Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012
Wer dagegen glaubt, schon alles gesehen zu haben, und darüber hinaus dachte, die legendären Killertomaten seien nicht mehr zu toppen, nun, der muss sich wohl auf diesen deftigen Reifenwechsel einlassen und etwas Gummi geben. Wub. Wub. Wub. Wub …
Christian Endres
SOURCE CODE
USA 2010 · Regie: Duncan Jones · Darsteller: Jake Gyllenhall, Michelle Monaghan, Vera Farmiga, Jeffrey Wright, Scott Bakula
Als Colter Stevens, ein in Afghanistan eingesetzter Hubschrauberpilot, aus einem Nickerchen aufschreckt, findet er sich in einem Vorortzug Richtung Chicago wieder. Ihm gegenüber sitzt eine hübsche Frau, die ihn angeblich kennt, ihn aber mit fremdem Namen anspricht. Verwirrt stolpert Stevens aufs Klo und sieht im Spiegel einen Unbekannten. Da fliegt der Zug in die Luft.
Als Stevens erneut erwacht, liegt er in einer Kapsel, sein Kontakt zur Außenwelt ist die kühle Offizierin Goodwin. Sie informiert ihn darüber, dass er Teil eines mysteriösen Quellcodes ist, mit dessen Hilfe Stevens in der Zeit zurückreisen kann. Das funktioniert immer wieder, allerdings nur in einem begrenzten Zeitrahmen von acht Minuten. An diesem Morgen ist ein Vorortzug nach Chicago einem Bombenattentat zum Opfer gefallen, das Vorspiel zu einer Atombombe, die im Stadtzentrum gezündet werden soll. Stevens hat nun wiederholt acht Minuten, um im Zug den Bomber zu entlarven und die zweite Bombe zu verhindern. Wieder erwacht er in dem fremden Körper neben Christina, wieder sucht er die Bombe, wieder fliegt alles in die Luft. Die Vergangenheit, so lernt er, kann man nicht verändern. Aber die Zukunft?
Wir hätten doch den Bus nehmen sollen. Source Code
Wie schon in Jones’ Ein-Mann-Thriller Moon findet sich auch hier der Protagonist in einer Lage wieder, die man aus einem Song von Jones’ Vater David Bowie kennt: »Here I am sitting in a tin can, planet earth is blue and there’s nothing I can do.« Unter der Oberfläche dieses klugen Thrillers werden existenzielle Themen angesprochen: Isolation und Einsamkeit, Identität und das Wissen, sterblich zu sein.
Doch anders als bei Moon hält Jones sein Tempo diesmal über die volle Strecke, bis hin zum traurig-schönen Schluss. Und wie er hier seine großartige Schauspielerschar führt, wie er mit der Stimme von Scott Bakula den liebenswertesten Cameo des Jahres einbaut, wie er ganz im Vorbeigehen einen Gruß an Alfred Hitchcock und dessen Lieblingskomponisten Bernard Herrmann los wird, wie er mitten im Film die Stimmung verändert, das verrät einen jungen Regisseur, der langsam seine Stimme findet und in den kommenden Jahren immer besser werden könnte.
Lutz Göllner
SUCKER PUNCH
USA/Kanada 2011 · Regie: Zack Snyder · Darsteller: Emily Browning, Vanessa Hudgens, Abbie Cornish, Jamie Chung, Carla Gugino, Jon Hamm, Scott Glenn
Groß, größer, am größten, Sucker Punch . Ganz klar, das hatte Zack Snyder im Kopf, als er ans Werk ging. Nach Dawn of the Dead, 300 und Watchmen hatte er die Nerds im Griff, San Diego lag ihm zu Füßen. Und was er alles aufbot: süße Mädels in Nuttenkostümen, Samurais, Schützengraben-Zombies, Roboter, Drachen. Was sollte da schon schiefgehen? Na ja, so ziemlich alles.
Angelegt ist Sucker Punch wie ein Videospiel, inklusive der schwerfälligen, haarsträubenden Rahmenhandlung. Hier ist es das Schicksal von »Babydoll«, eines jungen Mädchens, das sich in einer höllischen Irrenanstalt angesichts der drohenden Lobotomie in eine Traumwelt flüchtet, in der die Anstalt zu einem bizarren Bordell wird. In diesem finsteren Laden soll sie, gemeinsam mit ihren Schicksalsgenossinnen, für einen demnächst eintreffenden VIP-Kunden einen verführerischen Tanz einüben. Doch während des Tanzens fällt Babydoll in eine Art Trance, die sie in eine Art Traum im Traum entführt. Und hier, in diesen Meta-Welten (Leveln), sind die Schlüssel (Items) für ihre Rettung zu finden.
Ich bin doch hier im falschen Traum, oder? Sucker Punch
Die umständliche Hinführung zu den Action-Sequenzen ist eine Geduldsprobe, erst recht in einem Setdesign-Overkill, das irgendwo zwischen Gilliam, Burton und Jeunet angesiedelt ist. Doch nun, in den ausufernden Leveln, soll es also so richtig abgehen. Voll auf die Augen und Ohren, bis einem der Sabber aus dem Maul läuft. Doch leider öffnet sich der Mund höchstens zu einem müden Gähnen, denn Begeisterung will sich einfach nicht einstellen. Und das ist durchaus einfach zu erklären. Erstens: Babydoll geht einem komplett am
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