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Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012

Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012

Titel: Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha u. a. Mamczak
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Verlassen eines abgeschlossenen Kontinuums verringert sich der Turbopsalterdruck 5/72 auf die Realzeit in gleichem Maße wie sich die Traumklipse …‹«
    Das ist zwar fein beobachtet, jagt aber keine epischen Stromstöße durch das Nervenkostüm des Romans.

    Und das bewährte Spiel mit dem Leser, was wahr, was wirklich sei und was phantastisch erfunden? Man schaut mal in den Roman, mal ins Internet und findet im hanebüchenen Buchstabenheuhaufen immer wieder eine glänzende Nadel Tatsächlichkeit. Auch Fahlmann bleibt von den Wirrnissen und Verstörungen nicht unberührt. Nicht einmal die Frage nach Leben oder Tod lässt sich in diesem Roman definitiv beantworten – merkwürdig, da Fahlmanns ja von Haus aus mit dem Tod im Geschäftsverkehr stehen.
    Der einzige Mensch, zu dem Fahlmann eine vertrauensvolle Beziehung pflegt, ist sein Großvater. Zu Beginn des Romans wird Fahlmann ständig von einer Buchhandlung angerufen, deren Mitarbeiter ihn bitten, seinen Großvater doch davon abzuhalten, die Kunden unberufen zu beraten; Großvater vertreibt sich nämlich seine Stunden damit, in Buchhandlungen einzufallen und den Kunden gegen ihren Willen Bücher zu empfehlen. Doch auch die Beziehung zu Opa entgleitet Fahlmann. Er merkt, dass sein Großvater immer sonderbarer wird, auch vergesslich. Am Ende des Romans taucht der bereits verstorbene Großvater wieder auf und holt (ganz altägyptischer Seelenführer) Fahlmann heim ins makellose, große, weiße Licht der Ewigkeit: »Vom Herausgehen am Tage«, so lautet der Titel des ersten Bandes des Fahlmann-Romans (der in fünf Bände unterteilt ist, von denen der vierte wiederum den Untertitel »Roman« trägt); »Heraustreten in das Tageslicht« ist auch der Originaltitel des Ägyptischen Totenbuches.
    Eckers, keine Frage, ist ein ebenso großer wie geduldiger Autor. Er gibt in diesem Buch den Poeta doctus, den gelehrten Autoren also, und, das Internet stehe uns Lesern da in manchem Detail bei, wahrscheinlich ist er das auch.
    Viele Miniaturen des Romans leuchten, glänzen und gefallen wie frisch geprägte Messingmünzen, will sagen: Es ist in diesem schönen Buch bestimmt nicht alles Gold, aber was ist das schon? Doch wenn ich mich kritisch zurücklehne und die 34 Stunden plus noch einmal schlagen höre, die man – Ägypten hin oder her – dank der Lektüre dem eignen Tod näher gerückt ist, frage ich mich doch, ob die Spielidee wirklich diesen Wust an Seiten hergibt: Handelt
es sich nicht doch im Kern wieder mal um treudeutsches Larmoyanztheater?
    Wollen wir in einer Welt, wie sie nun einmal leider wirklich ist (farbenprächtig und schillernd in ihren Finanzkrisen, Benzinpreisschocks, fanatisch-religiösen Wirrsalen und so weiter und so fort), von einem Germanisten als Helden lesen, der, statt wacker zu studieren, um alsbald Knaben und Mädchen im – sagen wir mal – beschaulichen Ostseebad Heikendorf (diesem nicht nur seines U-Boot-Ehrenmals wegen gerühmten Örtchen) oder anderswo an der Sonnenseite der Kieler Förde oder von mir aus auch im kuhglockendurchläuteten Allgäu zu unterrichten, die, ihm mit leuchtenden Augen zu Füßen sitzend, sich begierig zeigen, von ihm als wohl beamteter Lehrperson in die Mysterien der Partizipialkonstruktionen und des Plusquamperfekts eingeweiht zu werden – ich fange noch einmal an: Wollen wir wahrhaftig von einem jungen Manne lesen, der, statt in bürgerlichem Lebenswandel Gutes, Wahres und Schönes zu tun, dem lieben Gott mit willigen Bäckerfräuleins (gegen die im Einzelnen ja nichts einzuwenden ist, bewahre!) und monströsen Romanprojekten die Zeit stiehlt?
    Der Germanist als Held und Buchautor in delikaten Lebensumständen, Afrika (wir meinen: Löwen! Sonnenglut!! Affenbrotbäume, Gorillas und Giraffen!!! Ecker meint: Obstbaumsteppen, Käfer, Apfelkuchen) mit der Seele suchend und sich doch, je und ach!, in den Fallstricken seines jammerübervollen bürgerlichen Daseins verflixend und verfangend – das ist als Entwurf so lauter Hmm und Naja, dass ich bei allem Wohlgefallen im Einzelnen dem großen Ganzen durchaus freudig mit einmal laut aufbrausendem, aber nicht mit endlosem Beifall antworten möchte.
    Alles in allem: der Roman – großartig in jeder Bedeutungsfaser des Wortes und seinen sprachlich funkelnden Juwelen; aber das nächste Mal gerne ein wenig knapper, Herr Ecker!
    Hartmut Kasper
    ANGÉLICA GORODISCHER
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