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Heyne Galaxy 05

Heyne Galaxy 05

Titel: Heyne Galaxy 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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Vielleicht versagte der Antrieb. Aber immerhin – ich riskiere nur dreißig Jahre meines Lebens, keine Ewigkeit…
    Wenn er es schaffte …!
    Nun, dann würde er Harry und seine Kinder schon in wenigen Tagen sehen. Vielleicht würde er ihnen die Wahrheit bekennen. Warum auch nicht? Mit dem Überlichtantrieb würde das Leben wieder einen Sinn haben. Man konnte alle Verwandten besuchen, auf welchen Planeten sie auch immer wohnten. Was war schon die Unsterblichkeit gegen Raumschiffe, die schneller als das Licht flogen…?
    Und dreißig Jahre waren dann eine sehr lange Zeit.
    Länger als manche Ewigkeit…

Besuch aus dem Jahre 2487
    (THE DISCOVERY OF MORNIEL MATHAWAY)
     
    William Tenn
     
     
    Jeder wundert sich über den Wandel, der mit Morniel Mathaway vorging, seit er entdeckt worden war. Jeder, außer mir. Man erinnert sich, daß er ein ungepflegter und untalentierter Vorstadtmaler war, der jeden zweiten Satz mit »ich« begann und wenigstens jeden dritten mit dem Wort »mir« oder »mich« beendete. Er litt einfach an Minderwertigkeitskomplexen, weil er selbst genau von sich wußte, daß er nur ein zweitrangiger Künstler war und nun befürchtete, die anderen könnten das auch merken. Wenn man sich eine halbe Stunde lang mit ihm unterhielt, hing einem die Selbstbeweihräucherung zum Halse heraus, und man machte, daß man fortkam.
    Nur ich verstehe seine Wandlung. Nur ich weiß, warum er heute so bescheiden ist, und warum er solchen Erfolg hat. Aber schließlich war ich auch an jenem Tag bei ihm, als er »entdeckt« wurde – wenngleich diese Ausdrucksweise an und für sich nicht korrekt sein dürfte. Ich weiß nicht recht, wo ich beginnen soll, Ihnen diese Geschichte zu erzählen, nicht weil sie unwahrscheinlich klingt, sondern weil sie im wahrsten Sinne des Wortes unmöglich ist.
    Ich weiß nur, daß ich jedesmal Kopfschmerzen bekomme, wenn ich den Versuch unternehme, Sinn in die ganze Angelegenheit zu bringen, und oft glaube ich selbst, verrückt geworden zu sein. Doch hören Sie jetzt zu, und dann urteilen Sie selbst.
    An jenem Tag sprachen wir gerade über die Möglichkeit, daß ihn jemand entdecken würde. Ich saß auf der Kante eines hölzernen Stuhls in seinem kleinen Atelier in der Bleekerstraße. In den Sessel hatte ich mich nicht gewagt, denn mit dem hatte es seine besondere Bewandtnis. Morniel bezahlte mit ihm seine Miete.
    Der Sessel war eine altertümliche Konstruktion, die man neu überzogen und gepolstert hatte. Vorn war er höher als hinten. Wenn man sich in ihn hineinsetzte, rutschten einem sämtliche Gegenstände aus den Hosentaschen – Wechselgeld, Schlüssel, Brieftaschen – und verschwanden durch einen Spalt in einem Gewirr verrosteter Federn und vermodertem Holz. Wenn Morniel also Besuch bekam, dirigierte er den Betreffenden stets in den Sessel und betonte, wie gemütlich er doch sei. Der Unglückliche versank dann in den Unebenheiten und versuchte verzweifelt, die richtige Stellung zu finden. Dabei mußte er sich drehen und wenden, wobei Morniels Augen zu leuchten begannen. Denn je mehr sich ein Gast bewegte, desto mehr mußte er verlieren.
    Nach solchen Besuchen pflegte Morniel dann den Sessel auseinanderzunehmen und die Schätze einzusammeln.
    Da saß ich lieber auf dem Stuhl, auch wenn er hart und unbequem war. Aber man behielt wenigstens sein Geld.
    Morniel verlor nie etwas. Er saß stets auf dem Bett.
    »Ich kann kaum noch den Tag erwarten«, sagte er, »an dem ein Händler, ein Kritiker oder sonst ein Kunstsachverständiger mit einem Gramm Gehirn in seinem Schädel meine Werke sieht. Er muß dann doch sehen, was ich kann, Dave. Und ich kann wirklich was, mein Lieber. Ich bin gut, glaube mir das. Manchmal habe ich direkt Angst vor mir, weil ich so gut bin. Es ist fast zuviel Talent für einen einzigen Mann.«
    »Nun«, warf ich ein, »da ist immer noch die …« »Zuviel Talent für einen Mann«, fuhr er schnell fort, weil er befürchtete, ich habe ihn nicht richtig verstanden. »Zum Glück habe ich genug Charakter, die schwere Last tragen zu können. Ich habe eine wunderbare Seele. Aber ein schwächerer Mensch als ich würde unter der Bürde seines eigenen Genies zusammenbrechen. Das Talent, geistige Vorstellungen Gestalt annehmen zu lassen, würde ihn vernichten. Er würde einfach zusammenbrechen unter der Erkenntnis, der größte Maler seiner Zeit zu sein. Ich aber nicht, Dave. Ich nicht!«
    »Also gut«, sagte ich, weil er gerade eine Pause machte, ››ich bin froh, wenn du so

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