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Heyne Galaxy 05

Heyne Galaxy 05

Titel: Heyne Galaxy 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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Nichtglauben, das spielt keine Rolle«, sagte Ne Mleek. Seine Tentakel bewegten sich ziellos hin und her. In den blassen Augen war wieder die Trauer. »Es ist so unsere Sitte, seit der erste Gouverneur von der Erde bei uns eintraf.«
    Doane schüttelte den Kopf und wunderte sich.
    »Nun berühren Sie ihn schon«, forderte Ruth-Ann ihn auf.
    »Aber …«
    »Tun Sie, was ich Ihnen sage.«
    Auf Doanes Stirn erschienen einige Falten.
    »Miß Wharton, es ist lediglich eine Sache des Prinzips. Ich bin nicht nur dem Direktor der Treuhandverwaltung verantwortlich, sondern auch der Liga, und ich sehe nicht ein, warum ich diesen Unsinn …«
    »Sie sollen ihn berühren!« sagte Ruth-Ann, diesmal todernst und mit Nachdruck.
    Doane wollte abermals widersprechen, aber in diesem Augenblick half der Zufall nach. Der Kommandant des Schiffes korrigierte den Kurs. Die winzige Verlagerung des Schwergewichtes genügte, die Passagiere schwanken zu lassen. Niemand verlor den Halt, bis auf den kranken Gadian Pluur. Er fiel Jaffa praktisch direkt in die Hände.
    Doane zuckte zusammen und zog blitzschnell die Hand zurück. Es war, als habe er einen elektrischen Schlag erhalten. Irgendwo unter seiner Kopfhaut kribbelte es.
    »Ich danke Euer Ehren«, flüsterte Ne Mleek erleichtert.
    Die Marsianer zwängten sich aus der Kabine.
    Nichts begreifend sah Jaffa Doane hinter ihnen her.
    »Aber ich habe meine Rede doch schon vorbereitet«, protestierte Doane wütend. »Keine leeren Versprechungen und glorreichen Worte, sondern Tatsachen. Ich werde ihnen mitteilen, daß nun endlich Schluß ist mit… mit diesem Unsinn, den meine Vorgänger eingeführt haben.«
    »Ausgezeichnet«, sagte Rosenman, Admiral und Stellvertreter des Gouverneurs. Er hatte eine breite Figur und bereits weiße Haare auf dem mächtigen Kopf. Er trug seine Uniform, als sei er darin geboren. »Aber trotzdem müssen Sie der heutigen Versammlung beiwohnen und Ihre Pflicht erfüllen.«
    »Pflicht! Das ist glatter Mord, sonst nichts!«
    »Eine Exekution, um genauer zu sein. Der Marsianer wurde von einem Gericht der Eingeborenen schuldig gesprochen und erhält seine gerechte Strafe.«
    »Ich bin kein Henker.«
    »Sie sind der Gouverneur, und es gehört zu Ihren Pflichten, die Entscheidung des marsianischen Gerichts in die Tat umzusetzen.«
    Doane sah Rosenman forschend und mißtrauisch an.
    »Was hat der Verurteilte eigentlich ausgefressen?«
    »Als ob das etwas zu sagen hätte! Nach marsianischen Gesetzen muß er zum Tod verurteilt werden. Sie nennen es böses Denken oder so ähnlich.«
    »Böses Denken?«
    Doane schüttelte den Kopf und ging hinüber an das große Fenster des Administrationsgebäudes, dessen Hausherr er nun war. Die orangefarbene Sandlandschaft, nur von wenigen Rauchbäumen unterbrochen, ließ ihn die Augen zusammenkneifen. Die Marsianer hielten das für einen Park. Er lag mitten in der kleinen Stadt Marsport, und es war eine große Ehre, wenn ein Haus so gebaut wurde, daß man von ihm aus den Park sehen konnte. Wenigstens war das die Auffassung der Marsianer.
    Es war ebenfalls ihrer Auffassung nach eine Ehre, den Henker zu spielen.
    »Ich sehe keine Konjunktion der beiden Monde«, bemerkte Doane verdrießlich.
    »Aber die Marsianer sehen sie. Für sie sind die Monde gut zu beobachten.«
    »Und diese Konjunktionsversammlung ist eine alte Tradition? Was haben sie denn da so vor fünfzig Jahren getan, als wir noch nicht hier waren?«
    Rosenman zuckte die Achseln und blickte zur Uhr.
    »Sind Sie fertig? Dann kann ich ja wohl gehen.«
    »Ja, Sie können gehen«, sagte Doane unfreundlich und sah hinter ihm her, als er den Raum verließ. Er würde sich auch noch an den seltsamen Gang gewöhnen müssen, der hier auf dem Mars der geringeren Schwerkraft wegen üblich war.
    Er setzte sich an seinen Schreibtisch, und zum sechstenmal vergaß er die geringere Schwerkraft. Er stieß sich kräftig das Schienbein an. Auch zum sechstenmal.
    Er klingelte. Ruth-Ann erschien so schnell, als habe sie auf das Signal gewartet.
    »Man muß sich noch daran gewöhnen«, meinte sie, als er mit schmerzlich verzogenem Gesicht auf sein Bein deutete. »Wünschen Sie, daß ich Sie zur Versammlung begleite?«
    »Nein.«
    »Was brüllen Sie mich denn so an?«
    »Tut mir leid«, entschuldigte er sich steif. »Ich bin ein bißchen durcheinander, Miß Wharton.«
    »Ich verstehe, Jaffa.«
    »Ich weiß nicht, ob Sie alles verstehen. Von der Erde aus sah es ganz anders aus.« Doane sah hinaus in den

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