres 2012 in Kraft getreten ist). Das Buch weigert sich, in die von Politik und Medien geschürte
Terrorhysterie einzustimmen – ein mutiger Schritt. Das Geheimgefängnis, in dem Marcus’ Freund Darryl monatelang einsitzt, trägt den Namen »Guantánamo-in-the-bay«, eine weitere Figur redet provokant von einem »Gulag Amerika«. Bei seiner erneuten Verhaftung muss Marcus die Foltertechnik Waterboarding über sich ergehen lassen.
    Eine wichtige Frage beantwortet Doctorow allerdings nicht: die nach den Urhebern des Terroranschlags. Man könnte sagen, dass dieser nur ein literarisches Mittel zum Zweck ist, aber es bleibt eine Leerstelle. Bei einem übers Xnet organisierten Konzert beschlagnahmt der Heimatschutz eine Broschüre mit dem Titel »Hat es die Attentate vom 11. 9. wirklich gegeben?« – zumindest ein Hinweis darauf, dass Doctorow die offizielle Version kritisch sieht, sie also nicht als Modell für seine Hintergrundgeschichte übernimmt. Vielleicht ist auch seine Einteilung der Regierung in einen guten und einen bösen Teil etwas zu einfach, etwa wenn ein »guter« kalifornischer Gouverneur eingreift und Nationalgardisten den Jugendlichen zu Hilfe eilen. Auch Doctorows offenkundiger Glaube an die Wirkungsmacht der alternativen Presse ist etwas zu sehr vergangenen Zeiten verhaftet: Am Ende darf Marcus auf juristische Wiedergutmachung klagen. Davon abgesehen ist Doctorows Buch eine vorausschauende Mahnung, weitere derartige Ereignisse nicht für eine Überwachungspolitik zu instrumentalisieren, die individuelle Freiheiten einschränkt. Es leistet Aufklärung in mehrfachem Sinne, ohne dass der Unterhaltungsaspekt zu kurz kommt. »Little Brother« ist ein Meisterwerk des politisch intendierten Jugendbuchs.
    Wolfgang Neuhaus
    CHRISTOPHER ECKER
FAHLMANN
    Roman · Mitteldeutscher Verlag, Halle 2012 · 1026 Seiten · € 39,95
     
    Ein großes Buch; ein langes Buch auch: Christopher Ecker breitet auf 1026 Seiten das Leben des Schriftstellers Georg Fahlmann aus, der zweimal wöchentlich im elterlichen Beerdigungsinstitut aushilft (gestorben wird ja immer) und ansonsten Germanistik studiert.

    Fahlmann versucht sich (auch das für einen Germanisten nicht unüblich) als Schriftsteller. Er laboriert an einem Afrikaroman über einen Käferforscher, Bahlow mit Namen, hat aber nur mit seinen kuriosen Gedichten Erfolg, die in von Alkohol beflügelten Phasen entstanden sind und für die er (aber was denn sonst!)

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