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Heyne Galaxy 04

Heyne Galaxy 04

Titel: Heyne Galaxy 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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einer Metalltafel darunter stand zu lesen, daß Peccary im Jahre 1985 der Stadt das Museum geschenkt hatte, um »unserer unsterblichen Zivilisation das wahre Angesicht der Welt der Sterblichen zu bewahren«.
    In den inzwischen vergangenen fünfundsiebzig Jahren hatte dieses »wahre Angesicht« allerdings arg gelitten. Vorhänge und Absperrungen fehlten völlig. Menschliche Figuren aus Plastik hatten einst dazu gedient, die Mode vergangener Jahrhunderte zu demonstrieren. Nun waren sie nackt, und Staghorn wußte wenigstens, woher die Bekleidungsstücke stammten, die von den Männern und Frauen in der Stadt getragen wurden. Aber ihm fehlte jetzt die Zeit, länger nachzuforschen. An der Wand der Eingangshalle hing eine verblaßte Karte mit dem Grundriß des Museums. Daraus war ersichtlich, daß sich im rechten Flügel die Abteilung für Maschinen des zwanzigsten Jahrhunderts befand. Er war leicht zu finden, und alte Traktoren, Pflüge und Raumfahrzeuge wiesen ihm den Weg.
    Endlich erreichte er die Personenfahrzeuge. Da standen sie, die Standardmodelle des ausgehenden zwanzigsten Jahrhunderts, über und über mit Staub bedeckt. In ihren Tanks war kein Tropfen Benzin mehr.
    Das hätte er sich gleich denken können, aber tief in seinem Innern war immer noch die Hoffnung gewesen, daß ein verantwortlicher Wärter die Fahrzeuge in Ordnung gehalten hätte.
    Er lief weiter und fand endlich die Fahrräder. Auch sie waren verstaubt, aber sonst in Ordnung. In den Reifen war sogar noch Luft. Er wählte ein Rennmodell, und wenige Minuten später radelte er auf der Straße nach Norden aus der Stadt, dem Hohen Tal entgegen.
    Dr. Peccary spürte, wie fremde Finger sich mit seiner Kopfwunde beschäftigten. Jemand preßte einen Lappen oder Watte gegen seine Lippen und die Nasenlöcher. Ein stechender Geruch ließ ihn auffahren. Er öffnete die Augen und atmete heftig ein.
    »Ausgezeichnet! Er kommt zu sich.«
    Zuerst konnte Peccary nicht viel unterscheiden, denn die Gesichter, die sich über ihn beugten, verschwammen vor seinen Augen. Dann klärte sich sein Blick. Er lag in einer Hütte auf einer Bank. Neben ihm saß ein Mann auf einem Stuhl, und sein ganzes Gebaren verriet, daß er Arzt war. Direkt hinter ihm stand der bärtige Anführer.
    »Er wird bald wieder in Ordnung sein«, sagte der Arzt und packte seine Instrumente und einige Flaschen in seine kleine, schwarze Tasche.
    Peccary setzte sich aufrecht und griff sich vorsichtig an den Hinterkopf. Es schmerzte. Er fühlte eine Beule. Verdammt, wenn das alles nur eine Illusion war, dann aber eine ziemlich echte. Sie dauerte auch schon viel zu lange. Wie lange war er eigentlich bewußtlos gewesen? Stunden oder Tage? Himmel, wenn Staghorn ihn nun im Stich gelassen hatte … ?
    Der Bärtige führte den Arzt aus der Hütte, schloß die Tür hinter ihm und kehrte zu Peccary zurück. Er betrachtete ihn aufmerksam, wobei er einen Fuß auf den Stuhl stellte und die Ellenbogen auf das Knie stützte.
    »Ich brauche Ihnen wohl nicht erst zu sagen, Dr. Peccary, daß heute der glücklichste Tag meines Lebens ist.«
    »Kann ich von mir nicht behaupten«, erwiderte Peccary mißgestimmt. »Und sicherlich wird es kaum schlimmer werden, wenn Sie sich dazu entschließen könnten, mich einmal darüber aufzuklären, was das eigentlich alles bedeuten soll und was Sie mit mir vorhaben.«
    Über das Gesicht des Bärtigen huschte Überraschung.
    »Wollen Sie behaupten, daß Sie keine Ahnung haben?«
    »Nicht die geringste, das kann ich Ihnen versichern!«
    Der Bärtige betrachtete ihn sorgenvoll.
    »Vielleicht hätte ich den Doktor doch noch nicht fortschicken sollen. Der Schlag, den Sie abbekamen, muß härter gewesen sein, als wir annahmen. Auf der anderen Seite ist es natürlich möglich, daß Sie wirklich keine Ahnung haben, was in den vergangenen siebzig Jahren in der Welt geschah. Sie haben abgeschlossen in Ihrem Palast gelebt und sich wahrscheinlich um nichts gekümmert.«
    »Schon möglich«, gab Peccary vorsichtig zu. »Ich bin also Ihr Gefangener. Darf ich fragen, wie lange?«
    »Bis meine Leute fertig sind. Sie werden uns zu Ihrer Fabrik begleiten, wo das Y-Hormon produziert wird. Ich werde ständig hinter Ihnen stehen, Peccary, mit einem Revolver auf Ihren Rücken gerichtet. Nur Sie kennen die Kombinationen für die automatischen Wachen, die uns sonst nicht durchlassen würden. Mein ganzes Leben habe ich auf diesen Augenblick gewartet! Wenn wir erst einmal in der Fabrik sind, erledigen meine Leute

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