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Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012

Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012

Titel: Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha u. a. Mamczak
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können, dass sie sexuell und fortpflanzungs-mäßigvöllig kompatibel sind (schade, dass die Bäumchen-wechsledich-Reproduktion via Reagenzglas funktioniert, sonst hätte ich mir schon gerne die schweißgebadeten Gesichter der FX-Menschen vorgestellt bei, sagen wir, einer Nilpferd-Wellensittich-Kreuzung), dass sie sich also entwicklungstechnisch seit dem Diebstahl der (noch) von Menschen entwickelten DNA-Verschluderungs-Möglichkeiten (in bloß 500 Jahren! Darwin, schau dir das an!) enorm in eine Zukunft katapultiert haben, die allerdings die ursprünglich gemeinte Ära der Langweile verdammt nahe erscheinen lässt. Vielleicht so eine Art zweite Ära des gleichen Inhalts. Jedenfalls haben sie keine Gesprächsthemen mehr, sie labern, wie hochgestochene Vernissage-Gäste halt so labern (und einige Darsteller beziehungsweise Darstellerinnen haben hörbar keine Ahnung, was sie da labern – womit wir wieder bei den Ohren des Regisseurs wären).
    »Den Schmus haben wir uns lange genug angehört, es passieren ernstere Dinge da draußen … der weiße Tiger ist in Aufruhr.«
    Ulrich Lampen hat aus 555 Buchseiten 643 Hörspielminuten gemacht

    »Den Schmus haben wir uns lange genug angehört …« ist in einem Hörspiel natürlich ein verdammt gefährlicher Satz, der Hörer unwillkürlich auf Ideen bringen kann, auf die ich jetzt aber nun doch nicht eingehen will … auch ist ja nicht alles Schmus, bloß viel (immerhin so viel, dass es sogar einem der Akteure aufgefallen ist, q. e. d.).
    Wie bei jeder guten Minestrone ist ein Trempel mehr oder weniger hochwertiger Zutaten durchaus vorhanden beziehungsweise annehmbar. Das alles gut durchgerührt und bei richtiger Temperatur für die richtige Zeitspanne am Köcheln gehalten, ergäbe ein vorzügliches Gericht. Für die Hörspiel-Variante der Suppe heißt das: Die Zutaten wären da, beim Mischungsverhältnis und bei der Zeitspanne hat man sich vertan.
    »Die Unterschiede zwischen den Leuten schmolzen dahin … wie immer … Es kam, wie immer, zu Plünderungen und Heroismus … Von überallher sprangen rote Affen in das Getümmel … ein Aufruhr … fast wie … Musik …«
    Besagter Aufruhr setzt die Musik-Assoziations-Kette in (neuen) Betrieb beziehungsweise fort, jedes Stichwort muss herhalten, um sich wieder einmal auf die Rezitation von gefälligst Wissenswertem zurückfallen zu lassen, zum Verzweifeln, auf was da alles nicht verzichtet wurde: Natürlich gibt es das sinn-lose Hörspiel, das l’art-pourl’art-Hörspiel feierte zu seiner Zeit sogar fröhliche Urständ, die Aneinanderreihung von Wörtern und Wortketten als Selbstzweck kann sogar recht spannend sein, Mon hör ich immer wieder gerne – aber war das auch hier beabsichtigt? Wie eine Art Leitmotiv durchzieht ein Handlungsmotiv die zwölf Stunden, eine Art Autorun im Hintergrund: Bedrohung schwillt, Endzeit droht, sie gilt es zu verhindern, mit allen möglichen und unmöglichen Mitteln, nach allen möglichen und absurden Plänen. An allen möglichen und bizarren Schauplätzen mit allen möglichen und phantastischen Aggregatszuständen der Akteure … Daran entlang hätte sich das Hörspiel wohl eigentlich entwickeln sollen (wollen?), daran entlang hätte man es, was weiß ich, 22 × Feuer usw. × 50 min auch machen sollen: vier bekömmliche Gerichte. Da man aber nach dem Gesetz des Superlativ-Wahns unbedingt zwölf Gerichte zu brauchen glaubte, wurde Bekömmliches auf zwölf Portionen gestreckt: zu vier Litern Suppe quasi acht Liter Wasser – ergibt die angestrebten zwölf Liter (oder so).
    Fazit II: Unterm Strich wurde (mir) so die Ära der Langeweile massiv prolongiert – und auch ein zweiter kompletter Durchlauf hat daran nichts geändert. Ich war bei diesem zweiten Durchhören sogar »finster entschlossen« (Lachenmann), allein (oder wenigstens vor allem) das Positive heraushören zu wollen … das es schon auch gibt: Es zieht manchmal an, es verdichtet sich phasenweise zu spannendem Hörspiel, es gibt gleichsam unverdünnte Zutaten-Massierungen (schlecht gerührt?) – umso ärgerlicher, wenn die dann wieder abgefangen werden, zurückgenommen, wenn wieder und zum hundertsten Mal eine »reflexive Phase« eingeschoben wird, wenn pseudo-schlau allgemeingeplatzt wird, wenn ein neuer Senfgeber wieder ohnehin sattsam geschmeckten alten Senf dazugibt – wenn wieder an einer 100 Meter langen Anlaufbahn gebastelt wird für mickrige 15 cm Weitsprung.
    Fazit III: Obsession, Fleiß, das Wollen und

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