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Heyne Galaxy 04

Heyne Galaxy 04

Titel: Heyne Galaxy 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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Sein Gesicht war rot vor Anstrengung, aber er strampelte kräftig weiter, bis er die Reitergruppe erreichte. Mit einem Satz war er aus dem Sattel, wischte sich den Schweiß von der Stirn und zog seine goldene Uhr. Er stöhnte verzweifelt auf und sagte zu Peccary, ohne den Bärtigen und seine Männer zu beachten:
    »Wir haben noch dreißig Minuten, und bis in die Stadt sind es mehrere Meilen. Aber es geht bergab, wir könnten es schaffen.« Er schob das Fahrrad zurecht. »Los, Peccary, Sie setzen sich auf die Stange. Ich fahre.«
    Nichts wäre Peccary lieber gewesen, aber der Mann, der ihn aufs Pferd setzen wollte, hielt ihn mit kräftigen Armen fest.
    »Sie wollen mich umbringen«, rief er hilflos aus. »Zuerst wollen sie meine Fabrik zerstören und mich dann umbringen.«
    »Aber nein!« protestierte Staghorn erschrocken. »Das geht nicht. Die Folgen wären unabsehbar.« Er sah den Bärtigen wütend an. »Hören Sie, mir bleibt keine Zeit, Ihnen alles ausführlich zu erklären, außerdem würden Sie mir wahrscheinlich auch kein Wort glauben, aber Sie und Ihre Leute, Sie sind alle nichts als Illusionen. Die ganze Situation ist nichts als eine mathematische Wahrscheinlichkeit. Lassen Sie also Dr. Peccary auf der Stelle frei.«
    Der bärtige Anführer war so überrascht, daß er Staghorn nur ungläubig anstarren konnte. Endlich sagte er:
    »Wer sind Sie? Ich kann mir nicht vorstellen, daß ein Unsterblicher das Risiko auf sich nehmen würde, ein Fahrrad zu besteigen.«
    »In diesem Augenblick bin ich genauso sterblich wie Peccary.«
    »Unsinn! Peccary ist einhundertvierzig Jahre alt.«
    »Ich habe schon versucht Ihnen zu erklären, daß diese Situation in Wirklichkeit überhaupt nicht existiert.«
    Der Bärtige stampfte wütend auf den Boden.
    »Ich lebe jetzt seit fünfundfünfzig Jahren auf diesem Planeten und kann beurteilen, was Wirklichkeit ist und was nicht. Außerdem beginne ich zu glauben, daß Sie doch einer der Unsterblichen sind. Selbst ein Unsterblicher kann einigen Mut zeigen, wenn er weiß, daß ihm vielleicht das Y-Hormon entzogen werden könnte.«
    »Dann muß ich wohl deutlicher werden«, rief Staghorn pathetisch aus. »Ich sehe, daß Sie hier im Tal Schulen und sogar ein wenig Industrie besitzen. Dann werden Sie von mir gehört haben. Ich bin Dr. Roger Staghorn und konnte Ende des zwanzigsten Jahrhunderts einige bedeutende Erfindungen machen.«
    Der Bärtige stemmte die Arme in die Seiten, dann begann er dröhnend zu lachen.
    »Etwas Dümmeres haben Sie sich nicht ausdenken können? Natürlich haben wir von Roger Staghorn gehört. Er starb im Jahr 1994.«
    »Daran werde ich kaum etwas ändern können – trotzdem bin ich dieser Roger Staghorn.«
    Der Bärtige hörte auf zu lachen.
    »Sie lügen! Sie müssen lügen, denn ich bin Staghorn!«
    »Sie sind Staghorn?« rief Staghorn fassungslos.
    »Ja, ich bin Henry Staghorn, der Großneffe des großen Dr. Roger Staghorn, dessen Namen Sie für Ihr schändliches …«
    »Unmöglich!« unterbrach ihn Staghorn. »Ich habe nie die Absicht gehabt, jemals zu heiraten.«
    »Dr. Roger Staghorn heiratete vor genau neunzig Jahren, als er die Atavars fand. Er erkannte, daß sterbliches Blut die Degeneration aufhalten würde und opferte sich. Drüben bei den Felsen ist sein Grab. Dann noch etwas: er wurde Peccarys erbittertster Gegner. Lebte er noch heute, so würde er mit Freuden den Strick knüpfen, an dem wir Peccary aufhängen werden, statt ihm helfen zu wollen.« Der Bärtige zog plötzlich einen Revolver aus der Tasche. »Es wird besser sein, wenn ich Sie jetzt und hier töte.«
    Peccary fiel fast in Ohnmacht. Wenn Staghorn getötet wurde, ging jede Hoffnung verloren, in die Gegenwart zurückkehren zu können. Er würde dann immer in dieser verrückten Zukunft bleiben müssen. Doch so schnell gab Staghorn nicht auf. Er hob die Hand.
    »Warte damit, Henry. Von deinem Standpunkt aus gesehen, magst du die Wahrheit sprechen, aber das ändert nichts daran, daß ich Roger Staghorn bin, dein Urgroßvater. Willst du deinen eigenen Urgroßvater erschießen?«
    Es war der Ton in Staghorns Stimme, der den Bärtigen zögern ließ. Unschlüssig sah er sich nach seinen Gefährten um, als erwarte er von ihnen Rat und Beistand.
    Darauf hatte Staghorn gewartet. Zu diesem Zeitpunkt war er noch jünger und schneller als sein Großneffe. Er schwang sich in den Sattel seines Rades und rief Peccary eine Warnung zu. Peccary begriff auf der Stelle. Er riß sich von seinem Bewacher los

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