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Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012

Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012

Titel: Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha u. a. Mamczak
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das Wissen sind das Positive an dem Werk, ungebremste Obsession, das zu viel Wollen,
zu viel Wissen, womöglich jegliches Wissen und womöglich jede Ansicht zu jedem Thema von Genozid bis Musik, von Darwin bis Kafka, womöglich und sicherheitshalber gleich mehrmals unterzubringen, verkehren (hier, mir) beste Absicht in freien Fall. Merke: Gut gemeint ist das Gegenteil von gut gemacht. Nicht die Vorstufe, nicht der Weg zum Ziel: das Gegenteil. Gut gemeint ist immer das Gegenteil von gut getan. Oder?
    Vielleicht sollte ich es mir – wegen der Hingabe zum Thema, in solidarischer Anerkennung der vielen Schreibarbeit, die dahinter steckt, und wegen des verpackten unbestreitbaren Kenntnisreichtums – doch noch ein drittes Mal anhören, vielleicht mach ich das auch dereinst … aber ist das Gesamt-Werk eines Yogi, der sein Leben auf einem sechs Meter hohen Pfahl verbringen will, nicht a) absurd daneben und b) misslungen, wenn er dreimal damit beginnen muss? Und schließlich, c) was machte (Konjunktiv) ich auf diesem Pfahl? Muss ich da hinauf? Bin ich ein verblasener Yogi?? (Offenbar/natürlich könnte ich das, ich hab’s auf CD – aber ich muss doch bei Weitem nicht.) Wozu? Was brächte es mir? Also wohl doch eher kein drittes Mal, war bloß so ein vages Aufglimmern im Hinterkopf – aber es springen halt hie und da so rote Affen ins Getümmel, von denen dann Brocken weggeschossen werden, die sofort wieder zu neuen Affen werden. Wer, also, weiß …
    Ernst Petz
    FLORIAN FLICKER/WOLFGANG STAHL
DOLPHINS
    Regie: Alexander Schuhmacher · Norddeutscher Rundfunk 2011
     
    »Seht Ihr das Kaninchen da? – Sitzt da und starrt in den Himmel. – Isses tot? – Es wartet. – Auf was denn? – Auf sein Ende.«
    Ein Dialog in einem Zeltlager für Minderjährige. Irgendwo in Europa. Eingezäunt. Es ist nicht die Idylle eines Ferienlagers. Wachhunde, Aufseher, Trillerpfeifen, Sirenengeheul, ferner Geschützdonner; und immer wieder Tiefflieger. Ein Lkw wird dekontaminiert, bevor er seine Ladung abliefern darf: Wasser und Konserven. Kinder und Jugendliche aus verschiedenen Nationen sind hier untergebracht. Auch der sechzehnjährige Paul lebt mit seiner jüngeren Schwester Adi im Lager. Aus Frankfurt kommen sie, werden sie später erzählen, einer Stadt, die es offenbar nicht mehr gibt. Ihre Eltern haben sie verloren, als der »Sound« kam. Der Sound, der »Große Lärm« – das ist ihre euphemistisch-naive Umschreibung für den Krieg. Aber darüber wollen sie nicht reden. Adis große Leidenschaft ist die Musik, »love songs« von David Bowie bis Prince. Irgendwie hat sie einen CD-Player retten können, und ihre ganze Sorge gilt dem Nachschub an Batterien. Dafür ist sie sogar bereit, ihre Vitamintabs einzutauschen. Als man Paul mit der Trennung von seiner Schwester droht, beschließt er abzuhauen. Zu dritt gelingt es ihnen, die Umzäunung zu überwinden.

    Sehnsucht nach dem Meer: Lisa Hrdina (Adi), Joseph Reichelt (Oscar), Margarita Breitkreiz (Valja), Rafael Stachowiak (Paul)
    Ihr Weg führt sie quer durch besetzte, vom Krieg gezeichnete Landstriche. Ihr Ziel ist das Meer, das für sie, seit sie es im Lager auf einem Poster gesehen haben, zum Inbegriff einer diffusen Sehnsucht geworden ist. Sie begegnen, stets auf der Hut, marschierenden Truppen und »Blautöpfen« (die Analogie zu Blauhelmen
ist unübersehbar), passieren Ruinen und Minenfelder und treffen auf andere Flüchtlinge. Der Krieg hat Spuren hinterlassen: Ein englischer Diplomat, der sie fair behandelt und an Checkpoints vorbeischleust, wird Opfer ihres Misstrauens und der Furcht, wieder in einem Lager zu enden. Spontan hervorbrechende Rudimente von Lebensfreude und schüchtern aufkeimende Zuneigung werden jäh vom hässlichen Klick zerschnitten, der signalisiert, dass ein Fuß den Auslöser einer Landmine eingedrückt hat. Trotz allem erreichen einige von ihnen wirklich das Meer, wo sie mit anderen Flüchtlingen auf die Ankunft einer Fähre hoffen.
    Hier endet das Hörspiel, die Fortsetzung ist uns aus den Medien allzu geläufig. Wir wissen, dass der Traum vom Meer ein höchst trügerischer ist. Wie groß wären ihre Chancen, eine Passage zu ergattern, lebend das andere Ufer zu erreichen, in einem fremden Land ein Bleiberecht zu erhalten und ein menschenwürdiges Leben zu führen? Der Krieg selbst, seine Ursachen und Hintergründe werden im Hörspiel nicht thematisiert. Im Fokus steht ausschließlich die Situation der Betroffenen.
    Bezaubernder Akzent: Margarita

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