Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012

außerirdischen, blauhäutigen, homosexuellen Ex-Starman Mikaal anfreundet, der zur irdischen Familie um Ted und Jack Knight dazustößt, ist eine der stärksten Minigeschichten innerhalb der großen Starman-Geschichte, die an kleinen Erzählungen im großen Ganzen nicht gerade arm ist und alle möglichen Epochen Opals und Zweige des Stammbaums ausleuchtet. Mit Autor David S. Goyer schoss Robinson Jack und Mikaal später ja sogar in den DC-Weltraum, wie gesagt, sowie in die DC-Vergangenheit.
    Robinson, damals bereits auf dem Höhepunkt seiner Schaffenskraft und noch nicht von seinen Erfahrungen als Drehbuchautor in Hollywood ( Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen ) sowie von Depressionen niedergerungen, vertraute einem völlig eigenen Rhythmus und einer völlig eigenen Stimme und Erzählweise. Die Themenvielfalt, die er im Dunstkreis von Familie und Freundschaft anzapfte und kombinierte, war genauso eigenständig wie seine Stimme, mit der er durch das Epos der Starmen führte. Unvergesslich etwa das jährliche Heft, in dem Jack Knight sich im grauen Jenseits mit seinem toten Bruder unterhielt, oder die Piratenstory, die sich zeitweise zu den vielen anderen Elementen der
Geschichte gesellte. Robinson ließ sich niemals beirren und blieb sich, seiner Stimme, seinen Figuren und seiner Idee für eine außergewöhnliche Superhelden-Serie immer treu. Das änderte sich nie, ob es nun laut oder leise zuging oder ob Robinson nun mit Tony Harrys, dem ersten Stammzeichner der Reihe, dessen Nachfolger Peter Snejberg oder Fill-In-Artists wie Gene Ha, Steve Yeowell, Stuart Immonen oder einem der vielen anderen Künstler zusammengearbeitet hat, die trotz ihrer Unterschiede das unverkennbare Bild von Starman geprägt haben, mit seinem lebendigen Schauplatz und seinen vielen, vielen, keinen Deut weniger lebendigen Figuren. Vermutlich hat schon damals jeder, der an der Serie Hand anlegen durfte, gespürt, was für eine besondere Perle er da berührte und zum Leuchten brachte, und wirklich nur sein Allerbestes gegeben.
    So war damals fast jedes einzelne Starman -Kapitel ein Hochgenuss, und daran hat sich auch durch die Hardcover-Verpackung mit Schutzumschlag und ein paar hübschen Extras wie dem durchgehenden Nachwort von einem älter gewordenen, nachdenklich gestimmten Robinson nichts geändert, der auf den Seiten im Anhang der dicken Bände über Exfrauen, verkrachte Kollegen und die Serie plaudert, die für immer sein Opus Magnum darstellen wird – eine moderne, emotional aufgeladene und hyperrealistische Helden-Saga, auf die er zurecht stolz sein darf. Sein markantes Epos über Helden – nicht über Supergötter.
    In den sechs prächtigen Hardcover-Bänden mit den eigens neu geschaffenen Covern von Tony Harris sind neben den 81 regulären Heften auch alle Miniserien, Annuals und Sondernummern im Dunstkreis von Starman Vol. 2 enthalten. Sogar das Heft der Jahre nach ihrem Ende noch einmal für ein Kapitel reaktivierten Serie aus dem neuzeitlichen Mega-Event Blackest Night von 2010 wurde integriert, Gleiches gilt für Starman 1 000 000 und diverse andere Stücke, die zur Saga gehören, mit dem Shade und den frühen Gesetzeshütern von Opal. Da fällt es dann auch nicht so sehr ins Gewicht, dass ein paar JSA-Hefte und das Crossover mit dem Alien-Starman Mikaal und Congrilla von 2011 außen vor gelassen wurden.
    Mit diesen sechs Hardcovern steht einer der besten US-Comics aller Zeiten endlich wieder in voller Pracht bereit, um von einer
zweiten Generation begeisterter Leser entdeckt zu werden – und um natürlich noch einmal alle Fans der ersten Stunde glücklich zu machen. So oder so, die Sucht wird sich schnell einstellen, ob man nun zum ersten oder zum wiederholten Mal in die Welt von James Robinson und Jack Knight gesaugt wird. Sie und Opal City sind jeden Besuch wert.
    Christian Endres
    BILL WILLINGHAM/NEIL EDWARDS
THE WARRIORS THREE: DOG DAY AFTERNOON
    Marvel, New York 2011 · 128 Seiten · $ 15,99 (US-Import)
     
    Bill Willingham räumt seit Jahren mit seiner modernen Märchen-Fantasy-Comicreihe Fables einen Eisner Award nach dem anderen ab. Mit seiner beliebten Vertigo-Serie hat er in den Staaten längst die 100-Hefte-Marke hinter sich gelassen und auch schon diverse Spin-Offs gedeihen sehen. 2011 hat der erfolgsverwöhnte Comic-Schreiberling mit der Liebe zur Heidelberger Straße und den Gebrüdern Grimm, der früher schon unter anderem Robin und die JSA für DC geschrieben hat, seine erste größere Marvel-Arbeit