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Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012

Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012

Titel: Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha u. a. Mamczak
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MOEDRIACH
ASTROGATIA CONCORDIA. DAS PERFEKTE SYSTEM
    Roman · Thomas Schuster Samozaložnik, Kočevje 2011 · 187 Seiten · € 11,90
     
    Beim Stöbern in einer gut sortierten Klagenfurter Buchhandlung stieß ich auf ein schmales, kleines SF-Büchlein mit dem geheimnisvollen Titel »Astrogatia Concordia« – publiziert in Slowenien von einem jungen Autor mit ungarischen Wurzeln namens T. H. Moedriach. Laut im Internet auffindbaren Informationen spricht er deutsch »wie ein Deutscher, nicht wie ein Österreicher, obwohl
er Deutsche Philologie in Österreich studiert hat. Die dritte wichtige Sprache für ihn neben dem Deutschen und dem Ungarischen ist das Slowenische, die Sprache des Landes, in dem er lebt.« Mit dem Schreiben von Kinderbüchern, Gedichten und Satiren begann er 2003, das vorliegende Buch ist sein Erstlingsroman.
    Genau genommen handelt es sich um keine klassische Romanform, sondern um eine Aneinanderreihung einzelner Kurztexte (die auch als eigenständige Kurzgeschichten funktionieren) über den in ferner Zukunft angesiedelten Stadtstaat Concordia (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen österreichischen Presseclub oder dem Anfang 2012 havarierten italienischen Kreuzfahrtschiff). Ein beliebter Topos in der Science Fiction findet sich auch hier wieder: das futuristische, hochmoderne, perfekte Gesellschaftssystem, in dem auf den zweiten Blick eben doch nicht alles so perfekt ist, wie die Machthaber es gerne hätten – eben weil sich das »System« von Individualität und Menschlichkeit verabschiedet hat. In diesem Fall erhält es seine Macht weniger durch spezielle Überwachungstechnologien oder eine Tyrannis als vielmehr (so scheint mir) durch einen common sense der Bewohner, der sich aus Sicherheitsbedürfnis und Wohlstandsempfinden ergibt – was ja eine durchaus sinnvolle Kritik an heutigen globalen Tendenzen darstellt.
    Moedriachs Dystopie erstreckt sich über einen Zeitraum von etwa hundert Jahren und beleuchtet – ohne auf die exakte Struktur und Entwicklungsgeschichte der Polis einzugehen – verschiedene politische, soziale und technologisch-wissenschaftliche Aspekte. Beeinflusst wurde sie sicherlich von Werken wie Isaac Asimovs »Foundation« oder den Future Histories eines Robert A. Heinlein. Als roter Faden zieht sich ein Konflikt zwischen den (Alt-)Menschen und der von ihnen geschaffenen neuen Spezies namens Homo novus durch die Handlung. So etwa in der Anfangserzählung »Ark’Dhat Jum – Ein Sprung in der Ewigkeit«, die in der Anfangsära der Concordia spielt und sich um einen Vertreter der neuen Menschen dreht, den »Telepsychologen« Nebius Kaluga. Sehen wir uns die Erzählweise genauer an.

    Der Text ist im klassischen Duktus der SF erzählt: In dritter Person Mitvergangenheit springt er sofort in eine geheimnisvolle
Situation, indem er das Aufeinandertreffen einer Regierungsbeamtin mit dem mysteriösen Telepsychologen beschreibt. Dieser hat unmittelbar nach seiner Ankunft auf der Erde mehrere Menschen getötet (unabsichtlich, wie er behauptet) und sich in ein Zimmer zurückgezogen, wo er nun befragt wird. Die Szene ist gut geschildert, ein Hin und Her aus Frage und Antwort, eine vorsichtige Annäherung an den Fremden, der nur widerwillig von sich erzählt, ein gelegentliches (rein verbales) Durchscheinen seiner besonderen Kräfte, als spräche man mit einer wandelnden Zeitbombe. Die Idee hat Kraft, allerdings kann die Sprache nicht ganz mithalten; wie viele junge Autoren ergeht sich auch Moedriach zu oft in langen, gedrechselten Sätzen oder unnötigen Beschreibungen – etwa gleich im allerersten Absatz, als die Beamtin den Raum betritt: »(Sie) zog ihr Kleid zurecht. Es war ein Kostüm, ein sehr hübsches, buntes, bestehend aus zwei Teilen, nämlich aus einer weißen Bluse und einem roten mit farbenfrohen Blumen bestickten, die Knie bedeckenden Rock.« Eine solche Erläuterung passt in Gesellschaftsromane des 19. Jahrhunderts und hätte den Brontë-Schwestern gut zu Gesicht gestanden, nicht jedoch einem dynamischen SF-Roman des rasch zur Sache kommenden 21. Jahrhunderts. Erstens ist ein Kostüm kein Kleid; zweitens muss man nicht extra dazuschreiben, dass ein Kostüm aus zwei Teilen besteht; drittens ist die Doppelung »bunt« und »farbenfroh« unnötig; viertens interessiert es uns beim Lesen einer spannenden Story nicht wirklich, ob die Kleidung hübsch war oder die Knie bedeckte (außer es hätte im nächsten Satz zumindest andeutungsweise gestanden, warum dies

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