Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012
»Ich bin Nummer Vier« einen Roman vorgelegt, der sich gleich als All-Age-Bestseller entpuppte. Schon 2009 hatten sich Touchstone und Dreamworks die Rechte gesichert, sodass in den Staaten die Verfilmung des erfolgreichen Buches im Februar 2011 in die Kinos kommen und noch auf der Welle des gedruckten Erfolgs reiten konnte.
Die Intention hinter dieser Volldampf-Offensive in weniger als zwei Jahren ist ebenso klar wie nervig: Harry Potter und – natürlich – Twilight haben gezeigt, wie man ein Franchise etabliert und bis(s) zum letzten Tropfen melkt. Nun hat der Rest Blut geleckt, soll das Ganze reproduziert werden.
Kaum lässt man ihn mit dem Gasherd allein … Ich bin Nummer Vier
Notfalls mit Gewalt.
Allerdings merkt man sofort, wenn so etwas nicht nur forciert, sondern brutal erzwungen wird. Die Geschichte um neun Aliens vom Planeten Lorien, die sich auf der Erde vor ihren Verfolgern verstecken und nach und nach ausgeschaltet werden, bis der schöne Jüngling als Vierter an der Reihe ist, kommt einfach viel zu schablonenhaft daher. Klischees, die sich an den letzten zwanzig Jahren Literatur, Film und Fernsehen bedienen und alles in einen Topf werfen, laufen durch eine fadenscheinige Handlung, die nur als Vehikel für eine Liebesgeschichte und Action-Blendwerk in bester Bay-Manier dient. Das ist vorhersehbar, viel zu glatt und dermaßen offensichtlich auf einen kommerziellen Erfolg mit Fortsetzungsgarantie getrimmt, dass es schon keinen Spaß mehr macht
und man sich den Misserfolg der »Twilight -Aliens« gehässig herbeiwünscht.
Profit ist okay – aber muss es denn so plump sein?
Christian Endres
INSIDIOUS
USA/Kanada 2010 · Regie: James Wan · Darsteller: Patrick Wilson, Rose Byrne, Ty Simpkins, Lin Shaye, Barbara Hershey, Leigh Whannell
Regisseur James Wan und Drehbuchautor Leigh Whannell machten bisher nicht gerade durch übermäßige Subtilität von sich reden. Die Schöpfer der Saw -Reihe sind vielmehr in hohem Maße mitverantwortlich für das Entstehen jener Horror-Ausrichtung, die als »Torture Porn« berühmt-berüchtigt wurde und das Genrekino seit Beginn der Zweitausenderjahre in ihren rostigen Stahlkrallen gefangen hält.
Mit Insidious entfernt sich das dynamische Duo nun vom gewinnträchtigen Tagesgeschäft des Hackens, Sägens und Zerreißens und widmet sich zum ersten Mal dem im besten Sinne klassischen Haunted-House-Grusel. Und das funktioniert zunächst erstaunlich gut, denn ihre Geschichte der von einem fiesen Dämon heimgesuchten Kleinfamilie setzt zunächst ganz auf langsam herankriechendes Unwohlsein statt säbelrasselnder Schockattacken. Zwar orientieren sich Wan/Whannell mehr als offensichtlich am Genreklassiker Poltergeist und inszenieren das Einbrechen des Bösen in den Vorstadtalltag immer schön an der Hooper/Spielberg-Blaupause entlang. Jedoch verpassen sie dem Ganzen eine höchste eigenständige farb-desaturierte Bildsprache, die bereits ihre eher drastischen Kassenerfolge prägte und nun im Rahmen dieses eher zurückgenommenen Settings ganz gewöhnlichen Aktionen wie Klavierspielen, Müllraustragen und Staubwischen eine große Portion unheilvoller Atmosphäre verleiht. Sorgsam dosierte Momente plötzlicher geisterhafter Erscheinungen sorgen für die nötigen Überraschungseffekte – hier stimmt der Rhythmus zwischen An- und Entspannung. Und auch wenn Rose Byrne und Patrick Wilson vielleicht immer etwas zu hübsch bleiben, um glaubwürdig das bis an die Grenzen des Erträglichen gemarterte Ehepaar zu verkörpern, fügt gerade der Aspekt des komatösen Kindes den unheimlichen Vorgängen eine Aura des ganz alltäglich-lebensweltlichen Horrors hinzu. Und einen Tiny-Tim-Song als Indikator für das Herannahen schlimmen Übels zu verwenden, darauf muss man auch erst mal kommen. So weit, so stimmig.
Das ist ja so … so … so hinterhältig. Insidious
Doch wenn dann im zweiten Akt das Medium und die zwei Vintage-Ghostbusters die Szene betreten (inklusive expliziter Poltergeist -Referenz), wird’s aus den falschen Gründen schaurig und das ganze Konstrukt kippt ins Lächerliche. Denn nun dreht Insidious richtig auf: Eine Séance wird zum überkandidelten Zirkus, inklusive albernem Gasmasken-Mummenschanz, ein Darth-Maul-Klon wetzt in der Nine-Inch-Nails-Puppenstube seine Freddy-Krueger-Klauen, eine seltsame Parallelwelt namens »The Further« entpuppt sich als grünlich-graue Mischung aus Wachsfigurenkabinett des Grauens und üblem LSD-Trip. Hier schlägt der
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