Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012
Sicherheit doch verdammt schade um die Geschichte des letzten großen Coups in den Annalen der Vereinigten Staaten.
Christian Endres
JAMES ROBINSON/DAVID S. GOYER/TONY HARRIS/ PETER SNEJBERG/MICHAEL ZULLI u. a.
STARMAN
DC Comics, New York 2008–2011 · 6 US-Hardcover, ca. 450 bis 500 Seiten pro Band · $ 20, – bis 50, – (US-Import)
Wenn über die wirklich revolutionären Stoffe im Superhelden-Genre gesprochen wird, fallen prompt die Namen Alan Moore und Frank Miller, werden also Werke wie Watchmen oder Der dunkle Ritter kehrt zurück genannt. Falsch ist das nicht. Es ist aber genauso richtig und wichtig, James Dale Robinson und seine überragende Arbeit an Starman zu nennen. Starman, das war ein nicht allzu überragender DC-Recke des Goldenen Zeitalters der Superheldencomics – Robinson machte ihn und sein Umfeld allerdings zur Grundlage eines der qualitativ hochwertigsten Comics der Neunzigerjahre. Das hat auch DC erkannt und das zwischen 1994 und 2001 erschiene Material endlich in sechs stattlichen US-Hardcovern zusammengetragen. Der letzte Sammelband erschien 2011, und damit ist sie komplett, die vielleicht erfreulichste Comic-Neuauflage der letzten Jahre, die zugleich einen der phantastischsten Superheldenstoffe aller Zeiten in der bestmöglichen Form präsentiert.
Was aber macht Starman bis heute so besonders, zwischen klassischen Heroen wie Spider-Man und Superman oder neuzeitlicheren Heldenschöpfungen wie Invincible? Was hat diese Geschichte von Jack Knight, dem Sohn des altgedienten Starman Ted Knight, überhaupt an sich? Diese Geschichte eines Kerls, der in die Heldenrolle gezwungen wird, da nach dem Tod seines Bruders niemand sonst übrig ist, um den kosmischen Stab zu tragen, dem die Knight-Starmänner ihre Kräfte verdanken? Das klingt ja alles eher klassisch, wenn nicht sogar ein bisschen dröge und lahm, und Opal City ist – seien wir ehrlich – nun auch nicht gerade die bekannteste Stadt auf der Comic-Landkarte zwischen Gotham City, New York und Metropolis. Wahrscheinlich kennen letztlich sogar mehr Leute Central City oder Star City, in denen Flash und Green Arrow patrouillieren.
Aber die stets so besondere und originäre Stimmung in und von Starman hat sehr wohl viel damit zu tun, dass Opal City eben keine der utopischsten oder düstersten, dafür aber eine der glaubhaftesten, lebendigsten und atmendsten Städte der Comic-Welt ist, seien sie nun fiktiv oder in die Fiktion integriert. Opal, die alte Dame, ist eine urbane Metapher und Teil des Lebens wie der Serie – viel mehr als eine architektonische Kulisse. Die Stadt hat – wie alles in Starman – eine echte Seele und eine Verbindung zu jedem Einzelnen, was vor allem und ganz besonders auch für ihren eines Tages bekanntesten Bewohner gilt: Jack Knight.
Einen Mann im besten, tatkräftigsten Alter, der sich bisher eher treiben ließ und beim besten Willen nie Starman, nie ein Superheld wie sein Vater, der Wissenschaftler und Gutmensch, sein wollte. Stattdessen bestand sein Leben aus guter Musik sowie Antiquitäten und Sammlerstücken, die er in seinem kleinen Laden verkaufte und tauschte. Am Ende gibt Jack trotz aller Bedenken jedoch einen erstklassigen Helden ab, der viel gewinnt, dem aber auch viel abverlangt und noch mehr genommen wird. Einen Helden, der nicht mal ein richtiges Kostüm trägt, nur eine Pilotenbrille und eine alte, bequeme Lederjacke. Selbst wenn er im Crossover
mit Batman und Hellboy loszieht oder es per Zeitreise in die Vergangenheit oder mit einer Rakete weit hinaus ins Weltall geht, um seiner Herzensdame einen Gefallen zu tun und ihren Bruder zu suchen, wirft er sich nicht besonders in Schale.
Es kommt eben nicht darauf an, was ein Mann trägt, sondern darauf, was für ein Mann er ist. Jack Knight muss das unter Federführung eines geradezu furchtlosen James Robinson erst noch herausfinden – das Leben schmiedet Jack mit der Zeit zu genau dem Mann, der er sein muss, für seine Stadt und ihre Bewohner sowie alle Schrecken, die diese bedrohen.
Dabei begeistert noch immer die Art und Weise, wie der in Großbritannien geborene, jedoch schon lange in den USA lebende Robinson einen gealterten Helden des Golden Age genommen und durch seinen alles andere als willigen Sohn ersetzt hat – und von vorne bis hinten einfach immer sein eigenes Ding durchgezogen hat. Oh, andere DC-Heroen haben durchaus auch mal ihre Auftritte in der Serie; und wie der zweitklassige DC-Schurke Solomon Grundy sich mit dem
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