Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012

Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012

Titel: Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha u. a. Mamczak
Vom Netzwerk:
Breitkreiz (Valja)
    Auf der Flucht: Alexander Schuhmacher (Regie), Margarita Breitkreiz (Valja), Rafael Stachowiak (Paul)
    Wie viele Menschen sind auf der Flucht vor Unruhen, Konflikten, kriegerischen Auseinandersetzungen, Bürgerkriegen, Hungersnöten und Umweltkatastrophen? Laut UNHCR, dem Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen, sind es weltweit mehr als 43 Millionen, unter ihnen besonders viele Kinder und Jugendliche. Als uns das Fernsehen die Massaker in Ruanda, die Tragödien vor Lampedusa präsentiert hat, war das für uns nichts weiter als ein kurzes betroffenes Innehalten in der Medienflut. Gerade hier zeigt sich die Stärke einer anspruchsvollen Science Fiction, die eine verkehrte Welt erschaffen kann, in der einmal nicht die anderen, sondern wir die Opfer sind. Indem ein Gebiet, das wir als Mitteleuropa identifizieren können, zum Schauplatz der Katastrophe wird, ist die gewohnte Perspektive auf den Kopf gestellt. Das kann heilsam sein und im Idealfall vielleicht den einen oder anderen
Jugendlichen davor bewahren helfen, auf die dumpfen Parolen der »Deutschland den Deutschen«-Schwachköpfe hereinzufallen.
    Florian Flicker und Wolfgang Stahl haben Dolphins als bedrückendes Roadmovie gestaltet, in dessen Inszenierung Alexander Schuhmacher mit realitätsnaher Personenführung, kenntnisreichen Musikzitaten und plastischen Soundpanoramen den Hörer zum Zuschauer macht – das viel beschworene »Kino im Kopf«. Nicht unerwähnt bleiben soll die schauspielerische Leistung von Margarita Breitkreiz, die in einer Nebenrolle einfühlsam und mit bezauberndem russischem Akzent einem schwangeren Flüchtlingsmädchen Lebendigkeit verleiht.
    Horst G. Tröster
    JONATHAN MEESE/HENNING NASS/ BERNHARD SCHÜTZ
ILLEGALE PUBLIKATIONEN – ODER: TOD DEN OHNMÄCHTIGEN BIS ZUR REVOLUTION
    Realisation: Henning Nass · Westdeutscher Rundfunk 2011
     
    Das »Zeitalter der Massen« ist ausgerufen. Im Revolutionsjahr 2032 ist der Alpenraum geschlossen, Europa gleicht einer Festung. Die Großmächte verfolgen erneut koloniale Interessen. Südlich von Neapel ist Italien von Schwarzafrikanern übervölkert, nach Norden hin streng abgeschirmt. Flüchtlingsboote vom afrikanischen Kontinent sind offiziell zum Abschuss freigegeben. Die Schweiz wurde in vier Besatzungszonen aufgeteilt. Von Bern, jetzt »Neo Tripolis«, bricht eine Expedition nach »Tripolitanien« auf, um Jacques Lebaudy aufzuspüren, der in der libyschen Wüste einen Trupp konterrevolutionärer Kräfte anführt. Weil der abtrünnige Revolutionsoffizier und erklärte Antidemokrat eine Bedrohung darstellt, soll er zur Strecke gebracht werden.
    Das hört sich zunächst wie eine recht konventionelle Science-Fiction-Extrapolation an, aber wenn man weiß, dass seine Schöpfer erklärte Künstler sind, ist das mit der Konventionalität so eine Sache. Schon der Schauplatz Tripolitanien und der »Bruder, der nun kein Bruder mehr ist«, lassen keinen Zweifel daran, wer mit dem »abtrünnigen Revolutionsoffizier«, der »gebrüllte Reden« liebt
und »demokratisches Gewinsel« verabscheut, gemeint ist. Aber auch Jacques Lebaudy ist keine Fiktion: Der französische Abenteurer landete mit einem Zweimaster und 26 Mann Besatzung 1903 an der kolonial noch nicht beanspruchten Küste der Westsahara, rief sich selbst zum Kaiser der Sahara und König der Könige Afrikas aus und gründete einen eigenen Staat mit der Hauptstadt Lebaudypolis. Nach seinem Scheitern wies er sich selbst in New York in eine Nervenheilanstalt ein und wurde schließlich von seiner Frau erschossen – bei dem Versuch, seine vierzehnjährige Tochter zu ehelichen. Hier schreckt der Plausibilität gewohnte und erwartende Connaisseur auf, aber eine Person der Geschichte in einem SF-Plot ist kein Präzedenzfall, seit Alexander Kluge in Lernprozesse mit tödlichem Ausgang (Adaption und Regie: Karl Bruckmaier, BR 2009) den »Blutigen Baron« und Herrscher der Mongolen von Ungern-Sternberg nach der Zerstörung der Erde in den Westen der Galaxis geschickt hat. (Zur Wahrung der SF-Konventionen ist es dem geneigten Hörer natürlich unbenommen, sich von Ungern-Sternberg ebenso wie Lebaudy als lebende Personen zu denken, die den Namen ihres jeweiligen Vorbilds annektiert haben.) Aber das sind nicht die einzigen Anspielungen und literarischen Verweise in dieser Hörkolportage, in der unter anderen auch Arnold Höllriegels Bericht von der ersten Sahara-Expedition und der Orientzyklus von Karl May alias Kara Ben Nemsi

Weitere Kostenlose Bücher