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Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012

Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012

Titel: Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha u. a. Mamczak
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an der Kamera vorbei und der Kuss gilt ihm – und zugleich der Kameralinse« (Harald Schleicher in »Reclams Sachlexikon des Films«, hrsg. von Thomas Koebner). Nach diesem Ausnahmeprinzip verfährt auch Brian Ralph mit seiner zombieapokalyptischen Comic-Erzählung Daybreak . Wir, die Leserinnen und Leser, schauen also durch die Augen eines Protagonisten oder einer Protagonistin auf das deprimierende und beängstigende Geschehen; die Panels sind nicht einfach Panels, sondern Emanationen unserer Blicke. Das ist das eine reizvolle Element dieser sehr bedächtig erzählten, inhaltlich konventionellen Geschichte vom Überleben in einer von Untoten verseuchten, komplett kaputten Welt. Die andere Besonderheit besteht darin, dass man bei einem solchen Stoff eigentlich einen »kommerzielleren« Zeichenstil erwartet, Ralph (dessen wundersames Debüt Cave-In jedem besonders ans Herz gelegt sein soll) jedoch ein waschechter Independent-Künstler ist. Daybreak bietet also in doppelter Hinsicht eine neue Perspektive auf ein sich langsam seiner endgültigen Durchgenudeltheit näherndes Horror-Subgenre. Sehr schön.
    Sven-Eric Wehmeyer

    Daybreak
    ERIC POWELL/TRACY MARSH/PHIL HESTER
GODZILLA – KINGDOM OF MONSTERS #1
    IDW Publishing, San Diego 2011 · 32 Seiten · $ 3,99 (US-Import)
     
    Was haben Comic-Variantcover und Monster-Trashfilm-König Godzilla gemeinsam? Richtig: Beide gehören sie auf ihrem Gebiet jeweils einer Art an, die schon zahlreiche Male als kurz vor dem Aussterben gelistet wurde, aber letztlich dann doch nie ganz totzukriegen war. Beide haben sie außerdem ihre besten Jahre lange hinter sich.
    Denn von gelegentlichen Ausnahmen abgesehen, sind spätestens seit dem Kollaps des US-Marktes gegen Ende der Neunziger, als die große Comic-Blase ein für alle Mal platzte, die Zeiten von lukrativen Spekulationsgeschäften mit golden glänzenden Foil-Variantcovern vorbei. Über das adjektivlose Spider-Man #1 von Todd McFarlane, das 1990 nicht zuletzt wegen seiner diversen Variantcover-Sammlerstücke 2,5 Millionen Hefte verkaufte, oder über das ebenfalls adjektivlose, in diesem Fall wiederum für Jim Lee neu gestartete X-Men #1 von 1991 mit fünf Variantcovern und sagenhaften 8,1 Millionen abgesetzten Exemplaren wird heute in der Branche höchstens noch müde bis nervös gelächelt. Variants, die dieser Tage bei den großen amerikanischen Verlagsgiganten Marvel oder DC erscheinen, sind in der Regel relativ erschwinglich und nur in den seltensten Fällen wirklich mal schwer zu kriegen. Höchstens ausgewählte Titelbild-Varianten zu speziellen regionalen Anlässen wie Messen oder Börsen sowie »Blanco-Variants«, auf deren weißen Heftcovern Künstler ihre individuellen Sketche direkt zeichnen und signieren können, haben zumindest das Potenzial, etwas Besonderes zu sein und bei eBay kurzzeitig für Furore unter den Sammlern zu sorgen, bevor der Sturm sich wieder legt. Variants sind also durchaus noch präsent – aber sie haben ihre Anziehungskraft und ihre Magie weitgehend verloren, selbst wenn sie ab und an noch schwach schimmern.
    Und Godzilla? Seit dessen erstem Auftritt im Jahre 1954 ist nicht nur Tokio ziemlich oft in Schutt und Asche gelegt worden. Auch sonst ist viel geschehen: niedliche Zeichentrickserien fürs Samstagmorgenprogramm. Kreischende, blinkende Actionfiguren aus Taiwan, deren Batterien längst leer sind. Geistreiche Prosa-Verulkungen durch Autoren wie Joe R. Lansdale oder Jim Morrow. Und natürlich Roland Emmerich.

    Wer ist also überholter und der größere Anachronismus innerhalb seines Ressorts? Good old Godzilla, der selbst noch auf dem Abstellgleis nie genug Hochhäuser und andere Monster in Grund und Boden stapfen kann – oder Comic-Variantcover-Orgien, wie sie diverse mittelgroße US-Verlage in den letzten Jahren gelegentlich dann doch immer mal wieder zelebrieren? Eine gute Frage, zumal sich die beiden Totgeglaubten im Frühjahr 2011 in Übersee auch noch für ein gemeinsames Monster-Revival zusammengetan haben.
    Der amerikanische Verlag Idea + Design Works bringt nicht nur schöne Hardcover-Neuauflagen wie The Wizard’s Tale oder The Rocketeer heraus; bei IDW sammelt man seit einigen Jahren auch fleißig Lizenzen und verarbeitet sie in eher durchwachsenen Comics zu Transformers , G. I. Joe , Star Trek oder True Blood  – Produktionen für Hardcore-Franchise-Fans, von denen die Comic-Adaption zu Peter S. Beagles Fantasy-Evergreen »Das letzte Einhorn« noch die mit Abstand beste war.

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