Heyne Galaxy 02
Ich wollte es nur nicht zugeben. Ich tue es auch jetzt nicht gern. Komm – beeilen wir uns!«
»Der Wächter könnte also noch leben?«
»Eine Maschine lebt nicht«, sagte Adams ruhig, »darum kann sie nie sterben. Vielleicht gab es einmal eine solche Maschine. Möglicherweise liegt sie irgendwo unter dem Sand begraben, nutzlos und verrostet. Es kann aber auch sein, daß sie uns gerade ins Fadenkreuz ihrer Zielanlage bekommt. Vielleicht sind wir beide verrückt. Los, gehen wir!«
Mühsam arbeiteten sie sich die Düne hinauf. Hinter ihnen stand der Tempel. Über ihnen war Phobos, der innere und kleinere Mond. Pym studierte ihn durch halbgeschlossene Augen. Er war nicht größer als ein Dollarstück, und seine winzigen Krater waren kaum zu erkennen. Phobos lief schnell und war nicht weit entfernt. Sein Licht genügte, Schatten zu werfen. Bald würde auch Deimos, der äußere und größere Mond aufgehen.
Langsam kamen die Männer voran.
Sie erreichten den nächsten Hügel und pausierten. Vor ihnen erstreckte sich die Ebene, in der deutlich die breiten Schleifspuren der MARS I zu sehen waren, die sie beim Landen verursacht hatte. Drei Fuß tief, drei Fuß auseinander, eine Meile lang. Schnurgerade, wie mit einem Lineal durch die Wüste gezogen. Das waren die Merkmale des ersten Schiffes, das je auf dem Mars gelandet war.
Vor genau elf Stunden.
Sie gingen weiter.
Gab es wirklich irgendwo auf diesem gestorbenen Planeten, in dieser toten Welt, eine mächtige Maschine, die nur darauf wartete, fremde Gehirnwellen zu analysieren? Existierte der alte Befehl längst zu Staub gewordener Marsianer noch? Lag er für alle Ewigkeit gespeichert in den Erinnerungsbänken einer unbarmherzigen Vernichtungsmaschine?
Wieviel Jahrhunderte oder Jahrtausende hatte sie vergeblich auf ihre Beute gewartet – wenn sie noch wartete?
Und jetzt, heute …?
War das Warten vorbei?
Vielleicht wanderte der Roboter ruhelos über die endlosen
Wüstenflächen und suchte nach den längst verschollenen Invasoren, deren Heimatwelt in Trümmer gefallen war und als Asteroidengürtel die Sonne umkreiste. Vielleicht testete er immer noch die Luft, die Strahlungsmenge der Atmosphäre – ein stählerner Bluthund, ein silberner Gigant, eine tödliche Gefahr für alles organische Leben. Geräuschlos umwanderte er den Mars, geräuschlos bis auf das Summen des unbekannten Antriebes und das Klicken der Relais.
Wie groß war er, der Wächter? Wie mächtig wirklich? Vielleicht würde seine Form den Himmel bedecken, wenn er über sie kam. Drüben, unter dem Horizont, noch nicht sichtbar jetzt, kam er vielleicht, schneller als der eisige Wind. Seine Fotozellen würden ihm die Richtung angeben. Seine Energiegeschütze würden sich aufladen und auf das Zeichen warten.
Hatte der Wächter ein Gehirn? Konnte er denken? Würde er erkennen können, daß Menschen von der Erde keine Feinde waren und keine Gefahr bedeuteten?
»Ich hatte recht!« stieß Adams plötzlich hervor. »Du hattest recht! Wir hatten beide recht – ich habe Angst! Schneller!«
»Was ist los?« fragte Pym und beschleunigte seine Schritte.
»Die Bilder – sie lügen nicht. Bilder lügen nie! Sie sagen die Wahrheit.«
»Ja«, knurrte Pym. »Käfer!«
Es ging wieder ein wenig bergan.
Irgendwo wartete der Wachroboter auf sie…
Als sie den Gipfel erreichten, stand der Robot plötzlich vor ihnen.
Sie warfen sich zu Boden und zogen ihre Pistolen. Ohne ein Wort eröffneten sie das Feuer. Die Geschosse durcheilten die Nacht, trafen ihr Ziel und detonierten mit flammenden Explosionen. Es wurde taghell.
In den Dünen entstanden phantastische Schatten. In den schwarzen Rillen begann das Eis zu schmelzen und zu verdampfen. Sand wurde aufgewirbelt und von Druckwellen davongetragen.
Der Robot stand bewegungslos und sah auf sie herab.
»Den Kopf!« schrie Pym. »Wir müssen den Kopf erwischen. Es ist der Wächter.«
Sie konzentrierten ihr Feuer auf den riesigen Kopf, dessen viele Linsen kalt schimmerten. Dann verschwand er im Hagel der detonierenden Geschosse – und riß auseinander.
Er löste sich von der massigen Schulter des Roboters und stürzte in den Sand – rotglühend und geborsten. Der Sand zischte, und das dünne Eis verdampfte. Dann lag der Kopf still. Langsam glühte er aus.
Der kopflose Robot rührte sich nicht. Wie eine Statue saß er auf dem Hügelplateau.
Die Männer hörten auf zu schießen. Keuchend schnappten sie nach Luft.
Pym setzte sich hin. Er schob die Pistole in
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